Schulpolitik

(also die letzte Domäne der Bundesländer, die allerdings auch bereits geschleift wird)

scheint entscheidend bei Landtagswahlen zu sein

(wobei gleich ergänzt sei, dass Volkes Wille nicht automatisch der Weisheit letzter Schluss oder überhaupt von fundierter Kenntnis getrübt ist: im Zweifelsfall ist "das" Volk [oder genauer: die tonangebende "Elite"] nämlich immer nur für die gute, alte Auslese-Schule):

In Nordhein-Westfalen ist 2017 gerade auch wegen der Schulpolitik die bisherige SPD-Grünen-Koalition ab- und dafür eine CDU-FDP-Koalition neugewählt worden

(Totgesagte leben länger: die FDP ist der Wiedergänger der Politik, denn "der" Wähler hat ein Gedächtnis von zwölf Uhr bis Mittag):

der CDU und der FDP traute man wohl eher zu, G8 zurückzunehmen und wieder G9 zu inthronisieren, und insbesondere hatte man bei diesem Thema wohl den Eiertanz der früheren grünen Kultusministerin Sylvia Loehrmann gründlich satt - und hat dabei in Kauf genommen, dass nun ausgerechnet genau jene Parteien G8 kippten, die es seinerzeit eingeführt hatten - und deshalb damals ihrerseits abgewählt worden waren

(vgl. ).

In der neuen Koalition ist nun ausgerechnet eine FDP-Frau zur Kultusministerin ernannt, also der Bock zum Gärtner gemacht worden:


(da glotzen die Schüler in den Pausen nur noch auf ihre "Smartphones",
und nun soll der Unterricht sogar noch digitaler als der Pausenschwachsinn werden!?)
.

Der FDP ist doch nur zuzutrauen, dass Schulen noch weiter auf die "freie Wirtschaft" hin getrimmt werden:

"Ich bin froh, dass Sie den Irrweg eines radikalen Werbeverbots an den Schulen verlassen haben."
(Wolfgang Greilich, FDP, zitiert nach )


  "Wir wissen zwar nich nicht, was wir mit den Daten machen, aber es ist gut, sie schonmal zu haben."
(frei nach Marc-Uwe Kling)

"SPIEGEL ONLINE: Eine beinahe komische Szene beschreiben Sie, als der Bombenattentäter in seine Basis zurückkehrt und man ihm dort zu 200 Opfern gratuliert, obwohl es doch in Wirklichkeit weniger waren. Glauben Sie, es gibt so eine Art professionellen Wettstreit unter Terroristen tatsächlich?
Mahajan: Ich kann es nicht sicher sagen. Aber in Armeen wird so etwas ständig gemacht, deshalb scheint es mir wahrscheinlich. Aus meinen Recherchen weiß ich, dass Terroristen sehr gern die Zeitungsberichte über ihre Taten lesen. Auf der anderen Seite haben Terrorgruppen ihre eigenen Propagandamedien und neigen dazu, solche Zahlen aufzublasen. Was mir erst auffiel, als ich das Buch zu Ende geschrieben habe: Es passt sehr gut zu einem weltweiten Trend: Wir alle messen unseren Erfolg immer mehr mithilfe von Zahlen, seien es Likes bei Facebook oder Erwähnungen bei Twitter."
(Quelle: )

Wie es sich für einen guten Kultusminister gehört, ist die neue FDP-Kultusministerin auch prompt in Aktionismus ausgebrochen:


(, 17.7.2017)

Was dabei natürlich nicht mitveröffentlicht wird, sind die Gründe für Unterrichtsausfall

(die ja auch niemanden interessieren [sollen]),

nämlich z.B. oftmals zu wenig Lehrer an den Schulen

(oder eben genauso viele, dass kein einziger Lehrer krank werden oder aus anderen Gründen fehlen darf;

immerhin [das sei doch der Gerechtigkeit halber zitier]t:

"Die FDP-Fraktion fordert deshalb schon seit Langem eine Unterrichtsgarantie. Um dieses Ziel zu erreichen, wollen wir Schulen in einem ersten Schritt eine mindestens 105-prozentige, mittelfristig eine 108-prozentige Lehrerversorgung als Vertretungs- und Gestaltungsreserve zur Verfügung stellen."
[Quelle: ])
.

Und ein Schulranking nach Abiturnoten wird doch nur deren Inflation (oder genauer: Deflation) zur Folge haben

(vgl. Bild ).


An all dem stören mich natürlich auch die armselige Zahlengläubigkeit und das exhibitionistische "Ranking". Aber mehr noch stört mich, dass da

(wie immer in der Schulpolitik)

nur aktionistische Fassadenkosmetik betrieben wird:

ich will doch gar nicht leugnen, dass (allzu?) viel Unterricht ausfällt, aber man kann doch mal leise anfragen, ob das überhaupt so schlimm ist

(aus Schülersicht sowieso nicht).

Damit meine ich nicht den Unterrichtsaufall in angeblichen "Nebenfächern"

(wenn wegen Kranheit des Lehrers der Mathematikunterricht ausfällt, hagelt es bei der Schulleitung nach spätestens einer Woche von Seiten der Eltern massenhaft Beschwerden; wenn aber der Religionslehrer ausfällt, stört das monatelang niemanden).

Sondern ich meine den Ausfall von langweiligem, uninspiriertem, unanschaulichem und wenig nachhaltigem Unterricht:

das eigentliche Problem ist also

(und auch nicht die Nebenkriegsschauplätze G8, zentrale Prüfungen, Kernlehrpläne, Nachmittagsunterricht ..., also all der Post-PISA-Aktionismus),

Solch eine Verbesserung des Unterrichts läßt sich aber nicht kultusbürokratisch diktieren, sondern "nur"

(ganz ohne Kultusbürokratie)

 ermutigen, anstoßen, fördern und überzeugend vormachen.

Das eigentliche Problem ist also jene schnarchlangweilige Lehrerfraktion, die nur kreuzbrav die Lehrpläne runterreißt

(immer stramm am Schulbuch entlang unterrichtet)

- und wegen solch elender Pflichterfüllung nie belangt werden kann.


Aktuelle Zahlen zum Unterrichtsausfall in meinem Heimat-Bundesland NRW liegen mir im Augenblick nicht vor, aber glücklicherweise steht jetzt (Oktober 2017) auch eine Landtagswahl in Niedersachsen an und kocht da im Wahlkampf natürlich reflexartig wieder das Thema „Unterrichtsausfall“ hoch:


(Quelle: )

98,9 % Unterrichtsversorgung

(und damit der schlechteste Wert seit Jahren),

das ist ja entsetzlich. Da fallen ja glatt 1,1 % des Unterrichts aus!

(Wenn auf einem Parteitag der Spitzenkandidat [wie jüngst bei der SPD] mit mehr als 98 % gewählt wird, so nur in Diktaturen oder Bayern.)