zwei Dinge braucht der Jugendliche

Ich halte es enorm wichtig fürs Selbstbewusstsein, dass jedeR SchülerIn auf mindestens einem Gebiet

Damit ist keineswegs (nur) Schulisches gemeint, sondern man kann ebenso gut in Tennis oder Briefmarkensammeln triumphieren - und man tue alles dennoch letztlich nicht (nur) für den Triumph über andere, sondern (auch und vor allem) für sich selbst

(obwohl Anerkennung nicht schaden kann, reicht doch oftmals das eigene Wissen um Erfolge):

Es gilt, "Avantgarde seiner selbst" zu werden!

Deshalb bitte ich SchülerInnen oft, (mindestens)

  1. ein echtes außerschulisches Interesse
    (z.B. handwerkliche Fähigkeiten, damit man ENDLICH MAL die Ergebnisse der eigenen Bemühungen anfassen kann:

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ein von mir selbst gebauter Tisch)

  1. ein Lieblingsschulfach
    (und zwar selbst dann, wenn man nur die Wahl zwischen Krebs und Cholera hat)

auszuwählen.

Nur ein Beispiel:

  1. Fußball praktisch: gezielt und mit Einsatz die eigene Spieltechnik verbessern,

  2. Fußball theoretisch: Fachliteratur etwa zur Fußballgeschichte oder zur Spieltechnik lesen.

Beides!


Ich weiß, das sagt sich so einfach - und ist doch oftmals verdammt schwierig:

  1. es zu wagen, sich überhaupt für eine Sache wirklich zu interessieren (etwas zu lieben!),

  2. sich gegen eine gelangweilte und vielleicht sogar stänkernde Umgebung für etwas zu engagieren,

  3. sich in der Jugendzeit, in der einem alle Tore offen zu stehen scheinen, probeweise für eins zu entscheiden, also andere Tore (vorerst) verschlossen zu halten,

  4. eine Sache durchzuhalten (sich selbst dazu zu zwingen), auch wenn's Frustrationen setzt,

  5. es in einer Welt perfekter Produkte zu wagen, mit weniger perfekten Produkten anzufangen,

  6. lange Zeit ohne äußere Anerkennung zurechtkommen zu müssen.

Es ist ein Teufelskreis: für solche Interessen braucht man Selbstbewusstsein, und umgekehrt erzeugen sie Selbstbewusstsein.


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Eine interessante Frage ist, ob Schule neben fachlichen auch außerunterrichtliche bzw. nicht-schulfachliche Interessen "fordern & fördern" sollte

(wie es neudeutsch autoritär heißt, denn letztlich ist damit sowieso immer nur "fördern" gemeint).

(die Ganztagsschule ist immer nur die zweitbeste Lösung)?

(wenn etwa ein Schüler, der im Altenheim aushilft, die Alten lieblos behandelt)?

"Schulen wie Salem oder die Odenwaldschule, wie die Lietz-Schulen oder der Birklehof bieten ihren Kindern und Jugendlichen weit mehr als nur Schule mit angeschlossenem Wohntrakt. Ihr Erziehungsanspruch ist umfassend, das außerunterrichtliche Programm reicht rund um die Uhr. Der klassische Schulunterricht - mit vergleichsweise winzigen Klassengrößen - ist hier nur die eine Hälfte; personalintensive Betreuung, Arbeitsgemeinschaften, soziale Dienste, Handwerk, Musik, Sport kommen hinzu [...]"
(zitiert nach Bild  )

Vgl. auch Hartmut Ferenschild: Bild "Verantwortlich handeln lernen in den Salemer Diensten. Die Renaissance einer alten pädagogischen Idee."


Auf jeden Fall sollte Schule aber zweierlei tun:

  1. "außerschulische" Interessen fördern, und sei's allein dadurch, dass SchülerInnen gegebenenfalls dafür frei gegeben wird

(igitt, das wäre ja Unterrichtsausfall!).

Ich denke da beispielsweise daran, dass SchülerInnen, die im Technischen Hilfswerk waren, bei der Schneekatastrophe im Winter 2005/6 im Münsterland eine Woche Sonderurlaub bekamen.

  1. "außerschulischen" (sinnvolle?!) Interessen

(soweit man überhaupt davon erfährt; vgl.  Bild )

Platz im Unterricht bieten

(allerdings fühlen SchülerInnen sich dann gerne "vorgeführt" und wollen auch manchmal gar nicht, dass die Schule nun auch noch ihr Privatleben einbezieht).

Dazu muss allerdings manchmal das enge Fächerraster gesprengt werden. Denkbar wären also beispielsweise "Facharbeiten" im Fach Deutsch zu x-beliebigen, also auch nicht-"deutschen" Themen.


  1. "Drei Dinge braucht der Mann:
  1. "Ein Mann muss im Leben drei Dinge tun:

Nun soll unser Proto-Jugendlicher natürlich kein Bücherwurm, Stubenhocker oder Einzelgänger werden, d.h. er "muss" noch in irgendeine (außerschulische?) Jugendgruppe, sei's in der Gewerkschaftsjugend, im Sportverein, in der kirchlichen Jugendarbeit (Pfadfinder, Messdiener) ...

Dabei meine ich mit "Jugendgruppe" mehr und Verbindlicheres (inkl. einer "Aufgabe"!) als die übliche (rumhängende) Clique.

Und dennoch soll unser Jugendlicher nicht - wie beim derzeitigen (aus Panik geborenen) elterlichen Förderwahn üblich - einen Freizeit-Terminkalender haben wie ein gestandener Topmanager, sondern ihm soll noch echte (und dann hoffentlich freundvoll genossene) Freizeit bleiben.