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An all dem interessiert mich im Hinblick auf eine „mathematische Ambulanz“ in der Schule nur die jeweils kurze Zeitdauer im Gegensatz zu einer längeren „stationären“ Behandlung: die „mathematische Ambulanz“ soll keine regelmäßige, z.B. wöchentliche Nachhilfe sein.

Damit hören die Parallelen zwischen einer medizinischen und einer mathematischen Allianz aber auch schon auf: wer zur „mathematischen Ambulanz“ geht, ist nicht krank, ja, nichtmal automatisch dauerhaft „schlecht“ in Mathematik, sondern hat nur hier und da mal ein mathematisches Wehwechen

(Schüler, die dauerhaft mathematische Probleme haben, bedürfen in unserem Schulsystem wohl leider noch immer der „stationären“ Nachhilfe.

Überhaupt stört mich gewaltig die Anwendung medizinischer Begriffe auf Schulisches. Z.B. wird heutzutage in Schulen andauernd [zentralisierte] „Diagnostik“ betrieben, vergisst man darüber aber weitgehend die „Therapie“ [besseren Unterricht].)

Wenn sich die „Wehwechen“ wider Erwarten aber dennoch als ernst (dauerhaft) erweisen, kann der Leiter der „mathematischen Ambulanz“ die jeweiligen Schüler ja noch immer in die “stationäre Abteilung“ (regelmäßige Nachhilfe) überweisen bzw. letztere empfehlen.


Der Begriff „mathematische Ambulanz“ ist also durchaus ironisch gemeint, und ich könnte mir sogar vorstellen, diese Ironie sehr dick aufzutragen, indem etwa die Tür der „mathematischen Ambulanz“ mit    gespickt wird und der Leiter der mathematischen Ambulanz einen weißen Kittel samt Stethoskop trägt.

Das wäre immerhin ein schönes (wenn auch vielleicht makabres) Signal, dass der Leiter der „mathematischen Ambulanz“ die Mathematik auch nicht allzu ernst nähme und die mathematischen Probleme der Schüler keine ernsthaften Krankheiten, sondern nur mehr oder minder große „Blessuren“ wären:

(Als mein Sohn klein war, haben da immer Pusten & Küssen geholfen.]


Ich stelle mir die „mathematische Ambulanz“ folgendermaßen vor:

  1. ist die Teilnahme von Schülern an ihr streng freiwillig: die Schüler müssen selbst wollen, d.h. es reicht nicht, wenn sie nur von ihren Eltern geschickt werden.
  2. ist der Besuch der „mathematischen Ambulanz“ streng vertraulich: der Leiter der „Ambulanz“ unterliegt

(da haben wir tatsächlich eine Parallele zu den Ärzten in einer medizinischen Ambulanz)

der Schweigepflicht - und die regulären Mathelehrer eines Schülers erfahren nie, dass einer ihrer Schüler bei der „mathematischen Ambulanz“ war

(und zwar nicht etwa, weil der Besuch der „mathematischen Ambulanz“ peinlich wäre, sondern damit

  1. wird keine regelmäßige („stationäre“) Teilnahme an ihr erwartet, ja, eine regelmäßige Teilnahme widerspräche geradezu dem Konzept der „Ambulanz“

(Schüler, die andauernd kommen, müssen auch mal sanft abgelehnt bzw. auf eine Nachhilfe verwiesen werden).

  1. hat die „mathematische Ambulanz“ für Oberstufenschüler, die ja Freistunden haben, vielleicht ab und zu auch während der regulären Schulzeit geöffnet, ansonsten aber direkt im Anschluss an den Schulvormittag oder auch (bei Ganztagsbetrieb) in der langen Pause zwischen Schulvor- und nachmittag.
  2. gibt es bei der „mathematischen Ambulanz“ keine Voranmeldungen und (mehrfachen) Terminvereinbarungen, sondern „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“.
  3. wäre es denkbar, die „mathematische Ambulanz“ in zwei Räumen abzuhalten: in dem einen Raum findet die direkte Beratung statt, in den anderen können sich die Schüler zum Üben zurückziehen, während im ersten Raum schon wieder  gilt.
  4. ist die Tür der „mathematischen Ambulanz“ während der Öffnungszeit immer einladend weit geöffnet, wenn gerade mal kein „Patient“ „behandelt“ wird.
  5. „ambuliert“ der Leiter der „mathematischen Ambulanz“ grundsätzlich keine Schüler, die er auch im regulären Mathematikunterricht unterrichtet.
  6. wäre also als Leiter der „mathematischen Ambulanz“ ein außenstehender Lehrer ideal, der nicht auch regulären Mathematikunterricht an der jeweiligen Schule unterrichtet. Denkbar wäre da z.B. ein inzwischen pensionierter Lehrer der Schule.
  1. können die Schüler auch gerne in Kleingruppen kommen, wenn sie an demselben mathematischen Wehwechen „leiden“

(solch ein gemeinsamer Besuch verringert vermutlich auch die Schwellenangst).

  1. ist die „mathematische Ambulanz“ keine 1:1-Hausaufgabenhilfe, sondern dient sie eher dem grundsätzlichen Verständnis. Man könnte also
  1. könnte ich mir die "mathematische Ambulanz" durchaus auch in Zusammenarbeit mit Oberstufenschülern vorstellen, die

Mit solchen Schülern zusammen könnte man eine "ambulante Mathematik"-AG eröffnen

(vielleicht eben doch mit Noten oder zumindest einer anerkennenden Bemerkung auf dem Zeugnis).

  1. wären ab und zu zusätzlich zum Alltagsgeschäft der "mathematischen Ambulanz" Groß-Crashkurse denkbar, also z.B. für alle Schüler, die denken: "ein Wiederholung der Bruchrechnung könnte mir nun wahrhaft nicht schaden" bzw. "es ist doch einfach ärgerlich, dass sich bei mir immer wieder dieselben uralten Versäumnisse rächen - und mir alles Neue kaputtmachen".

(Ich halte ja sowieso viel von mathematischen "Großveranstaltungen" [und "Frontalunterricht"] ab und zu

[die Teilnahme daran wäre streng freiwillig, um  Störungen durch penetrant desinteressierte Schüler zu vermeiden]:

da würden dann z.B. alle Schüler der parallelen Mathekurse der 11. Klasse zu einem Vortrag zum Thema "Grundlagen der Kurvendiskussion" in die Aula eingeladen. Dieser Vortrag würde dann von einem Lehrer abgehalten, der sich dafür mal besondere, weit über die normale Unterrichtsvorbereitung hinausgehende Mühe gegeben hätte

[z.B. mit Modellen, Computeranimationen, Powerpoint].)


Keine Ahnung, ob die „mathematische Ambulanz“ von den Schülern angenommen, d.h. (von verschiedenen Schülern) regelmäßig frequentiert würde. Einen Versuch wäre es aber doch allemal wert!


Eine „Ambulanz“ kann ich mir durchaus auch in anderen Schulfächern vorstellen.