Bücher des Monats 10/2006

Arthur Zajonc: Die gemeinsame Geschichte von Licht und Bewusstsein; rororo

(derzeit - wie so viele wichtige Bücher - leider nicht im Buchhandel erhältlich)

Ein wahrhaft (auch stilistisch) grandioses Buch über die faszinierende Kulturgeschichte des Lichts von den Anfängen bis zur modernen Quantentheorie.

Vor allem gelingt es Zajonc zu zeigen, dass "Licht" kein Nebenthema ist, sondern zentrales Element aller Kultur.

Bemerkenswert dabei ist vor allem, dass Zajonc nicht abschätzig über ältere oder fremde kulturelle Vorstellungen vom Licht spricht:

"Wir sollten uns bewußt machen, daß die wesentlichen Fragen über die Natur in vergangenen oder künftigen Epochen ganz anders lauten könnten als die, die wir uns heute stellen. Wie C. S. Lewis in seinem schönen Buch »The Discarded Images« schreibt, ist unser heutiges Verständnis zwar nicht unbegründet, aber wir dürfen dabei nicht vergessen, daß »die Natur die meisten ihrer Geheimnisse in Form von Antworten auf die Fragen preisgibt, die wir ihr stellen«. Die Fragen, die wir stellen, und die Antworten, die wir bereit sind zu akzeptieren, sind Ausdruck unserer Geisteshaltung. Unter Umständen werden die Bilder eines Zeitalters von einem anderen weniger deshalb verworfen, weil neue Entdeckungen gemacht worden sind, als vielmehr aufgrund der Tatsache, daß es neue Prioritäten und neue Fragen gibt, die alle eine veränderte Gemütsverfassung widerspiegeln."

Gerade durch solche Vorurteilslosigkeit zeigt Zajonc aber, dass die Geschichte des Lichts kein überflüssiger Luxus ist, sondern uns noch immer etwas zu sagen hat.

Allemal ungewöhnlich ist, dass Zajonc "gelernter" Naturwissenschaftler ist - und doch historisch-philosophisch denken kann.

PS: Gar nicht merkwürdig ist, dass mein Verständnis des Buchs nur an einer einzigen Stelle aussetzt - nämlich als Rudolf Steiner behandelt wird.


 
Arthur I. Miller: Der Krieg der Astronomen; Wie die Schwarzen Löcher das Licht der Welt erblickten; DVA

 

Thomas L. Friedman: Die Welt ist flach; Eine kurze Geschichte des 21. Jahrhunderts; Suhrkamp

Man mag Friedmans Optimismus bzgl. der laufenden Globalisierung nicht teilen, aber seine Darstellung der Dimensionen des Globalisierungsprozesses ist unbedingt lesenswert - und sowas gehört unbedingt in jeden Oberstufenunterricht.

Robert Frenay: Impuls; Das kommende Zeitalter naturinspirierter Systeme und Technologien; Berlin Verlag

... trotz des großkotzigen Untertitels unbedingt lesenswert!

Das Buch handelt - auch wenn der Begriff kaum fällt - von Bionik, also dem Versuch, der Natur technische Tricks abzugucken.

Unter all den Büchern, die ich zur Bionik kenne, ist es für mich zweifelsohne das spannendste und aktuellste

(die anderen Bücher ergänzen allerdings oftmals staunenswerte Bilder).

Ich bin bei dem Buch aus dem Staunen

(und das ist die Grundlage aller Wissenschaft!)

gar nicht mehr heraus gekommen:

  • im Hinblick auf den Stand der Forschung

(obwohl Freney nicht so naiv ist, die massiven Gefahren zu verkennen und die großmäuligen Schein-Fortschritte zu glauben; und überhaupt ist sein Buch ein Generalangriff auf naiv mechanistisch-lineares Denken),

  • mehr noch aber über die Meisterschaft der Natur.