die Mathematik von

Nur kurz vorweg: ist ein durchaus sehenswerter Film (vgl. ):


Und ebenfalls vorweg: wieso eigentlich ist der mir schon vor dem Film bekannte Satz "Wer früher stirbt, ist länger tot" so lustig, dass er auch in einer Serie von Jux-Schildern erhältlich ist?:

Ich kann mir das nur so erklären:

"Wenn du früh stirbst, bist du ziemlich blöd, weil du dann nur umso länger tot bist. Und lange tot sein ist doch arg langweilig. Also reiße dich zusammen und stirb nicht früh!"

(Das hört sich fast so an: "Länger-Totsein ist die [gerechte?] Strafe für Früher-Sterben.")

Dieser Satz impliziert aber schon,
Allerdings ist der Satz "Wer früher stirbt, ist länger tot" nicht nur ein Witz, sondern kann auch ganz bitter sein: Sterbende beneiden manchmal diejenigen (insbesondere junge Leute), die noch länger leben dürfen (und kürzer tot sind?).
  Die Mathematik sei derart weltfremd, dass sie über "die letzten Dinge" eh nicht mitreden könne? Weit gefehlt!:

(zitiert nach dem [wie alle Hörbücher von Dimiter Inkiow] höchst empfehlenswerten Hörbuch )
Nun behaupte ich mal kackendreist, dass der Satz natürlich (!) eine eminent mathematische Aussage ist bzw. sich überhaupt erst durch Mathematik in seiner enormen Tragweite verstehen lässt.

Bevor wir aber mit der Mathematik loslegen: mit "Wer früher stirbt" kann zweierlei gemeint sein:
  1. jemand (A), der lange vor einem anderen (B) gelebt hat, also z.B. ein Vorfahr im tiefsten Mittelalter, wobei A sogar älter geworden sein kann als B.

Das sieht auf dem mathematischen (!) Zahlenstrahl dann z.B. so aus:


  1. jemand (C), der gleichzeitig mit einem anderen (D) geboren wurde, aber früher (jünger) stirbt:

"The good always dye young"
(diejenigen, die alt werden, sind also nicht gut?)

...

Das sieht dann auf dem mathematischen Zahlenstrahl z.B. so aus:


Nun ist es unzweifelhaft so, dass das Leben

(egal, ob man jung oder alt stirbt)

endlich ist.

Aber wie steht es mit dem Totsein?: ist es zeitlich endlich | oder unendlich ?

(wenn auch nicht unbedingt gleichzeitig: es wäre ja z.B. denkbar, dass eben nicht „wer früher stirbt, ist länger tot“ gilt, sondern dass als ausgleichende Gerechtigkeit alle gleich lang tot sind: wer früher stirbt, dessen Totsein endet auch früher):



In diesem Fall sind also A, B, C und D allesamt unendlich lang tot

(der einzige Unterschied ist, dass das unendliche Totsein zu unterschiedlichen Zeitpunkten beginnt).

Die Unendlichkeit ist aber immer gleich lang. Man kann sich das auch so vorstellen:

“Die Unendlichkeit ist aber immer gleich lang“ bedeutet, dass A, B, C und D allesamt gleich lang tot sind, was aber dem Satz „wer früher stirbt, ist länger tot“ widerspricht.

(Wir haben hier also einen mathematischen „Widerspruchsbeweis“ geführt: eine [scheinbare] Möglichkeit [hier ein unendlich langes Totsein] ist falsch [eben keine Möglichkeit], wenn sie der Voraussetzung [hier „wer früher stirbt, ist länger tot“] widerspricht.)

Wir müssen also bei der zweiten Möglichkeit nachbessern:



Aus der Voraussetzung „wer früher stirbt, ist länger tot“ folgt also zwingend die erste Möglichkeit, d.h. die Endlichkeit | des Totseins.

Anders gesagt: irgendwann ist das Totsein auch wieder vorbei.

Laut christlicher Tradition ist das aber am „Jüngsten Tag“ der Fall:

An diesem „Jüngsten Tag“ erfolgt die Auferstehung (!) aller Toten, die dann im „Jüngsten [= letzten?] Gericht“ von Christus nach den Taten während ihres Lebens beurteilt und auf Himmel und Hölle

(und - nicht Fleisch, nicht Fisch - das „Fegefeuer“ )

aufgeteilt werden.


Insgesamt haben wir also ausgehend von der Voraussetzung „wer früher stirbt, ist länger tot“ mit mathematischer Unfehlbarkeit bewiesen,

(auch das widerspräche der Voraussetzung „wer früher stirbt, ist länger tot“, denn dann wäre ja jeder nur einen Augenblick lang tot; und es wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein),

(wobei offen bleibt, was dann folgt und ob es mit dem eigentlichen Leben vergleichbar ist

[der Himmel ist langweilig, weil keiner sich ihn vorstellen kann];

im Christentum folgt aber nach der „Wiederauferstehung“ am „Jüngsten Tag“ das „ewige Leben“, allerdings eventuell, wenn‘s blöd gelaufen ist, ein ewiges Leben bzw. Leider-nicht-sterben-Können in der Hölle

Falls uns das passiert, werden wir wohl ziemlich blöd aus der Wäsche gucken.

Aber vielleicht ist die Hölle ja auch eine feine Sache - und viel lustiger als der Himmel, in dem man immer nur jubilieren und Hosianna singen muss   :

"Ein Mann kommt in die Hölle. Überall sieht er nur Golfplätze, Tennisplätze, Swimmingpools etc. - und vor allem überall nur glückliche Menschen. Er wandert umher und sieht eine Wand. Dahinter: Höllenfeuer, Seelen, die auf den Scheiterhaufen verbrannt werden, kurz: alle Qualen, die man sich vorstellen kann.
Der Mann fragt den Teufel: »Du, sag mal, hier ist es doch überall so schön, was ist denn mit den Leuten hinter der Mauer?«
Und der Teufel sagt: »Ach, das sind die Katholiken, die wollen das so!«"
[Quelle: ])


PS:
  1. : aus einer falschen Voraussetzung kann man so ziemlich alles folgern;
  2. : es ist aber nicht ausgemacht, ob die Voraussetzung “wer früher stirbt, ist länger tot“ falsch ist.