Warum es so hart ausdrücken („stehlen“), wenn man es umgangssprachlich auch lustvoller sagen kann?!:



Vorwort
Gotik-Projekt
Spidercam-Projekt

  Vorwort

Es muss ja nicht jeder das Rad neu erfinden, und so weise ich unten nur auf viele Unterrichtsideen hin, die schon von anderen

(bei denen ich mich hiermit in einem Abwasch bedanke!)

ausgearbeitet worden sind.

Zuerst aber einige Vorbemerkungen:

  1. wäre es doch zumindest schade, wenn nicht gar sträflich, wenn man die Mathematik (gotischer Kathedralen / von Spidercams) aus ihrem kulturhistorischen Zusammenhang herausreißen und völlig isoliert behandeln würde.

Denn eine rein mathematische Betrachtung würde das jeweilige Themenfeld doch wieder nur als vorgeschobenen Anlass benutzen bzw. bis auf mathematische Gleichungenabnagen

(am „besten“ so, dass hinterher gar keine Gotik / Spidercam mehr übrig bleibt).

Ideal wären also interdisziplinäre Projekte zur Gotik und Spidercams,

(Nebenbei: von den gängigen Synonymen "Spidercam[era]", "Cable Cam", „Sky Cam“ und urdeutsch "Seilkamera" gefällt mir am besten die Metapher, also "Spidercam" , weil sich die Kamera ja entlang der Seile

[genauer: an den Enden der ein- und ausgerollten Seile]

wie eine Spinne in ihrem Netz bewegt:


[natürlich aus "Die Sendung mit der Maus"])

  1. sollte die erste Frage

Denn die zweite und nicht die erste Frage würden sich

(wenn überhaupt)

Schüler doch wohl stellen, wenn sie einen gotischen Bau oder eine Spidercam sehen würden. An Mathematik würden sie aber sicherlich nicht auf Anhieb denken

(sondern man müsste ihnen überhaupt erst zeigen, dass die Mathematik essentiell für einen gotischen Bau oder eine Spidercam ist).

A propos „wenn überhaupt“: zumindest beim Thema „Gotik“ ist es vermutlich ein bisschen viel verlangt, dass Jugendliche

(oder zumindest viele unter ihnen)

sich auf Anhieb für „so einen uralten Scheiß“ interessieren, und das vielleicht auch deshalb, weil die meisten gotischen Gebäude Kirchen sind, viele Schüler inzwischen aber völlig kirchenfern sind, also nicht wie seinerzeit meine Schwiegermutter denken können:

„In so einer [gotischen] Kirche kann einem

[anders als in einem modernen Seelensilo ]

ja doch glatt noch andächtig zumute werden.“

Umgekehrt frage ich mich aber, ob man sich

(auch ohne christlichen Glauben)

überhaupt ganz der “himmelfahrenden“ Majestät gotischer Kirchen entziehen kann:

 

Wenn ich mit Schülern mal auf einem Klassenausflug in Köln war, stand

(abgesehen vom unvermeidlichen Shoppen und Fast Food)

obligatorisch immer auch eine Portion "Bildung" an, nämlich eine Besichtigung des Kölner Doms

(und die Besteigung eines der beiden Türme, auf die ich einige fußfaule Schüler allerdings „hochprügeln“ musste).

Beim Betreten des Doms ist dann aber oftmals auch Schülern, die vorher nur über diesen Programmpunkt geschimpft hatten, ein „wow!“ oder „boah!“ entwichen.

Es kommt halt darauf an, was man draus macht: bei einem Tagesausflug nach Köln mit zwei Klassen

(die restlichen Schüler musste ich allerdings immer hinten „zusammenfegen“;

nebenbei: vermutlich gibt es auch heute noch interessierte / interessierbare Schüler - so wie mich seinerzeit: als ich etwa elf Jahre alt war, lief im Fernsehen eine Serie mit dem Titel über mittelalterliche Kathedralen - und ich war begeistert; schade, dass diese Fernsehreihe nirgends mehr erhältlich ist).

Bei Spidercams liegt das Problem wohl ein bisschen anders:

(Vgl.        .)

Während es unklar ist, wie man Schülern Interesse an den (mathematischen) Hintergründen bzw. Ursachen vermitteln kann, bin ich mir sicher, wie man ihnen dieses

(ursprünglich vorhandene?)

Interesse austreiben kann, nämlich mit dem üblichen Schul(mathematik)unterricht, in dem

(vgl. Bild )

ausgehend die Hintergründe bzw. Ursachen entdeckt werden,

(Da ist es nachgerade zum Totlachen, dass ausgerechnet der ewige PISA-Weltmeister Finnland derzeit radikal den Schulunterricht ummodelt:

Eines ist dabei aber allemal klar:

„In Ländern mit sehr faktenorientierten Standardtests wird der Phänomen-Unterricht wohl eher nicht funktionieren.“
[Quelle:
]

Und ebenso klar ist wohl, dass für Phänomenunterricht  allgemeingebildete Lehrer benötigt werden.)

Beim Thema „die Mathematik der Spidercam“ sind aber gleich drei Übersetzungsschritte nötig:

Die drei Schritte sind aber schon eine erhebliche Abstraktion, denn sie interessieren

(der überhaupt nur an dem interessiert ist, was die Spidercam zeigt, also an dem "was", nicht aber dem "wie"),

(die völlig überfordert wäre, wenn sie immer auch die komplizierten und zahlreichen Rechnungen durchführen müsste).

  1. müsste es in den Projekten natürlich auch um die aus den Phänomenen Gotik/Spidercam herausdestillierte reine Mathematik gehen, aber diese sollte doch immer wieder an die außermathematischen Phänomene angebunden werden.

D.h.: insbesondere am Anfang und Ende stehen reale Erfahrungen:

    1. anfangs wird langsam die Mathematik aus den Phänomenen herausdestilliert,
    1. am Ende wird die Mathematik im realen Sachzusammenhang erprobt und angewandt.

Schauen wir uns das mal anhand der beiden Phänomene Gotik/Spidercam an:

... eine gotische Kathedrale

      1. : wenn irgend möglich, sollten die Schüler anfangs ein reales gotisches Gebäude (eine Kirche) besichtigen, und zwar am besten eines, das wirklich beeindruckend ist.

Es wäre schön, wenn es solch ein Gebäude in der Nähe der Schule gäbe, so dass man es

(mit den sich langsam entwickelnden mathematischen Erkenntnissen)

immer wieder besichtigen könnte.

Da haben Schüler aus Köln nun wirklich gut - und die Nicht-Kölner könnten ja vielleicht doch einen Tagesausflug nach Köln

(oder zu einem anderen gotischen Gebäude in Deutschland)

machen.

In meiner Heimatstadt Münster lägen als Untersuchungsobjekte z.B. nah

Solche weniger berühmten Kirchen sind nicht so überlaufen wie etwa der Kölner Dom, was den Vorteil hat, dass man

(wenn man freundlich fragt)

die Kirchen auch mal ausmessen, detailliert fotografieren oder sonst unzugängliche Räume besichtigen könnte:

Wenn aber partout kein gotisches Gebäude in der Nähe ist, gibt es ja immer noch

(als zweitbeste Wahl)

auf hervorragende Dokumentationen über die Gotik:

 

 

 

Oder der Lehrer / ein Schüler baut das wahrhaft eindrückliche Modell

.  .

(Unfassbar: ein Lehrer erstellt Unterrichtsmaterial:

Eine Nummer kleiner und mit einem Preis von 19,90 € vielleicht (???) sogar für alle Schüler erschwinglich: : da tun die Schüler wirklich mal Gotik - und üben endlich mal ihre feinmotorischen Fähigkeiten

(... was im üblichen Unterricht nie vorkommt: für Handwerkliches ist man sich ja [durchaus aus Arroganz] zu fein).

Warum aber nicht als Teaser mit dem Film anfangen?

(Dass ich das noch erleben darf: ein Mathematikunterricht, der mit einem Spielfilm anfängt!)

      1. Am Ende der Unterrichtsreihe sollte(n)
        • nicht Mathematik,
        • sondern von den Schülern mit Hilfe der Mathematik hergestellte "handgreifliche" Zeichnungen und Modelle stehen

(und diese Zeichnungen und Modelle sollten groß, also beeindruckend sein).

Beispiele sind da:

(nebenbei: dass

lässt sich am besten dadurch motivieren, dass eigene gotische Muster [z.B. Fensterrosen oder Labyrinthe] erstellt werden);

... eine Spidercam

      1. : es mag ja noch möglich sein, halbwegs in der Nähe eine gotische Kirche aufzutreiben, aber woher eine Spidercam nehmen?!

Oder genauer, da eine (unbewegte) Spidercam alleine ja witzlos ist: eine Spidercam in Aktion ?!

Mit ein wenig Glück liegt die Schule in einer Stadt, die einen Bundesligaclub hat, oder zumindest in deren Nähe. Und mit noch größerem Glück bekommt man da kostengünstige Eintrittskarten. Aber auch das würde wenig helfen:

(als ich Fußballignorant mal mit meinem BvB-begeisterten Sohn im Westfalenstadion in Dortmund war, haben mich hingegen die Bewegungen der Spidercam viel mehr interessiert als das Spiel, und ich hätte am liebsten sofort herausgefunden, wie diese Bewegungen der Spidercam mathematisch funktionieren;

noch viel mehr haben mich alten Voyeur aber die Fans und ihr Verhalten interessiert als die Fußballspieler; vgl. die großartige Dokumentation : wer diese Dokumentation gesehen hat, wird nie wieder pauschal abfällige Bemerkungen über vermeintlich dumme oder allesamt gewalttätige Fußballfans machen);

„wir [...] schauen der Spidercam ins Gesicht“,

d.h. das ursprüngliche Phänomen, nämlich das Fußballspiel aus der Perspektive der Spidercam, wäre verloren - und damit das Phänomen, dessentwegen Spidercams überhaupt eingesetzt werden.

Bemerkenswert ist auch, dass die Perspektive der Spidercam naturgemäß nur medial vermittelbar ist:

(mal ganz abgesehen vom „allerersten“ Phänomen, nämlich der Bewegung der Spieler bzw. dem Spielverlauf).

Bleiben also nur Filme über Spidercams, und das sind oft Reklamefilme für Spidercams, nämlich z.B. .

So mit am interessantesten an diesem Film ist aber der Ausschnitt , in dem eine zweite Kamera

(in einer Drohne ?)

Bessere Einblicke in die Funktionsweise von Spidercams geben

Allemal interessant ist auch eine Bauanleitung für eine Spidercam:

Diese Filme sind allerdings leider alle auf Englisch

(die Bilder sprechen aber auch ohne viele Worte für sich),

und die mathematische Programmierung der Spidercams bleibt (glücklicherweise!?) noch außen vor.

Immerhin (glücklicherweise nur) ansatzweise wird die mathematische Programmierung in diesem Video zu einer Schüler-Facharbeit gezeigt:

      1. : am Ende der Unterrichtseinheit sollte, wenn irgend möglich, ein aus den mathematischen Überlegungen hervorgehendes reales Modell wie im soeben gezeigten Facharbeits-Video stehen.

Zu fragen wäre da, ob die (alle?) Schüler

(z.B. mit  : ),

(z.B. für eine Facharbeit)

überlässt.

Gotik-Projekt
  1. Vorbemerkungen:

auf die Idee, dass ein Gotik-Projekt ebenso

sein könnte, bin ich überhaupt erst so gekommen:

bei der Nachhilfe für eine Oberstufen-Schülerin stellte sich mehrmals heraus, dass die Schülerin durchaus eine gute mathematische „Denkerin“ war, was völlig ihren schlechten Zensuren in Mathematik-Klausuren widersprach. Als eigentlichen Grund für ihre schlechten Noten nannte die Schülerin dann, dass sie Mathematik "einfach [!] uninteressant" fände. Auf meine Nachfrage hin ergänzte sie dann aber, dass sie Mathematik während ihrer langen Schulkarriere ein einziges mal nicht uninteressant gefunden hätte, nämlich während eines "Gotik-Projekts":

 

Interessant an dem Textausschnitt ist vor allem, dass das Projekt geschlagene sechs Wochen dauert - und damit bei den derzeit immer enger gestrickten Lehrplänen fast schon utopisch ist

(vgl. ).

Denn

("geometrische Grundformen" [s.o.], Kongruenzabbildungen [Schieben, Drehen, Spiegeln], Symmetrie),

(nebenbei: kann / darf man gotische Architektur durchnehmen, ohne immerhin ansatzweise das dahinter stehende christliche Weltbild des Mittelalters zu erkunden?; vgl. analog ),

(in der es fast nur um simple Dreiecke geht),

Und kann man nach einer Gotik-Unterrichtseinheit überhaupt noch eine Klassenarbeit schreiben lassen, bzw. wie sollte die aussehen?

  1. geklaute Gotik-Unterrichtsideen:

Spidercam-Projekt
  1.  Vorbemerkungen:

Nachdem aus den oben gezeigte Videos die grundsätzliche Funktionsweise einer Spidercam klar sein sollte

(Bewegung der Kamera durch vier auf- und abgerollte Seile),

würde ich die Schüler das „Balltransportspiel“ spielen lassen:

Dieses „Balltransportspiel“ gibt es in verschiedenen Versionen:

Wie auch immer: es erweist sich, dass koordinierte Bewegungen teuflisch schwierig sind.

Wegen der altbekannten Nachteile von 2D-Projektionen

(fehlende Längen- und Winkeltreue)

scheint es mir ratsam, für den Unterricht ein 3D-Modell zu bauen

(am besten sukzessiv mit den Schülern zusammen):

man kaufe ein -Set und bastle dazu vier halbwegs stabile Seilzug-Ständer mit oben angebrachten Umlenkrollen. Die „Seile“ können anfangs aus verschiedenfarbiger Strickwolle bestehen , und an die "Seile" kann man außerdem noch unterschiedliche Bezeichnungen kleben.

Wir betrachten

In der Bundesliga sind die Maße der Fußballfelder normiert:

Wir wählen die Lage des benötigten Koordinatensystems der Einfachheit folgendermaßen:

(unten werden wir allerdings sehen, dass auch ein „herabhängendes“ Koordinatensystem sinnvoll sein könnte);

Wir stellen die Ständer für die Seilführungen in den Ecken des Fußballfeldes auf:

(... was natürlich völlig unrealistisch, da das für die Spieler gefährlich wäre und die Ecken sowieso für "Eckstöße" benötigt werden. Aber es macht den Bau unser geplantes Modell erheblich einfacher.

In Wirklichkeit sind die Seilrollen an den Dächern der Stadien befestigt, und weil das Dach des Westfalen-Stadions in Dortmund 40 m hoch ist, übernehmen wir diese Höhe [auf der z-Achse] für unsere Ständer.)

Damit ergibt sich

,

wobei die Spitzen der Seilständer alle in einer Ebene 40 m über dem Fußballfeld liegen:

(wenn von einer Ebene die Rede ist, hänge man doch wirklich eine Ebene z.B. aus Pappe oder Plexiglas in die Ständer ein);

Die Kamera kann sich also nur in folgendem Quader bewegen:

Für die Koordinaten der Kamera K ( x | y | z ) bedeutet das:

Mit den vier Seilen und der Kamera K sieht das dann so aus:

(Dieses Bild würde ich zur steten Erinnerung im Großformat zusätzlich zum 3D-Modell im Klassenraum aufhängen.)

Wie die Videos und zeigen, gibt es auch Seilkameras, die

Wir fangen mit solch einem einzigen Seil an, und zwar zwischen den vorderen beiden Ständer-Spitzen A und B, wobei wir noch zwei weitere Vereinfachungen vornehmen:

Da wir ja auf die Dauer alle möglichen Kamerapositionen erreichen wollen, betrachten wir als Nächstes noch immer auf dem straff gespannten Seil zwischen A und B die allgemeine Kameraposition K ( x | 40 ):


Wenn wir nun die Kamera aus der Position K nach unten absenken, bleibt die Kamera in der zweidimensionalen Frontebene und erhalten wir

;

Nun verschieben wir die Kamera in der oberen Deckebene, wozu wir nun aber zusätzlich die y-Koordinaten einfügen müssen, somit K ( 70 | 30 | 40) bzw. K ( x | y | 40 ) erhalten und

Zuguterletzt senken wir noch die Kamera aus der oberen Ebene herab:

Und jetzt fehlt "nur" noch die Bewegung der Kamera

Da alle Bewegungen von den Seilwinden ausgehen, der (Fußball-)Platz unten für alle Berechnungen also eigentlich herzhaft egal ist, wären viele Rechnungen einfacher

(viele Koordinaten der Seilwinden A, B, C und D wären null; es gäbe dennoch nur positive Punktkoordinaten für alle möglichen Kamerapositionen),

wenn man das Koordinatensystem „an die (Stadion-)Decke hängen“ würde

(so, wie die Seilwinden im Westfalenstadion am Dach hängen):

Aber das ist für Schüler vielleicht doch allzu ungewöhnlich und würde somit zu anderen Schwierigkeiten führen.

(Nebenbei: es lohnt sich, das Spidercam-Problem auch mal ansatzweise elementargeometrisch, also ohne Vektoren zu lösen. Das erweist sich wegen der dann nötigen vielfachen Anwendung des „Satzes des Pythagoras“ schnell als dermaßen kompliziert,  dass man den Göttern dankbar dafür wird, dass sie uns in ihrer unermesslichen Weisheit und Güte die Vektorgeometrie


[meistens das glatte Gegenteil von Kunst: "Kunst am Bau"]

geschenkt haben!)

  1. geklaute Spidercam-Unterrichtsideen:

PS: als abschließende Belohnung eine ungewöhnliche Anwendung der Spidercam: