die Genetik demontiert die Genetik

vgl. auch

 

"Ich: »Wieviel Prozente gibst du den Genen?«
 Er: »Die Gene dienen der Beschwichtigung derer, die gern davon reden.«
 »Du meinst, die Gene sind da, um etwas zu entschuldigen?«
 »Nein, dazu sind sie gewiß nicht da. Aber sie werden dazu verwendet.«"

(Zitat aus   )

"demontiert" bzw. "dementiert" ist natürlich arg effekthascherisch: ich bezweifle ja gar nicht, dass "die" Genetik

  1. ein hochinteressantes Fachgebiet ist,

  2. sehr wohl wichtige Hinweise auf genetische Veranlagungen von Krankheiten und Heilungsmöglichkeiten geben kann

(wenn auch das marktschreierische Versprechen der Beseitigung allen Hungers und aller Krankheiten ein uralter Trick aller Fortschrittsfanatiker ist).

Überhaupt ist es mir zu billig, hinter allen Neuentdeckungen der Genetik gleich Teufelswerk zu vermuten.

Beispielsweise finde ich

(falls das Klonen überhaupt zur Genetik gehört)

die Mitteilung

erstmal weniger erschreckend als enorm irritierend.


Gleichzeitig ist aber die derzeit häufige stramm genetische Argumentation

("das ist angeboren")

für mich genauso ideologisch

(= die wahren Interessen verschleiernd)

bzw. resignativ wie die streng ökonomische

("das ist ökonomischer Sachzwang").

Aber vermutlich sind das nur schwappende Modewellen:

(eine im Grunde rassistische Erklärung!),

was doch immerhin Hoffnung nährt, dass der derzeitige Fatalismus bald wieder überwunden sein wird.


Besonders hübsch finde ich es aber, wenn "die" Genetik ihre eigenen Grenzen zeigt:

"In diesem Buch   geht es um Geschichte, allerdings um eine Geschichte, die in unserem Alltagsleben spürbar präsent ist. Die meisten von uns empfinden sich als Hispanier oder Chinesen, Weiße oder Schwarze, Nigerianer oder Norweger oder als irgendeine Kombination ähnlicher Kategorien. Manchen Menschen bedeuten diese Etikettierungen sehr wenig, für andere machen sie den wichtigsten Aspekt ihrer Identität aus. Ganz abgesehen jedoch von der Bedeutung, die der Einzelne diesen Etikettierungen beimisst, lässt sich ihr anhaltender Einfluss auf moderne Gesellschaften nicht leugnen. Viele Menschen sind nach wie vor überzeugt, dass Menschengruppen grundlegende biologische Unterschiede aufweisen. Sie glauben, dass äußere Variationen der Hautfarbe, der Gesichtszüge oder des Körperbaus wesentlich folgenschwerere Unterschiede in Charakter, Temperament oder Intelligenz widerspiegeln. Selbst wenn zwei Gruppen äußerlich nicht zu unterscheiden sind, neigen Menschen dazu, die Ursachen etwaiger sonstiger Unterschiede in der Genetik zu suchen. Sie behaupten, Aggressivität, Religiosität oder Einfallsreichtum einer Gruppe könnten unmöglich erlernt, sondern müssten in den Genen angelegt sein.

Die Genforschung demonstriert das Gegenteil. Menschengruppen sind zu eng miteinander verwandt, um sich mehr als oberflächlich zu unterscheiden. Die genetische Erforschung unserer Vergangenheit zeigt, dass die kulturellen Unterschiede zwischen Gruppen keine biologischen Ursachen haben können. Solche Unterschiede müssen vielmehr das Ergebnis individueller Erfahrungen sein."

Das ist zu allererst eine durchaus politische Erkenntnis, die jedem Rassismus das "objektive Wasser" abgräbt.

Bemerkenswert an der Textpassage ist allerdings auch der Anfang

"In diesem Buch geht es um Geschichte, allerdings um eine Geschichte, die in unserem Alltagsleben spürbar präsent ist.":

 die Genetik ist zumindest in Teilgebieten eine historische Wissenschaft!

Und da finde ich doch interessant, was der Film

"herausgefunden" hat: dass im Größten (Spiralgalaxien) und Kleinsten (DNA) Spiralen vorherrschten

(vgl.   ).

Und nun wäre zu ergänzen: die Wissenschaften vom Größten und (fast) Kleinsten sind beide historische Wissenschaften

(denn auch im Weltall schauen wir ja zeitlich rückwärts).


PS: