ein „geometrisches“ Weinglas
Als meine bessere Hälfte ganz unbedingt neue, topmodische Weingläser brauchte , haben zwei Freundinnen (Nicht-Mathematikerinnen) unabhängig voneinander gesagt, diese Gläser seien sehr schön, weil sie so "geometrisch" seien. Auf meine Nachfrage, ob die alten Weingläser auch "geometrisch" seien, verneinten sie aber.
Erstmal war ich einfach erstaunt, dass Nicht-Mathematikerinnen überhaupt das Wort "geometrisch" benutzten:
Des weiteren habe ich mich gefragt:
runde postmoderne Architektur, 1980 (für mich protziger Schnickschnack) |
eckige Gegenwartsarchitektur, 2011 (für mich pure Phantasielosigkeit) |
(danach braucht man sie in der Schule nie wieder),
so dass erstmal nur 2D-Vielecke übrig bleiben:Aber auch das ist schon eine enorme Einschränkung, denn all diese Vielecke haben gerade Seitenverbindung, womit z.B. ausgeschlossen ist
(solche Vielecke mit krummen Seiten sind auch viel zu kompliziert).
Und von den oben gezeigten geradseitigen Vielecken bleiben letztlich sowieso nur ,und - als Spezialfall des Rechtsecks - über, und zwar aus zwei Gründen:
Grob gesagt gilt also:
wer Dreiecke (und Rechtecke) kann, kann alle Vielecke.
Ein schönes Beispiel ist da die Berechnung der Fläche eines Parallelogramms , indem man es
Summa summarum:
(Schul-)Geometrie ist , also Dreieck und Rechteck
Aus der Sicht der Schulgeometrie sieht die Welt also so aus:
„Mein Hut, der hat drei
Ecken,
Drei Ecken hat mein Hut. Und hätt' er nicht drei Ecken, So wär er nicht mein Hut!“ |
(Aus der Sicht der üblichen Schulgeometrie ist also die Welt arg stachelig: )
Wundert es einen da noch, dass auch Jahrzehnte nach dem Schul-Geometrieunterricht als „geometrisch“ empfunden wird?!
(Dabei sind doch auch Geometrie!)