die Bedeutung desIntegrals





katholisches Vorwort
mathematischer Hauptteil


katholisches Vorwort

Moralisches Verhalten entsteht oft aus Mangel an Gelegenheiten zu unmoralischem Verhalten - oder aus Angst vor Strafen.

Lasse niemals deine Moral raushängen: irgendwann wird jemand das gegen dich wenden.

Es hat einen großen Vorteil, Katholik zu sein:
man kann seine Sünden immer wieder wegbeichten.

Es gibt ganz wenige Sachen, die ich in meinem Leben bereue:

(eher "Unterlassungssünden" wie z.B. mangelnder Mut zu  Entscheidungen),

Ein Beispiel für diese zweite Sorte von "Sünden" hat sogar mit Mathematik zu tun:

im letzten Mathematik-Grundkurs, den ich vor meiner Frühpensionierung unterrichtet habe, hatte ich die unten behandelte Integral-Aufgabenart

Für das mündliche Abitur habe ich dann aber doch diese Aufgabenart gewählt, was im ersten Teil der Prüfung zum Absturz zweier ansonsten guter Schülerinnen geführt hat.

Wie auch bei meinen anderen Sünden der zweiten Art kann ich meinen Fehler nicht mehr rückgängig machen, ja, nichtmal um Entschuldigung bitten.

Und deshalb sind es Sünden, die (m)ein Leben lang schwären

(im vorliegenden Fall immerhin schon mehr als fünf Jahre).

Vielleicht kann dieser Essay aber dennoch eine Teil-Wiedergutmachung sein, indem ich auf ominösen Umwegen derzeitigen Schülern helfe.


mathematischer Hauptteil

Mit dem Titel "die Bedeutung des Integrals" ist hier

(vielleicht auch eine anschauliche Vorstellung des Gemeinten).

Und mit "die Bedeutung des Integrals" ist hier

Ich habe mal irgendwo gelesen, dass das Fach Mathematik keineswegs so unbeliebt ist, wie oft gesagt wird, sondern dass Schüler es erstaunlich häufig als Abiturfach wählen.

Dafür mag es zwei Gründe geben:

  1. müssen sie das Fach Mathematik ja sowieso bis zum Abitur belegen

(wenn auch nicht notwendig als Abiturfach),

  1. ist es so schön verlässlich: man kann gezielt für es pauken, während beispielsweise das Fach Deutsch (zu Unrecht) eher "windelweich" wirkt.

Zu dieser Verlässlichkeit gehört auch, dass es oftmals absehbar ist, welche (Anwendungs-)Aufgaben im Abitur kommen werden.

So tauchen

auf

(wieder: mangels sinniger Alternativen)

gerne "Zufluss-Aufgaben" à la



.

Um diese "Zufluss-Aufgaben" soll es im Folgenden gehen.

In den beiden eben genannten Fällen fließt etwas (nämlich Wasser) im wörtlichen Sinn. Genauso gut kann da aber auch etwas im übertragenen Sinn fließen. Nehmen wir dafür als Beispiel die Aufgabe, die ich so ähnlich seinerzeit im Abitur gestellt hatte (s.o.):

Die Anzahl der Besucher, die die Eingangstore eines Stadions passieren, verhält sich annähernd nach der Funktion f: y = - 0,5x4 + 4x3 - 10x2 + 8x , wobei

(Nebenbei: in der seinerzeitigen Abiturprüfung habe ich die Schüler anfangs nur den Graphen

[noch ohne die Funktionsgleichung y = - 0,5x4 + 4x3 - 10x2 + 8x]

anschaulich erklären lassen, also

In dieser Aufgabe fließt also nicht Wasser, sondern "fließen" Menschen - was aber letztlich auch egal ist, da in beiden Fällen auf dieselbe Weise gerechnet wird.

Und weil es egal ist, bleiben wir unten bei im wörtlichen Sinne fließendem Wasser, mit dem ein Schwimmbecken gefüllt wird

(vgl. die beiden Wasser-Aufgaben oben).

Entscheidende Gemeinsamkeit der Wasser- und Besucheraufgaben sind:

  1. : auf der x-Achse ist immer die Zeit abgetragen,

  2. : auf der y-Achse ist immer die Zuflussmenge

(egal, ob Wasser oder Besucher)

abgetragen.

  1. : der Graph zeigt

(im Schwimmbad oder die Besuchermenge im Stadion )

an

(wobei die Füllmenge von der Zeit [des Zuflusses] abhängt)

( bzw. ; ebenfalls abhängig von der Zeit).

  1. : die Aufgabe besteht aber immer darin, die Füllmenge

(im Schwimmbad bzw. im Stadion)

zu berechnen

(auch wieder abhängig von der Zeit).

Oder kurz gesagt:

bekannte Zuflussmenge zu berechnende Füllmenge


Schauen wir uns nun folgenden Zufluss-Graphen an:
Nochmals: auf der x-Achse ist die Zeit abgetragen (in Stunden). Diese Zeit beginnt mit x = 0, also dem Augenblick, in dem der Wasserhahn aufgedreht wird, aber noch kein (0) Wasser geflossen ist.

Auf der y-Achse sei die Zuflussmenge in Kubikmetern (m3) abgetragen.

Der Graph zeigt nun, wie viel Wasser in jedem Augenblick zufließt.

(Hier sei mal davon abgesehen, dass in einem [mathematischen] Augenblick der Länge 0 eigentlich überhaupt kein Wasser fließen kann.)

Ein Beispiel: zum Zeitpunkt x = 1, wenn also seit einer Stunde Wasser in das Schwimmbecken gepumpt wird, fließen 4 m3 Wasser in das Schwimmbecken:



Und so fließt in jedem Augenblick der insgesamt 5 Stunden eine bestimmte Wassermenge:



Schauen wir uns jetzt mal genauer an, wie der Wasserhahn wird:




Solch ein Verhalten scheint mir halbwegs realistisch zu sein

(wenn ein Mensch auch wohl nie eine perfekte Parabel erreichen würde)

 - aber nicht bei einem Zeitraum von fünf Stunden: da wäre der Zufluss-Graph in der Mitte doch wohl über mehrere Stunden konstant, sähe also eher so aus:

 Aber bleiben wir bei dem Zufluss-Graphen

.

Uns interessiert nun


Am Ende (nach 5 Stunden) kommt also der Graph mit folgender Füllung heraus:



Damit ist also
  • die Größe der orangen Füllung
  • die Menge des insgesamt zugeflossenen Wassers.

Wenn wir nun noch der Einfachheit halber davon ausgehen, dass das Schwimmbecken vorher leer war, folgt daraus, dass


Damit haben wir unser Ziel

bekannte Zuflussmenge berechnete Füllmenge

erreicht!

Die Größe der orangen Füllung ist mathematisch aber gerade dasIntegral der Zufluss-Funktion!