Mathe darf keinen Spaß machen

  "Schule ist nicht dazu da, Spaß zu machen."
(eine bayerische [!] Kultusbürokratin)

Heißt das im Umkehrschluss?:
"Schule ist dazu da, auf keinen Fall Spaß zu machen."

Jüngst hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, an einer anderen Schule an einer Mathe-Fachkonferenz teilzunehmen:

Einziges Thema der Fachkonferenz: Beteiligung der Fachgruppe an einer Projektwoche, also die Frage, wie die Mathematik sich da mit interessanten Projekten einbringen könnte

(ich bilde mir ein, da etwas beitragen zu können, und war wohl deshalb eingeladen).

Solange der Schulleiter anwesend war, hielt man mit seiner "eigentlichen" Meinung noch hinter dem Berge und äußerte nur massenhaft (nicht ganz unbegründete) "Bedenken"

(Arbeitsüberlastung, Stoff- und [Zentral-]Klausurendruck, der hochheilige Unterrichtsausfall).

Aber sobald der Schulleiter zu einem anderen Termin musste, hatten das Gegrummel ein Ende und wurde Tacheles geredet: dass man nämlich nicht die mindeste Lust zu einer Beteiligung an einer Projektwoche hätte - und auch

(außer Standardunterricht, der dem Sinn einer Projektwoche regelrecht widerspräche)

nichts Rechtes zu solch einer Projektwoche beizutragen wüsste.

Und dann kam der Klopfer schlechthin, bei dem mir regelrecht das Gebiss rausfiel: ein Lehrer sagte allen Ernstes so etwa sinngemäß:

"Mathematik darf [in einer Projektwoche] gar keinen Spaß machen, da die SchülerInnen sonst nicht mehr die mindeste Lust an meinem normalen Unterricht haben."

Als ich das einem Freund erzählte, sagte er, langsam glaube er ja doch, dass Gerhard Schröder mit seinem Satz, Lehrer jammerten immer, Recht gehabt habe. Nebenbei: der Freund ist auch Lehrer.


Dabei hat der Lehrer, der 

"Mathematik darf [in einer Projektwoche] gar keinen Spaß machen, da die SchülerInnen sonst nicht mehr die mindeste Lust an meinem normalen Unterricht haben."

gesagt hat, ja nicht mal völlig Unrecht: natürlich besteht in einer Projektwoche die Gefahr, dass Mathematik zur Effekthascherei ("was") verkommt

(wie es mit Naturwissenschaften in einigen modernen Museen passiert; vgl. Bild ),

weil die mühsame "Durchdringung" ("warum") übersprungen wird und wohl oftmals auch zu schwierig ist.

Und ebenso gibt es im Matheunterricht nunmal notgedrungen langweilige Übungsphasen, in denen das Handwerkszeug erarbeitet wird

(man sage es ausdrücklich, wenn etwas unvermeidlich und auch unvermeidlich langweilig ist; aber das ist natürlich keine Entschuldigung dafür, dass Mathe immer langweilig ist).


Und dennoch ist der Spruch

"Mathematik darf [in einer Projektwoche] gar keinen Spaß machen, da die SchülerInnen sonst nicht mehr die mindeste Lust an meinem normalen Unterricht haben."

ein bitteres Armutszeugnis - und eine guter Ausdruck des oftmaligen status quo.