"Vielleicht wird es ja eines Tages möglich sein, ein »gewaltfreies« Buch über den Mathematikunterricht zu schreiben; ein Buch, das von der sichtbaren Übereinstimmung zwischen den offiziell proklamierten Zielen und der Realität ausgeht und sich ganz friedlich dieser oder jener Frage des Schulunterrichts annimmt.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann ich mir ein solches Buch unmöglich vorstellen: angesichts der im Mathematikunterricht grassierenden allgegenwärtigen Gewalt. Angesichts jener Gewalt, die Schulbücher und Schulhefte füllt und aus ihnen quillt, die sich in Weiß auf Wandtafeln ausbreitet und die sich in Rot über Klassenarbeiten hermacht; angesichts jener Gewalt, aus der die Urteile gemacht sind, die man über Hunderttausende von Kindern verhängt: über Kinder, die absolut fähig sind, Mathematik zu betreiben, und die absolut zu Unrecht bezichtigt werden, nicht dazu imstande zu sein; angesichts jener Gewalt, deren Auswirkungen ein Leben lang zu spüren sind, in einem Leben, das belastet wird von der Hypothek, daß man in Mathematik ein Versager ist, bei Persönlichkeiten, die geprägt, ja verstümmelt sind durch ein Versagen, das nicht das ihre ist."

(Stella Baruk)
"Die Vermutung, dass sich der Großteil der Menschen in unserem Lande nicht für Mathematik interessiere, ist schlechtweg falsch. Das mag auf das schulische Unterrichtsfach Mathematik zutreffen, also auf die Art und Weise, wie Mathematik hierzulande gelehrt wird. Trockener geht es wirklich nicht. Als ich vor Jahresfrist einen Vortrag Über die Mathematik des Goldenen Schnitts vor Laienpublikum in Marburg hielt, bekam ich frenetischen Applaus, und einige Zuhörer bekundeten spontan, so etwas Spannendes hätten sie lange nicht mehr gehört. Wiederholt hörte ich die Frage: Warum wird Mathematik in Schulen nicht so gelehrt?"
(Felix R. Paturi; naja: )

"[...] [Die Mathematik] stellt sich [...] für die meisten Schüler als undurchdringlicher und sinnleerer Formelwald dar. Auch wer im Abitur noch ganz gut ist, weiß nicht, was Mathe wirklich ist. Es wird ihm ein völlig falsches Bild suggeriert. Dass Mathematik mit Spaß, Neugier und Kreativität zu tun hat, kommt in der Schule nicht vor."
(Albrecht Beutelspacher)

"Mathematik im Schulunterricht hat sich, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, nie in ihrer vollen Schönheit entfalten können. Statt das Tor in phantastische und phantasievolle abstrakte Universen aufzustoßen, statt die Spannkraft und Eleganz der Zahlenreihen zu entdecken oder die Geometrie im Spiel der Dimensionen zu erleben, reduzierte die Schulmathematik das Grandiose stets zu einem schlichten kalkulierbaren Kochrezept, befolgt von willigen Nachahmungstätern. Man nehme …
Kopieren statt entdecken – der Lösungsweg war nie ein neuer und persönlicher Weg unter vielen, vielen denkbar anderen, sondern der Weg des Lehrers, der einzig seligmachende Weg, breitgetreten von unzähligen Schülergenerationen, die schon zuvor so und nur so zur Lösung getrieben wurden. Wer vom »rechten Weg« abkam, wurde mit roten Kommentaren ermahnt, denn nur so lassen sich Schularbeiten per Schablone verbessern – wie einfach – wie einfallslos!"

(Ranga Yogeshwar)

"»Ich habe bemerkt«, sagte Herr K., »dass wir viele abschrecken von unserer Lehre dadurch, dass wir auf alles eine Antwort wissen.«"
(Bertolt Brecht, Geschichten vom Herrn Keuner)

"Diese Herren [Lehrer] konnten wohl keinen Funken, der in uns zum Studium der Philosophie oder Mathese lag, zur Flamme bringen!"
(Immanuel Kant)

"Mathematik lehren heißt auch, die Laien lehren, wie klug man selbst ist, dass man das Unverständliche versteht: dazu muss es freilich auch unverständlich bleiben."
(Thomas Jahnke)

"Wie steht es nun mit der Meinung, man brauche eine ganz seltene exotische Begabung, um Mathematik zu verstehen und Freude daran zu haben? Es ist hier wie in allen Künsten: Man braucht immer eine besonders ausgeprägte und seltene Begabung, ein Kunstwerk zu schaffen, aber fast jedermann bringt die Fähigkeit mit, ein solches Werk zu verstehen oder sich daran zu erfreuen. Nur wenige können gute Schriftsteller oder Komponisten sein, aber viele können die Bücher mit Freude lesen und die Musikstücke mit Genuss hören. Und wenn der Komponist nicht begabt ist, werden Ihnen seine Werke auch keine Freude machen! Wenn Sie meinen, Mathematik sei extrem schwer und bedürfe einer ganz seltenen Begabung, die Ihnen fehlt, dann trifft das nur auf die Aufgabe zu, mathematische Werke zu schaffen. Wenn Sie aber eine mathematische Darstellung nicht verstehen, muss das nicht unbedingt an Ihnen liegen; recht häufig liegt es einfach daran, dass der »Komponist« oder die »darbietenden Künstler« nicht gut genug waren."
(Siegfried Wendt)

"[...] die im Institut denken kaum noch, die rechnen nur."
(Alexander Spoerl)
"Ich muss niemandem mehr irgendetwas beweisen."
(Günter Ziegler)