oder
warum weniger Mathematik mehr wäre

Zu allererst kann ich ja nicht den Deutschlehrer in mir verleugnen, der seinen heiligen Spaß an dem Lautspiel

"math
  myth"

hat, das offensichtlich auch anderen Autoren gefallen hat:

Spaßig an "mathmyth" ist auch, dass es

(obwohl sich "math" und "myth" so schön reimen)

scheinbar keinen größeren Gegensatz gibt als den zwischen "math" und "myth".

*

Das Buch ist noch gar nicht erschienen

(weshalb ich es natürlich auch noch gar nicht [ganz] gelesen habe),

 so dass es mich wundert, wieso es schon so viele Besprechungen gibt

 (aber vermutlich haben die Autoren dieser Besprechungen Vorab-Rezensions-Exemplare bekommen):

Ich kann mich daher hier nur auf drei Quellen beziehen:

  1. die o.g. Rezensionen (Quelle: ),
  2. einen Ankündigungstext, der vermutlich auch der Klappentext des Buchs sein wird (dieselbe Quelle):

"Andrew Hacker’s 2012 New York Times op-ed [s.u.] questioning the requirement of advanced mathematics in our schools instantly became one of the paper’s most widely circulated articles. Why, he wondered, do we inflict a full menu of mathematics - algebra, geometry, trigonometry, even calculus - on all young Americans, regardless of their interests or aptitudes?

The Math Myth expands Hacker’s scrutiny of many widely held assumptions, like the notions that mathematics broadens our minds, that mastery of azimuths and asymptotes will be needed for most jobs, that the entire Common Core syllabus should be required of every student. He worries that a frenzied emphasis on STEM [= science, technology, engineering, math] is diverting attention from other pursuits and subverting the spirit of the country.

In fact, Hacker honors mathematics as a calling (he has been a professor of mathematics) and extols its glories and its goals. Yet he shows how mandating it for everyone prevents other talents from being developed and acts as an irrational barrier to graduation and careers. He proposes alternatives, including teaching facility with figures, quantitative reasoning, and understanding statistics.

The Math Myth is sure to spark a heated and needed national conversation not just about mathematics but about the kind of people and society we want to be."

  1. den Artikel von Hacker in der New York Times, den er nachträglich zu dem Buch ausgearbeitet hat:

*

Hacker ist

(nebenbei gesagt)

nicht der erste, der eine Reduzierung der Schulmathematik fordert. In Deutschland hat das z.B. schon vor Jahren Hans Werner Heymann getan:


(vgl. )

*

Laut o.g. Quellen bezweifelt Hacker

So dumm ist Hacker aber nicht, dass er jegliche

(weiterführende, d.h. über Rechenfertigkeiten hinausgehende)

Schulmathematik ablehnt, sondern er fordert immerhin

Hacker überbetont für meinen Geschmack allerdings

(wie heutzutage üblich)

die Bedeutung der Statistik, und ich kann mir in Schulen auch sehr viel mehr "reine" bzw. "Innermathematik" vorstellen, nämlich die Einführung in zentrale mathematische "Denkweisen", die ich für durchaus kulturell bedeutsam halte.

Allemal aber ist zweierlei nötig:

  1. ein rabiates Ausmisten der Schulmathematik

(vgl. in der Physik ),

und d.h. vorweg eine Klärung der Frage, was Mathematik überhaupt ist bzw. sein soll

(nämlich sicherlich nicht das endlose Anwenden von Rechenverfahren, das bislang die Schulmathematik bestimmt);

durch solches Ausmisten würde sogar Platz für mehr "richtige" Mathematik geschaffen; 

  1.  muss Mathematik in dreifachem Sinne "entthront" werden:
    1. als tyrannisch objektivste und damit "wissenschaftlichste" Wissenschaft, die inzwischen oftmals als Maßstab aller anderen Weltwahrnehmung gehandelt wird

(was - völlig zurecht - enorm viele Menschen von der Mathematik abschreckt),

    1. als - wegen ihrer rabiaten Objektivität - vermeintlich ideologiefreies soziales Ausleseinstrument in Schulen

(Mathematik produziert nicht nur die meisten Fünfen in Schulen, sondern viele Mathematiklehrer sind sogar noch stolz darauf [nicht dem Trend der Verweichlichung nachzugeben, sondern weiterzumachen wie gehabt])

    1. als Haupt-, ja sogar "Kernfach", das man

(wie sonst nur das Fach Deutsch)

bis zum Abitur nicht abwählen darf;

mir hat zumindest noch keiner erklären können, wieso Mathematik angeblich wichtiger ist als beispielsweise Geschichte oder Biologie

(also das kulturelle und eben biologische Leben!).