Monstrositätenkabinett Mathe-Fachschaft

Eine der merkwürdigsten Ausformungen des Rassismus ist der "Rassismus auf Distanz":

  1. der "Ausländerhass ohne Ausländer", wie man ihn in weiten Teilen der östlichen Bundesländer vorfinden konnte und noch kann: dass Leute massiv gegen Ausländer sind, obwohl es in ihrer näheren Umgebung doch gar keine Ausländer gibt

(im Gegenteil scheint eher der alltägliche Umgang mit Ausländern gegen Ausländerfeindlichkeit gefeit zu machen;

nebenbei: die bescheuertste Form des "Ausländer[?]hasses ohne Ausländer" ist aber ein Antisemitismus, nachdem gründlichst dafür gesorgt wurde, dass es fast keine Juden mehr gibt);

  1. : "alle Juden, Türken usw. sind schlecht, außer natürlich mein Ismael, Achmed usw. bei mir um die Ecke":

Ganz in diesem Sinne kritisiere ich hier natürlich nicht die Mathe-Fachschaft an "meiner" Schule: deren Mitglieder sind fachlich-methodisch vielleicht ein bisschen "konservativ", aber doch grundsolide in der klassischen Art der Mathe-Vermittlung, wovor ich - ganz ernsthaft! - einen Riesenrespekt habe.

Sondern ich hatte in den letzten Jahren, in denen ich in der Lehrerfortbildung tätig war, hinreichend Gelegenheit, in die Mathe-Fachschaften anderer Schulen zu schauen.


Natürlich gibt es über jeden Beruf gewisse Klischees, die weitgehend unzutreffend sind - und dennoch gut gewisse Tendenzen auf den Punkt bringen:

("Identifikation mit dem Aggressor"),

und reagieren zunehmend allergisch gegen auch nur ansatzweise kritisches Denken

(unterstellen dann immer [ihre eigene ehemalige] uralt-linke Naivität), 

Latein = CDU = Katholizismus = Philologenverband

gelte.


Das Klischee über Mathematiker scheint mir "zweiwertig" zu sein:

  1. sind da die jungen "Nerds":


(Ausschnitt aus dem Film )

Dennoch ist am "nerds"-Klischee durchaus ein bisschen was dran: Mathematik ist ein wunderschöner (!) Weg, immerhin teilweise (und erfolgreich???) den schnöden und manchmal grausamen Unwägbarkeiten des Lebens aus dem Weg zu gehen. 

  1. gibt es das (nur scheinbar längst überlebte) Klischee des "klassischen" Mathelehrers, um das es mir im Folgenden geht.

"Eine Krähe kratzt der anderen kein Auge aus?" I wo!, so einige LehrerInnen kratzen sogar liebend gerne anderen die Augen aus: zwei Beispiele aus Fortbildungen werde ich weiter unten nennen, aber fangen wir mit doch mit einem anderen Beispiel an: es gibt LehrerInnen, die

(insbesondere natürlich aus der Anonymität heraus)

einen Heidenspaß daran haben, in der Abitur-Co-Korrektur alles niederzureißen, was der Erstkorrektor erarbeitet hat

(und durch die Anonymität

[sowie demnächst wohl dadurch, dass der Zweitkorrektor die Noten des Erstkorrektors nicht kennt, alles also endgültig "objektiv" wird]

werden Erst- und Zweitkorrektor ja tatsächlich aufeinander gehetzt).

Ganz im Sinne der Krähe, die sehr wohl der anderen ein Auge auskratzt, möchte ich nun auch mal pauschalisierend über (einige) Mathe-LehrerInnen reden

(in der Regel sind´s aber eh Männer und da vor allem Gymnasiallehrer, also Leute, die es nicht verwinden können, die Uni-Karriere nicht geschafft zu haben, und die diesen Frust nun an ihren SchülerInneN und KollegInnEn ablassen;

man hätschele seine Feindbilder, und mein neues Feindbild sind "männliche Gymnasial-Mathematiklehrer":

"Dead white males or Dead White European Males (DWEM) is a tongue-in-cheek term that refers to a purportedly disproportionate academic focus on contributions to historical and contemporary Western civilization made by European males." ).

Allzu pauschal möchte ich aber dennoch nicht werden: es gibt genügend Ausnahmen von der negativen Regel, wenn ich mich auch oftmals fühle.


Meiner privaten Statistik nach gibt es in jeder gymnasialen Mathefachschaft noch immer

(und keineswegs nur mit fortschreitendem Alter mehr)

ca. 50 % ewig Gestrige, die ich mal so definiere:

(und ihr heiligster Gral ist verlässlich die "exakte" Herleitung der Ableitung, d.h. die "Epsilontik", ohne die der Untergang des Abendlandes bevorsteht bzw. längst eingetreten ist)

(dabei nenne ich in vorauseilendem Gehorsam und  fast schon anbiedernd zu Beginn jeder Fortbildung ja schon all die guten Gründe, die gegen eine Verbesserung sprechen), 

Wenn diese Leute halbwegs nett sind,

(und das sind ja neuerdings leider durchweg Zwangs-Fortbildungen) 

im Totstellreflex, stellen sie also ihre Ohren auf Durchzug

Aber sie "können auch anders":

(... wobei er noch gar nicht wissen konnte, was ich sagen würde)

Solchen Leuten mangelt es also sogar an den simpelsten Formen der Höflichkeit.

(Was "man" sich nicht alles bieten lassen muss! 

Überhaupt wird man als "Fortbildner" gerne in Sippenhaft für den partiellen Schwachsinn jener Institution genommen, von der man kommt, sei´s das Kultusministerium, die Bezirksregierung oder [das Unwort des Jahres] das "Kompetenzteam". Deshalb ja auch bilde ich lieber "in meinem eigenen Namen" fort.)

:

Circa die Hälfte aller Mitglieder von Mathefachschaften ist also schlimmer, als viele es in ihren übelsten Träumen überhaupt noch für möglich halten würden, und erinnert 

(wenn auch nicht äußerlich)

 an

  • die Anfangsszene von Woody Allens Film "Stardust Memories":

  • oder an die Kretins, die Fellini so gerne in seinen Filmen hat auftreten lassen:

Jadoch, so drastisch musste das mal gesagt werden, da

(ich hab's oft genug mitbekommen)

die aufgeschlossenen Mathelehrer und vor allem -innen oftmals Angst vor der Diktatur der hardcore-MathelehrerInnen haben - und nun hoffentlich den letzten Respekt vor diesen verlieren: es sind doch nur mickrige kleine nerds, die einem in ihrer Beschränktheit sogar leid tun sollten.