uns geht die Sonne nicht unter
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vgl. auch |
Faszination Sonnenuntergang
die Sonne geht auf und unter (geozentrisches Weltbild)
es werde Bild
Der Begriff "Sonnenauf- bzw. -untergang" ist (wie die gesamte Geozentrik)
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Bevor hier überhaupt etwas "Naturwissenschaftliches" zum Sonnenuntergang gesagt wird, ist unbedingt die Faszination zu feiern, die er zweifelsohne auf jeden ausübt.
Diese Faszination wenn auch vielleicht nicht durch kitschige Fotos von Sonnenuntergängen (mit romantischem Pärchen davor), sicherlich aber durch echte Sonnenuntergänge ist nur schwer zu erklären - und bedarf eigentlich auch keiner Erklärung.
Sonne und Mond "verformen sich" über dem Horizont, d.h. werden oval, und durch die orange-rote Verfürbung mag einem die Sonne dann wie ein Glutofen, ja wie der Rachen der Hölle erscheinen.
Altes Testament, Buch Daniel 3Der Gesang der Jünglinge im Feuerofen
52 Gepriesen bist du, Herr, du Gott unserer Väter, / gelobt und gerühmt in Ewigkeit. Gepriesen ist dein heiliger, herrlicher Name, / hoch gelobt und verherrlicht in Ewigkeit. 53 Gepriesen bist du im Tempel deiner heiligen Herrlichkeit, / hoch gerühmt und verherrlicht in Ewigkeit. 54 Gepriesen bist du, der in die Tiefen schaut und auf Kerubim thront, / gelobt und gerühmt in Ewigkeit. 55 Gepriesen bist du auf dem Thron deiner Herrschaft, / hoch gerühmt und gefeiert in Ewigkeit. 56 Gepriesen bist du am Gewölbe des Himmels, / gerühmt und verherrlicht in Ewigkeit. 57 Preist den Herrn, all ihr Werke des Herrn; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 58 Preist den Herrn, ihr Himmel; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 59 Preist den Herrn, ihr Engel des Herrn; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 60 Preist den Herrn, all ihr Wasser über dem Himmel; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 61 Preist den Herrn, all ihr Mächte des Herrn; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 62 Preist den Herrn, Sonne und Mond; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 63 Preist den Herrn, ihr Sterne am Himmel; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 64 Preist den Herrn, aller Regen und Tau; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 65 Preist den Herrn, all ihr Winde; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 66 Preist den Herrn, Feuer und Glut; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 67 Preist den Herrn, Frost und Hitze; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 68 Preist den Herrn, Tau und Schnee; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 69 Preist den Herrn, Eis und Kälte; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 70 Preist den Herrn, Raureif und Schnee; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 71 Preist den Herrn, ihr Nächte und Tage; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 72 Preist den Herrn, Licht und Dunkel; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 73 Preist den Herrn, ihr Blitze und Wolken; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 74 Die Erde preise den Herrn; / sie lobe und rühme ihn in Ewigkeit. 75 Preist den Herrn, ihr Berge und Hügel; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 76 Preist den Herrn, all ihr Gewächse auf Erden; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 77 Preist den Herrn, ihr Quellen; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 78 Preist den Herrn, ihr Meere und Flüsse; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 79 Preist den Herrn, ihr Tiere des Meeres / und alles, was sich regt im Wasser; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 80 Preist den Herrn, all ihr Vögel am Himmel; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 81 Preist den Herrn, all ihr Tiere, wilde und zahme; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 82 Preist den Herrn, ihr Menschen; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 83 Preist den Herrn, ihr Israeliten;/ lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 84 Preist den Herrn, ihr seine Priester; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 85 Preist den Herrn, ihr seine Knechte; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 86 Preist den Herrn, ihr Geister und Seelen der Gerechten; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 87 Preist den Herrn, ihr Demütigen und Frommen; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 88 Preist den Herrn, Hananja, Asarja und Mischaël; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! Denn er hat uns der Unterwelt entrissen / und aus der Gewalt des Todes errettet. Er hat uns aus dem lodernden Ofen befreit, / uns mitten aus dem Feuer erlöst. 89 Dankt dem Herrn, denn er ist gütig; / denn seine Huld währt ewig. 90 Preist alle den Herrn, ihr seine Verehrer, / preist den Gott der Götter; singt ihm Lob und Dank; / denn ewig währt seine Güte.
Bemerkenswert ist auch, dass ein "ordentlicher" Sonnenuntergang sich am Meer abzuspielen hat (vermutlich, weil dann der Horizont direkt berührt wird - und die Elemente aneinanderstoßen?). Wenn dann die Sonne das Meer berührt, meint man fast, es müsse bei solcher Berührung von Feuer und Wasser mit grandioser Gewalt zischen und brodeln. Phaëton, der bei seiner Mutter Klymene lebte, litt bitter darunter, daß sie nur eine Sterbliche war; denn er durfte sich rühmen, der Sohn des Sonnengottes Helios zu sein. Die Menschen aber, unter denen er aufwuchs, glaubten nicht an seine göttliche Abstammung und verspotteten ihn als eitlen Prahler. |
Ich hatte es schon an verschiedenen Stellen zum Paradebeispiel der wissenschaftlichen Schizophrenie erklärt, dass wir (ausnahmslos alle, also auch hervorragende Astronomen)
zwar einerseits "wissen", dass die Erde sich unter der (festen) Sonne wegdreht,
andererseits aber permanent "glauben", "fühlen" bzw. wohl vor allem erleben, dass es genau umgekehrt ist:
die Sonne dreht sich (hübsch geozentrisch) um die Erde, d.h.
bei feststehender Erde geht die Sonne auf und unter, was ja in unserer Sprache festzementiert ist.
Die Wissenschaft ist oftmals eben gerade nicht das Naheliegende, Offensichtliche und Anschauliche
(Aspekte, die eben von der katholischen Kirche gegen Galilei verteidigt wurden; vgl. ),
sondern manchmal eine echte "esoterische" Zumutung!: vgl. etwa
"[Newtons] wichtigster Durchbruch war die Synthese der universellen Gesetze der Schwerkraft. Sein mathematisches Denken ging hier weit über die Grenzen des beschränkten Menschenverstandes und der Anschauung hinaus, wonach Objekte einander nur im direkten Kontakt beeinflussen können; das Konzept der Fernwirkung war ihm selbst nicht geheuer, weil er keine einleuchtende, allgemein verständliche Theorie dafür fand."
(zitiert nach )
"[...] dass es noch eine andere geheimnisvolle Kraft im Universum [gibt] - etwas, was sich nicht direkt beobachten ließ. Dieses Etwas, das die Physiker negativen Druck, Vakuumenergie oder einfach eine »kosmische Energie« nennen, würde der Anziehungskraft der Gravitation entgegenwirken. Irgendetwas ist dort draußen, was die Galaxien forttreibt - ihr allgemeines Auseinanderdriften beschleunigt."
(zitiert nach )
In den beiden letzten Zitaten wird eine weitere Schizophrenie bzw. Paradoxie deutlich: der wissenschaftlich-rational denkende Mensch soll ausgerechnet im Zentrum der Wissenschaften eine Art Telekinese bzw. "übersinnliche" Kräfte akzeptieren
(und nebenbei: was das denn nun eigentlich sei, diese allzu leicht akzeptierte bzw. nichts erklärende "Gravitation" bzw. "Schwerkraft", bzw. was da "die Welt im innersten zusammenhält", ist wissenschaftlich nach wie vor weitgehend unklar und bereitet bei der oftmals anmaßend-naiven Großen Vereinheitlichung der Kräfte [Theory Of Everything] allergrößte Schwierigkeiten).
Damit hier kein falscher Ton reinkommt: wie in gezeigt, glaube ich nicht an eine simple "Ganzheitlichkeit", also eine leichte Überwindbarkeit der Schizophrenie: in den meisten Fällen werden wir sie wohl schlichtweg akzeptieren müssen.
Mag sein, dass es "metaphysische" Wege zur "Ganzheitlichkeit" gibt (vgl. etwa ), aber die sind hier nicht mein Thema - und mir auch weitgehend versperrt.
Bislang war für mich also die oben beschriebene schizophrene "Wahrnehmung" des Sonnenuntergangs geradezu Musterbeispiel dafür, dass die Schizophrenie im Herzen der Wissenschaft eben gerade nicht überwindbar ist.
Als ich letztens im Kurzurlaub in Egmond aan Zee (Niederlande) pflichtgemäß abends am Strand den Sonnenuntergang bewundern ging, kippte er plötzlich wie die Wahrnehmung einer Kippfigur
:
plötzlich ging eben nicht mehr die Sonne unter
,
sondern stürzte sozusagen die Erde (und ich mit ihr) unter der Sonne weg.
Urplötzlich also sah und empfand ich die "richtige" Physik, also das, was ich bis dahin für schlichtweg ausgeschlossen gehalten hatte.
Das Erlebnis war doppelt eindrücklich:
ging da nicht mehr die (von der Erde aus gesehen) letztlich doch kleine Sonne unter, sondern stürzte die gesamte (geozentrisch gesehen) riesige Erde.
war ich wahrhaft perplex über das, was mir da geschah:
dieser gewaltige Sturz der Erde,
aber auch die plötzliche, bis dahin für völlig unmöglich gehaltene Umkehrung der Wahrnehmung.
Nun ist die Perspektive, dass die Sonne untergeht (und die Erde stillsteht), ja keineswegs "an den Haaren herbei gezogen" und leicht zu überwinden, sondern sie entspricht unserer direkten Anschauung. Es riecht also schwer nach Wahnsinn oder zumindest doch einem kurzzeitigen Aussetzer, wenn ich plötzlich die umgekehrte Perspektive einnehmen konnte.
Es ist wohl so wie mit echten Visionen z.B. mittelalterlicher Mystiker, die meist sehr leise und zurückhaltend auftraten, weil sie genau wussten, dass nur sie eine neue Perspektive gewonnen hatten, aber
die alte auch richtig war (sie selbst "glauben" sie ja auch),
die neue Perspektive anderen gar nicht oder nur schwer zu vermitteln war:
wie soll man jemandem, der in zwei einander anschauende Gesichter sieht, erklären, dass da ein Pokal in der Mitte ist (dann aber keine zwei Gesichter mehr?) - oder umgekehrt?
wie soll ich (hier) vermitteln, dass da für mich in Egmond aan Zee nicht mehr die Sonne unterging, sondern die Erde unter ihr wegstürzte?
Hier sind wir bei einem ganz grundsätzlichen Problem:
Vor allem Ernst Peter Fischer hat - u.a. in seinem Buch - auf die Bedeutung innerer Bilder für das "public understanding of science" hingewiesen:
"Wie erreicht man dieses Ziel eines inneren Bildes von der Wissenschaft? Hier wird die Ansicht vertreten, daß die Antwort in der Verbindung zur Kunst steckt. Mit ihrer Hilfe kann die Wissenschaft eine Form bekommen, mit der die Wahrnehmung und die Erlebnisfähigkeit der Menschen angesprochen wird. Die Wirkung poetischer Bilder hat das Beispiel des Elfenbeinturms selbst bereits deutlich gemacht. Sie zu finden, wäre die Aufgabe der Menschen, die sich vorgenommen haben, für ein »public understanding of science« zu arbeiten. Es reicht doch schon lange nicht mehr, nur die Ergebnisse wissenschaftlicher Publikationen in Fachblättern abzuschreiben und dieses Vorgehen als Wissenschaftsvermittlung zu deklarieren. Die Ergebnisse der Forschung selbst waren in den sechziger Jahren interessant. Worauf es jetzt ankommt, ist den Menschen zu sagen, wo die Wissenschaft damit steht, und zwar in Hinblick auf mich selbst und meinen Platz im Weltbild der Wissenschaft. Wissenschaftsvermittlung - zum Beispiel in Form von Wissenschaftsjournalismus - muß versuchen, ein Abschreiben auf höherer Ebene zu sein, also eine Darstellung wissenschaftlich gewonnener Einsichten in einer Form, die der Öffentlichkeit das Erleben erlaubt, von dem Humboldt gesprochen hat. Wissenschaftliche Ergebnisse müssen nicht bloß übernommen werden. Sie müssen gestaltet werden, um eine wahrnehmbare Form zu bekommen, die Menschen innerlich betrifft. Erst wenn wir wissen, wie unsere Zeit den Dreiklang aus »Wissenschaft, Kunst und Humanität« wieder hörbar machen kann, den Humboldt in seiner Zeit ertönen ließ, gibt es ein »public understanding of science«. "
(zitiert nach )
Daran ist dreierlei bemerkenswert:
die inneren Bilder haben laut Fischer einen Zweck, nämlich "das Erleben [...], von dem Humboldt gesprochen hat", das "den Menschen innerlich betrifft": es dürfen also nicht x-beliebige Bilder sein, die nur ins Innere "reintröpfeln" und da "versickern", sondern es müssen Bilder sein, die eindrücklich sind - ich möchte fast sagen: die den Rezipienten "aufwühlen", weil er ähnliches schon eindrücklich selbst erlebt hat, oder die "Archtetypen" ansprechen.
Archetypus,
Nach Auffassung C.G. Jungs (analytische Psychologie) gibt es im kollektiven Unterbewussten bestimmte angeborene »Urbilder« (Archetypen), die in Mythen und Wunschbildern von Kulturen und auch Einzelmenschen immer wieder auftreten. Bekannte Archetypen sind die Urbilder von Mann und Frau (Anima), der alte Weise, der Zauberer oder »Medizinmann«, die Hexe und der Teufel.
(Brockhaus multimedial 2002)
muss ergänzt werden: solche inneren Bilder sind nicht nur (und das meint Fischer auch wohl kaum) unvermeidliche "Krücken" für den Laien, sondern spielen auch im Zentrum wissenschaftlicher Entdeckungen eine gewichtige Rolle:
"Ich hatte das Gefühl, durch die Oberfläche der atomaren Erscheinungen hindurch auf einen tief darunter liegenden Grund von merkwürdiger innerer Schönheit zu schauen [...]."
(Werner Heisenberg)"»Wie wäre es, wenn man hinter einem Lichtstrahl herliefe? Wie, wenn man auf ihm ritte?« Diese hypothetischen Überlegungen hat [Einstein] nach eigenen Angaben schon als Schüler angestellt.“
Wenn ich es recht überblicke (ich habe ja nicht alles von Fischer gelesen), ahnt Fischer durchaus treffend die Bedeutung der Kunst bei der Vermittlung von Wissenschaft (innerer Bilder für sie), bringt er dafür aber kaum konkrete Beispiele.
Gesucht sind also eindrückliche, allgemeinverständliche, wenn nicht gar archetypische Bilder für das, was mir da am Strand in Egmond aan Zee widerfahren ist.
Von diesem Bild wäre insbesondere zu fordern, dass es die doppelte Wucht (s.o.) vermittelt, mit der ich den "Sturz" der Erde erlebt habe.
(Ein Problem dabei ist allerdings, dass das schönste Bild "tot" bleibt, wenn der Rezipient nicht fähig ist, Bilder in sich "aufblühen" zu lassen und sie probeweise wörtlich zu nehmen bzw. sich in die Bilder reinzuversetzen [sich also unten selbst auf den (Schaukel-)Stuhl zu setzen].)
Anfangen möchte ich mit einem - wenn auch mangels zeichnerischen Fähigkeiten arg schematisierten - Bild von genau dem, was mir da passiert ist:
(Nebenbei: seit meinem Erlebnis in Egmond aan Zee muss ich auch nicht mehr umständlich überlegen, "wie rum" sich die Erde bzgl. der Sonne bewegt, sondern ich spüre intuitiv:
abends stürzt die Erde von der Sonne (im Westen) weg, also nach Osten,
morgens stürzt die Erde auf die Sonne (im Osten) zu, also ebenfalls nach Osten.)
"[Der kleine Prinz:] »Ich liebe Sonnenuntergänge sehr. Komm, laß uns einen Sonnenuntergang anschauen...«
[...] auf deinem so kleinen Planeten genügte es, den Sessel um einige Schritte weiterzurücken. Und du erlebtest die Dämmerung, so oft du es wünschtest...
»An einem Tag habe ich die Sonne dreiundvierzigmal untergehen sehn!«
Und ein wenig später fügtest du hinzu: »Du weißt doch, wenn man recht traurig ist, liebt man die Sonnenuntergänge...«
Jetzt wird vielleicht die schon oben erwähnte Wucht deutlich, die mir da widerfuhr: die gesamte Erde - und mit ihr ich (der Stuhl) - wurde rückwärtsgeschleudert:
(Fahrstuhl des Grauens)
(Um so überraschter war ich am nächsten Morgen beim Sonnenaufgang: innerhalb von nur ca. 12 Stunden hatte sich nicht mehr die - aus Erdsicht - klitzekleine Sonne um die Erde bewegt, sondern die gesamte Erde 1/2 Mal unter der Sonne weggedreht!)
Oder weil uns die Erde ja flach bzw. als Scheibe erscheint, hinter deren Horizont die Sonne verschwindet:
"Gib mir einen Punkt, auf dem ich stehen kann, und ich werde die Erde bewegen."
Archimedes (287 - 212 v. Chr.)
Ich hatte nicht umsonst den Betrachterstandpunkt als Stuhl dargestellt, weil man sich den Vorgang auch als die Bewegung eines Schaukelstuhls vorstellen kann
(ein Bild, das allerdings in einem entscheidenden Punkt nicht mehr stimmt: der Schaukelstuhl steht neben der Erde, nicht mehr auf ihr):
Es ist ein "Gefühl", als wenn man rasant (in kosmischen Dimensionen) nach hinten kippt, wobei dieses "Gefühl" natürlich völlig unkörperlich bleibt
(also nicht so ist wie etwa auf einer Wippe oder in einem absteigenden Aufzug),
denn die Erddrehung lässt sich (aus Trägheitsgründen) nun mal nicht körperlich spüren
(was immer ein entscheidendes Argument gegen die Drehung der Erde um sich selbst wie auch die Drehung der Erde um die Sonne war).
Und dennoch - und das ist entscheidend gegen alle pseudoganzheitliche und letztlich nostalgisch-reaktionäre Verachtung der Naturwissenschaft - ist die "richtige" physikalische Perspektive nicht minder erlebnisreich! |
Im letzten Bild schiebt sich die Erde zwischen den Zuschauer (den Stuhl) und die Sonne, womit wir bei einer zweiten Illustrationsmöglichkeit sind, nämlich den immer ein wenig schlappen Vergleichen ("es ist [nur] wie"), die aber Menschen, die nicht mein Erlebnis hatten, vielleicht näher liegen, weil sie auf alltägliche oder zumindest doch leichter vorstellbare Erlebnisse anspielen:
für einen Dicken bzw. eine Schwangere schiebt sich der Bauch (die Erde) "dazwischen", so dass er/sie nicht mehr seine/ihre Füße (die Sonne) sehen kann;
vor einem taucht ein riesiger Blauwal (die Erde) auf und schiebt sich vor die Sonne.
Man müsste mal nach Cape Perpetua (!) reisen können:
"Am Cape Perpetua erhebt sich die schroffe Küste Oregons dreihundert Meter über den Meeresspiegel, während unten die hohe Brandung des Pazifiks mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks in die zerklüfteten Einbuchtungen klatscht. Dieses über einem tiefblauen Ozean hoch in den Himmel ragende Cape Perpetua ist einzigartig. für jemanden, der ganz oben auf der Spitze des Vorgebirges steht, kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Erde rund ist. Der weite Ozean, der sich vor dem Beobachter ausbreitet, ist in jeder Richtung, in die das Auge schauen kann, sanft nach unten gekrümmt. Wenn ein Schiff [und auch die Sonne!] dem Horizont entgegenführt, scheint es für den Beobachter den größten Teil der Zeit auf der gekrümmten Oberfläche nach unten zu gleiten, bis es allmählich hinter dem riesigen blauen Ball verschwindet."
(zitiert nach )