ein einziges Mal die Schule geschwänzt, und schon haben wir den Salat:

  “Warum man [...] sprichwörtlich von Salat [...] spricht, ist ganz einfach: Ein Salat besteht aus vielen Zutaten, die durcheinander gemischt sind. Also sozusagen einem großen, bunten Chaos.“
(Quelle: )

Vorweg:

es ist doch nur erbärmlich, wenn (selbsternannte) Deutsch- bzw. Mathematik-Oberstudienräte Laien wegen

herablassend ansehen

(„ich bin was Besseres“)

oder gar mit Hohn und Spott überziehen - und natürlich prompt wieder (gähn!) das Menetekel an der Wand sehen.

(Nebenbei:

Erbärmlich ist das vor allem, wenn da Leute, die gewisse (Aus-)Bildungschancen hatten, sich über jene lustig machen, die diese nicht hatten

(und wenn Leute ihre eigenen Chancen als Verdienst ansehen).

Kommt hinzu, dass Rechtschreib- und Mathematikfehler von Laien meist gar nicht bemerkt werden und ihnen auch herzhaft egal sind.

Dass aber beispielsweise ich als Deutschlehrer durch langjähriges Korrigieren von Klassenarbeiten darauf gepolt bin, über fast jeden Rechtschreibfehler zu stolpern

(und manchmal vor lauter Rechtschreibfehlern den Wald nicht mehr zu sehen),

ist doch nur (m)eine Berufskrankheit, also mein Problem und nicht das der anderen.

Von meiner Zurückhaltung beim Ankreiden von Rechtschreib- und Mathematikfehlern mache ich allerdings eine Ausnahme, wenn ich dummdreister Arroganz begegne.

Ein Beispiel: heutzutage hängen ja in den Eingangsbereichen vieler Institutionen obligatorisch massenhaft Güte- und Qualitätssiegel

(die fast nie jemand wahrnimmt).

Und so hing auch im Eingangsbereich eines Altenheims in diversen Bilderrahmen die Langversion eines Zertifiziert-nach-DIN-XY-Gutachtens, das vor lauter modischer Floskeln, aber auch Rechtschreibfehlern nur so strotzte. Da war es mir dann tatsächlich mal ein

(darf man das überhaupt noch sagen?; vgl. :)

„innerer Reichsparteitag“, mit einem Rotstift genüsslich jeden Rechtschreibfehler anzustreichen und unter das Gesamtmachwerk „Du bist faul gewesen, mangelhaft“ zu schreiben.

(Unvermeidlicher Einschub: wenn ein Satz mit „endlich darf man‘s wieder laut sagen, dass ...“ anfängt, wird‘s meistens stramm rechts wie beim Satzanfang „ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber ...“.)

Man mag mein Rotfärben der Altenheim-Zertifizierung für pubertär halten, weil meine Kritik die Verfasser des Gutachtens ja nicht erreichen konnte, aber vielleicht hat mein Rotfärben Leuten, die doch mal das Gutachten (ansatzweise) gelesen haben, gründlich den Respekt davor ausgetrieben.

Trotz allem darf man aber natürlich

(und zwar insbesondere dann, wenn man sich jeden Fehler allemal auch selbst zutraut bzw. nicht vergessen hat, dass man selbst auch mal solche Fehler gemacht hat)

über Mathefehler liebevoll schmunzeln - und sie für die Vermittlung von Mathematik benutzen.


Die Kurzmeldung erschien am 11.1.2019 auf der Titelseite der „Westfälischen Nachrichten“ und verwies auf einen längeren Artikel im Lokalteil (s.u.).

Merkwürdig an der Kurzankündigung ist, dass da

Da denke ich doch gleich:

Äpfel mit Birnen vergleichen
 Bedeutung[...]: Dinge miteinander vergleichen, die (angeblich) nicht vergleichbar sind“
 (Quelle: )

Oder wie ich immer so schön zu Schülern gesagt habe:

Niemals mit unterschiedlichen Einheiten [z.B. Metern und Zentimetern] rechnen, sondern immer erst eine der beiden in die andere umrechnen [z.B. 1 m = 100 cm].“

(Zu Beginn einer Aufgabenlösung sollte man ein paar Standardfragen stellen, nämlich z.B.

Ein Vergleich der Dicke der einen Bäume mit dem Umfang anderer Bäume macht die auftauchenden Zahlen (40 bis 45 cm im Vergleich mit 30 cm) vollends unbrauchbar.

Ob zu recht oder nicht, sei erstmal (kurz) dahingestellt, aber die Zahlen

(vorher 40 bis 45, hinterher „nur“ 30)

suggerieren allemal eine Verschlechterung. Da ist es kein Wunder, dass - wie ja schon dem Titel des Artikels zu entnehmen war - die "Plataneninitiative" die Stadt Münster kritisiert hat.


Wenn ich ein Angestellter der Stadtwerke bzw. Stadt Münster wäre, der der Bürgerinitiative "Platanenpower" möglichst mickrige und damit preiswerte Bäume unterjubeln müsste, würde ich

reden, und zwar aus zwei Gründen:

  1. ist der Umfang immer um einiges größer als der Durchmesser und hört er sich somit besser an - oder umgekehrt: der Durchmesser ist erheblich kleiner als der Umfang.

Schauen wir uns das mal anhand der tatsächlich gepflanzten Bäume an, die einen Umfang von 30 cm haben.

Umfang und Durchmesser von Kreisen stehen immer im Zusammenhang

U             = πd,

wobei π ≈ 3,14 ≈ 3.

Oder anders gesagt: der Umfang eines Kreises ist immer etwa drei Mal so groß wie sein Durchmesser.

Für die tatsächlich gepflanzten Bäume ergibt sich mit der Formel

30 cm    = πd . 

Wenn wir nun beide Seiten der Gleichung durch π teilen, ergibt sich für den Durchmesser der tatsächlich gepflanzten Bäume.

9,5 cm ≈         d .

Das aber ist geradezu mickrig im Vergleich mit den angeblich versprochenen Bäumen, die einen Durchmesser von stattlichen 40 - 45 cm haben sollten. Es liegt also, wie schon oben erwartet, eine erhebliche Verschlechterung vor.

  1. ist der Umfang im Vergleich mit dem Durchmesser eine schön abstrakte Sache

(so dass sich Laien mit Umfangangaben leicht in die Irre führen lassen):

(wenn er nicht gerade die Formel U = πd kennt und fix im Kopfrechnen ist)

mit einem Maßband nachmessen muss:

Genau dieser Umstand ist aber der Stadt jetzt vielleicht zum Verhängnis geworden: weil die neuen Bäume mit einem Durchmesser von ca. 9,5 cm so mickrig wirken, haben die Leute von „Platanenpower“ den Umfang doch lieber mal nachgemessen und dann eben festgestellt, dass der Umfang sage und schreibe 10 cm kleiner als versprochen ist.

(Bei Durchmesser-Angaben wäre ihnen das vielleicht gar nicht aufgefallen, da 9,5 cm nicht erheblich kleiner wirken als 12,7 cm: der Mensch denkt nunmal eher in absoluten Zahlen als in Verhältnissen.)

(„ich möchte für meinen runden Tisch eine Tischdecke kaufen und muss dazu wissen, welchen Durchmesser er hat“).

Mir fällt hingegen überhaupt nur eine einzige Situation ein, in der ein „normaler“ Mensch den Umfang eines Kreises brauchen würde, nämlich wenn er zu einer runden Pressspan-Tischplatte einen „Umleimer“ kaufen möchte und dazu wissen muss, wie viele Meter er von solch einem Umleimer braucht.

Aber auch dann wird er vielleicht nicht den Umfang mit einem Maßband nachmessen und schon gar nicht rechnen, sondern auf gut Glück im Baumarkt einen (scheinbar) passenden Umleimer kaufen - und

(weil man sich bei Umfängen doch arg verschätzen kann)

eventuell feststellen, dass der gekaufte Umleimer zu kurz ist, woraufhin unser inzwischen merklich frustrierter Zeitgenosse nochmals in den Baumarkt fahren muss, um diesmal einen längeren

(nun viel zu langen?, und „was soll ich mit dem ganzen Rest?“)

Umleimer zu kaufen.

Zur halben Ehrenrettung unseres Stadtwerke-Angestellten muss aber wohl ergänzt werden, dass er vermutlich nicht mit böser Absicht von Umfängen statt Durchmessern geredet hat, sondern weil das bei Bäumen unter Gärtnern so üblich ist.

„Halb“, weil ja dennoch dünnere Bäume als versprochen gepflanzt wurden.


In dem eigentlichen, längeren Artikel auf der ersten Lokalseite wurde der Fehler, einmal von Umfängen, das andere Mal hingegen von Durchmessern („dick“) zu sprechen, aber nicht gemacht, sondern konsequent immer nur von Durchmessern gesprochen:

(Nebenbei: da fällt der Unterschied zwischen den versprochenen und den tatsächlich gepflanzten Bäumen gar nicht mehr so dramatisch aus:

Beides ist im Vergleich mit den vorher dort stehenden mächtigen Platanen gleichermaßen mickrig.)

Wie aber mag der Unterschied zwischen den beiden Artikeln zu erklären sein?

Ich vermute mal, dass das so gelaufen ist:

Warum aber (so mal meine Hypothese) war der Titelseiten-Redakteur „schlechter“ in Mathematik oder genauer bei der Unterscheidung Umfang/Durchmesser?:

Da kann man mal sehen, was für irrwitzig fatale Spätfolgen es haben kann, wenn man (und sei‘s nur ein einziges Mal) die Schule schwänzt!

: „Schwänz‘ niemals nie den Unt‘richt nicht!“


PS:
"Es war nicht alles schlecht, was Adolf gemacht hat.
Z.B. nicht die Autobahnen."
(Marc-Uwe Kling)

Noch ein anderes Detail an dem Langtext über die neuen Bäume am Ring in Münster ist ungemein lehrreich, nämlich dass vier mickrige Bäumchen 44 000 € kosten, jedes einzelne Bäumchen also unglaubliche 11 000 €.

Da kann man schon verstehen, dass der Stadtwerke-Angestellte vielleicht durch die Wahl kaum erkennbar kleinerer Bäume ein wenig öffentliche Gelder sparen wollte.

Leute, die immer über ihre Steuerlast klagen

(und hier meine ich jene, denen ihre Steuer-"Last" nicht sonderlich wehtut)

und permanent behaupten, Staat, Land und Kommunen gäben das Geld weitgehend für Unsinn aus

(sinnvoll sind eh nur Autobahnen!?),

sollten sich mal klar machen, was all die von ihnen täglich genutzte Infrastruktur,  die von der „öffentliche Hand“ errichtet und in Stand gehalten wird, kostet.

Um als Beispiel des

        (neben dem Gymnasium)

Deutschen liebtes Kind, also die schon erwähnten Autobahnen zu nehmen:


(, 12.1.2019)

221 Millionen € für 9,5 km Strecke, das bedeutet ca. 23 Millionen € pro Autobahnkilometer. Nun mag es ja sein, dass der neue Autobahnabschnitt bei Bad Oeynhausen überdurchschnittlich teuer war, weil da "drei Anschlussstellen, 28 Brücken und ein[...] Tunnel" gebaut werden mussten.

Also veranschlagen wir mal weniger als die Hälfte von 23 Millionen €, dass also ein Autobahnkilometer 10 Millionen €  kostet. Um dem Steuerzahler das zu vermitteln, bin ich dafür, an Autobahnen nach jedem (!) Kilometer ein (schweineteures) Schild aufzustellen, auf dem steht:

"Sie sind soeben schon wieder über schlappe 10 Millionen € gefahren [plus Kosten dieses Schildes]"
... und wieder ... und wieder ... und wieder ...