die mathematisch-naturwissenschaftliche Schulbibliothek

 

"Wo fangen wir an? Bei der Dummheit. Haben Sie die kleine, unscheinbare Zeitungsnotiz gelesen von der Dorfschule, die als erste sämtliche Bücher abschafft? Eine Schule am Fuße der Pyrenäen hat alle Bücher, Diktathefte, Schreibgeräte abgeschafft. Die Kinder, sagt der verantwortliche [?] Pädagoge, brauchen diesen Schnickschnack nicht. Es reicht ein Computer, auf dem mit einem Spezialstift alles Wissen, was man braucht, abgefragt werden kann. Die Schuldirektorin Maria Jesus [!] Oral [!] freut sich, dass die Kinder nun im Unterricht nicht mehr einschlafen, sondern lustig durchs Internet surfen. Alberto Larraz, Erziehungsminister [!] der nordspanischen Region Aragon, lobt, das sei »die Schule der Zukunft«, und jetzt kommt's, letzter Satz der Meldung: »Die Provinz erprobt den Einstieg ins bücherlose Zeitalter mit der Unterstützung von zwei globalen Computer-Konzernen«. Aha, daher weht der Wind! Das große Computergeschäft! Haben Sie eine Vorstellung davon, was für grunzdumme Monster uns da heranwachsen?"
(Elke Heidenreich)


"für Kinder aus Elternhäusern ohne literarische Sozialisation spielen Schulbibliotheken eine wichtige Rolle. Nach der Ausstattung der Schulen mit Computerräumen oder Medienecken bleibt aber häufig kein Geld für die Schulbibliothek. In den Vereinigten Staaten haben die Computer an vielen Schulen die Bücher restlos verdrängt, obwohl eine neue Untersuchung an 850 amerikanischen Schulen nachgewiesen hat, daß Schüler, die gute Schulbibliotheken benutzen konnten, in den standardisierten staatlichen Leistungstests, vor allem beim Lesen, deutlich besser abgeschnitten haben."
(Heike Schmoll: FAZ 23.4.2001)


"Finnland, Großbritannien und Singapur haben eines gemeinsam: In diesen Ländern sind Bibliotheken Chefsache. Auch in Dänemark und den USA setzen die Regierungen in ihrer Bildungspolitik auf das Potenzial öffentlicher und wissenschaftlicher Bibliotheken, beispielsweise zur Garantie des freien Informationszugangs für jeden Bürger oder zur Integration von Migranten durch Lesefürderung. Damit haben diese Länder großen Erfolg, wie eine internationale Studie der Bertelsmann Stiftung und der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände zeigt: In den fünf untersuchten Ländern sind Nutzungsgrad und Zufriedenheit mit dem Angebot weit höher als in Deutschland. So nutzen etwa dänische Bürger ihre öffentliche Bibliothek drei Mal so oft wie die deutschen Nachbarn. Während sich in Großbritannien neun von zehn Befragten mit den Angeboten der Bibliotheken zufrieden zeigen, liegt diese Quote in Deutschland lediglich bei 40 Prozent.  Allerdings lassen sich andere Länder ihre Bibliotheken auch erheblich mehr kosten: Wird in Deutschland im Jahr etwa ein Euro pro Kopf für Bücher und andere Medien investiert, ist es in den Vergleichsländern das drei- bis neunfache."
(zitiert nach Bild  )


"Wenn es eine Lehre gibt, die heutige Eltern aus dem Werdegang des jungen Einstein ziehen können, dann ist es vor allem sein umfassender Umgang mit jugendgerechten Werken [= Büchern] über das Abenteuer Wissenschaft."
(Jürgen Neffe)


Ich lache mich kaputt: jetzt (2007), nach dem "Medien"-Hype, erscheint plötzlich von "Medienleuten" eine Broschöre mit dem Titel

Räume – Medien – Unterricht:
[Weg] Von der Medienbox [hin] zur Schulbibliothek -
Planungshilfen für eine lernfürderliche Infrastruktur

(Ergänzungen in eckigen Klammern von mir, H.St.)

 

Eine Schulbibliothek ist keineswegs nur ein luxuriöses Addendum, sondern sollte (auch architektonisch) geradezu das Herz der Schule sein. Und es geht auch nicht an, dass sie neben dem Unterricht her läuft, sondern jeder Unterricht wird sich immer wieder auf die Bibliothek beziehen müssen, ja, die Lektüre in der Bibliothek ist auch Unterricht!

Eine Schulbibliothek hat zudem während der gesamten Schulzeit geöffnet und dann mit Beratungspersonal besetzt zu sein.

Im Zeitalter von Bild ist es nurmehr ein Skandal, wenn zugunsten sogenannter "Mediotheken"

(wobei unter "Medien" hauptsächlich "neue" verstanden werden, aber nicht mehr das Buch)

systematisch die Schulbüchereien vernachlässigt und geradezu als veraltet verachtet werden - oder seit Ewigkeiten gar nicht mehr geöffnet sind.

(Wenn letzteres der Fall ist, gehören NeuerÖffnung sowie personelle und materielle Ausstattung der Schulbibliothek auf Platz 1 aller schulischen Anstrengungen - und kann ein Computerraum warten!
Oder zumindest gilt eine Forderung: für jeden Euro, der auf Computer verwandt wird, wird auch einer für Bücher ausgegeben. Basta!)

Schulbüchereien sollten vor allem zum Lesen verführen, d.h. (zumindest im Eingangsbereich; s.u.) so populär wie nur irgend möglich bestückt sein.

Selbstverständlich reicht es nicht, einfach nur einen Raum zur Bücherei zu erklären, sondern muss solch eine Bibliothek auch fundiert personell "bestückt" sein - eine Ausgabe, die auch in Zeiten knapper Kassen unumgänglich ist.

(Da reicht es auch nicht, wenn einE LehrerIn das zusätzlich zum vollen Stundenkontingent macht oder jene obligatorisch vorgeschlagene "Mutti ehrenhalber". Denn es bedarf auch gezielter Neuerwerbungen und andauernder Beratung.

Die - noch so gut ausgestattete - städtische Bibliothek ist keineswegs ein Ersatz für eine Schulbibliothek, weil die städtische Bibliothek allzu weit vom Schulleben entfernt ist.)

Es reicht natürlich nicht, die allerschönsten Bücher einfach nur hinzustellen. Sondern die SchülerInnen müssen auch immer wieder

  • durchs Bibliothekspersonal,
  • vor allem aber die FachlehrerInnen

auf sie hingewiesen und an sie herangeführt werden.

 

Jede Wette: die Schulbüchereien werden noch wachsen und gedeihen, vor allem aber benutzt werden, wenn die Computerräume längst veraltet und kaputt sind sowie despektierlich als Schnee von gestern betrachtet werden.

Zwar hat das Buch spezifische Vorteile:

Aber letztlich geht es mir hier nicht spezifisch ums Buch, sondern um (längere) Texte, die irgendwann vielleicht wirklich nur noch in E-Book-Form oder auf Groß-Flachbildschirmen gelesen werden.

 


Eine Schulbibliothek sollte nicht nur - wie oben schon gesagt - im Zentrum der Schule liegen, sondern auch selbst konzentrisch gestaltet sein:

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MathematikerInnen und NaturwissenschaftlerInnen werden endlich begreifen müssen, dass auch ihre Fächer

(oder zumindest die Entdeckungswege)

  • Teile der Kultur und Geschichte sind (vgl. Bild ),
  • also erzählt werden können:

Wissenschaftsgeschichte, WissenschaftsgeschichteN

Naturwissenschaftlich-mathematische Bücher wie die unten genannten sind auch deshalb wichtig, weil viele (vor allem männliche?) Schüler nunmal wenig mit "Literatur" (Sentimentalität?) anfangen können. Dann muss man sie

(eine besondere Verantwortung von Mathematik- und NaturwissenschaftslehrerInneN!)

eben mit Sachbüchern zum Lesen verführen.

Aber einer Umfrage nach, die ich in einer Klasse gemacht habe, ist die Existenz solch spannender Sachbücher fast unbekannt.


Auch aus naturwissenschaftlich-mathematischer Sicht beginnt die Schulbibliothek im Sinne oben genannter Konzentrik vorne sehr allgemein

(Im Folgenden nenne ich immer nur einige wenige exemplarische Bücher).

  1. (Kinder- und Jugend-!)Universallexika

(überhaupt lohnt es sich auch für Erwachsene, zwecks erster Information Kinder-Sachbücher anzuschauen!),

  1. sicherlich auch schon jugendgemäße "Naturwissenschaftsbücher"

sowie aus demselben Verlag sämtliche Themenbände à la
BildBildBild

  1. Bücher über Erstaunliches im Alltag

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(manchmal quellen diese Bücher aber auch vor unnützem Wissen, also bloßen Gags über, und inzwischen hat sich diese Art Bücher sogar zu einer regelrechten Pest ausgewachsen)

  1. vor allem aber (in Zusammenarbeit mit den DeutschlehrerInneN) literarische Entdeckerbücher:

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(vgl. Bild  3/2005)
 

... und überhaupt viele Bücher aus der Entdecker-Reihe der Edition Erdmann.

  1. Allgemeinverständliche "Gesamtdarstellungen" zur Naturwissenschaft:

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(vgl. Bild  3/2004)
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Im Mittelteil folgen dann spezifischere (auch literarische!) Bücher

  1. kulturgeschichtliche Werke

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                                                                         (vgl. Bild 9/2004 )

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(üblicherweise nimmt die Kulturgeschichte ja ihrerseits auch kaum die mathematisch-naturwissenschaftlichen Beiträge wahr).

  1. à la Bild Bild  Bild BildBildBild BildBild und so einige Bücher aus (mathematische) Bild ,
  1. zur Lebenswissenschaft:

    Bild Bild
    (wobei das Buch von Fischer arg hagiographisch geraten ist)

     Bild

    sowie aus der - nach der "decade of the brain" - inzwischen unüberschaubaren Fülle an "Gehirnbüchern":

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  1. Klassiker der populärwissenschaftlichen Naturwissenschaft und Mathematik, also z.B.

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Ganz hinten kommen dann erst die eigentlich wissenschaftlichen Bücher:

  1. keine Schulbücher (vgl. Bild ), bzw. überhaupt nur die an der Schule eingeführten, damit SchülerInnen auch nochmals die Schulbücher früherer Schuljahre einsehen können

(die ja nach einem Schuljahr in der Regel zurück gegeben werden müssen und deshalb nie wieder erreichbar sind)

  1. "richtige" Fachbücher bis hin zur Universitätswissenschaft:

(Auch da reicht allerdings wieder nicht das reine Hinstellen - und Verschimmeln, sondern talentierte SchülerInnen müssen auch an solche Werke rangeführt werden. Anders gesagt: die FachlehrerInnen müssen wissen, auf welche Bücher in der Bibliothek sie verweisen können.)

Sowieso müssen für unsere naturwissenschaftlich-mathematische Bibliothek abonniert werden:

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(je populärwissenschaftlicher, desto besser, auch auf die Gefahr hin, dass es einseitig/sensationslustig überkommt)

 Bild Bild Bild Bild Bild

PS:

Eine Schulbibliothek schließt ja eine Schulmediothek nicht aus, nur dass nach wie vor das Buch im Vordergrund stehen sollte.

Dennoch: welche "neuen" Medien gehören aus naturwissenschaftlich-mathematischer Sicht in eine Schulmediothek?:

  1. anderthalb Internetcomputer
    (zu deren nicht technischer, sondern inhaltlicher Nutzung angeleitet werden muss!),

  2. elektronische Standardlexika à la Encarta und Brockhaus,

  3. elektronische Fachlexika:

Bild BildBild Bild Bild

  1. evtl. Fachvideos auf CD bzw. DVD, also z.B. , , Bild oder Bild . Die meisten sind allerdings grausig schlecht.

  2. Als Pflichtausstattung sämtliche Videos zur Fernsehreihe Bild Bild .

... und das war's auch schon!