der ewige "Anwendungs"-Aufgaben-Schwachsinn:
eine Buchempfehlung:

Ich habe in vielen meiner Internettexte Hohn & Spott über sogenannte "Anwendungsaufgaben" geschüttet, die in Wirklichkeit nur "eingekleidete" Mathematik sind:

(wobei die "Anwendung" fast beliebig ist),

Die (Text-)Aufgaben sind dabei oftmals derart bescheuert, dass ich mich frage:

(Vgl. Bild )


Nun ist ein schönes Buch mit mathematischen "Anwendungsaufgaben" aus Schulbüchern von 1890 bis heute erschienen:

Das Wort "ewige" in der Überschrift "der ewige »Anwendungs«-Aufgaben-Schwachsinn" kann also zweierlei bedeuten:

  1. das Empfinden der (heutigen) Schüler, ewig die gleichen kryptischen "Anwendungs"-Aufgaben lösen zu müssen,

  2. , dass Schüler seit inzwischen mehr als 130 Jahren mit denselben

(nur unterschiedlich verpackten)

"Anwendungs"-Aufgaben malträtiert werden, diese Aufgaben also schöne (?) alte Tradition und deshalb eine vermeintliche Existenzberechtigung haben - und es deshalb keine Möglichkeit gibt, ihnen zu entkommen

("da mussten wir früher auch durch, und hat es uns geschadet?").

Lustig an dem Buch ist zweierlei:

  1. , dass einige der vorgestellten Aufgaben wahrhaft herrlich bescheuert sind, nämlich z.B.

„Beethoven hat 9 Sinfonien geschrieben. Ein Orchester spielt die 5. Sinfonie in 35 Minuten. Wie lange benötigt das gleiche Orchester für die 8.?“


("je länger, desto Symphonie",

und von der 5. muss man nur , von der 8. gar nix wissen

- und schon gar nicht den atemberaubend schönen 3. Satz der 9. kennen:

Merke nur: Beethoven war der mit der wüsten Frisur und dem grimmigen Blick
und ist ungeheuer wichtig für das angeschlagene deutsche Selbstbewusstsein
);

  1. , dass 

"[j]e nach Jahrzehnt und politischem System [...] statt zwei Zügen, die von A nach B fahren, [fallweise] [...] Bombenflieger, unproduktive Weststaaten oder fleißige Hausfrauen Gegenstand der Aufgaben",
(Klappentext)

die ewig gleichen mathematischen Sachverhalte also nur je nach Entstehungszeit unterschiedlich verpackt sind, womit die zitierten Aufgaben eher kulturhistorisch als mathematisch interessant sind.


Wie alle Gag-Sammlungen ist das Buch wohl kaum dazu gedacht, in einem Abwasch linear runter gelesen zu werden, sondern man lese mal hier, mal da. Und naturgemäß sind die Gags auch unterschiedlich zündend.