einfach (?) verdunsten

Man ist im Alltag oftmals mit Blindheit geschlagen, und erst wenn man aus ihm heraus kommt, fällt einem Alltägliches auf.

In den Bergen gibt es ein Phänomen, das auf diese Weise im Flachland kaum möglich ist: kaum ist ein Regen vorbei, schon verdunstet das herabgeregnete Wasser wieder in Schleiern oder kleinen Wolken

(daran interessieren mich hier nicht die Wolken, die über der Szenerie hinweg fliegen,
sondern die Schleier, die aus den Bäumen aufsteigen),

und der Kreislauf des Wassers setzt sich fort:

(wobei Wasserdampf aber eben keineswegs nur überm Meer entsteht).

Natürlich passiert im Flachland genau dasselbe, aber wenn dort Schleier aufsteigen, steht man mitten in ihnen und nimmt sie nur als eine Art Bodennebel wahr.

Erst in den Bergen hat man also den Eindruck:

Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar

(nebenbei: diese erste Strophe zeigt auch einen Kreislauf!)

Vielleicht dadurch, dass ich derart aufmerksam geworden war, fiel mir erst auf, was ansonsten (im Flachland) auch geschehen sein mag: sogar vom Dach meines Autos stiegen Verdunstungsschwaden auf: 

Nun widerspricht solche Verdunstung aber doch jeglichem physikalischen Halbwissen:

Wasser gibt es in den drei Zuständen

Also dürfte es bei "normalen" Temperaturen

(zwischen 0 und 100 Grad; meist ca. 20 Grad)

gar keinen Wasserdampf geben!?

Nun muss man ja nicht gleich esoterisch werden

  ,

um zu erkennen, dass das nur scheinbar so alltägliche Wasser ein derart erstaunliches Material ist, dass man mit seinen Eigenschaften ein ganzes seriöses Buch füllen kann:

(Und man lernt ja nie aus:

"Die Werte für den atmosphärischen Druck auf dem Mars] lagen [allerdings nur nach den ersten Messungen] deutlich über [und später dann doch unter] dem sogenannten Tripelpunkt-Druck des Wassers von 6 Millibar, der mindestens herrschen muss, damit Wassereis sich bei Erwärmung verflüssigt und nicht direkt verdampft."
[zitiert nach ]

Das aber heißt doch erstaunlicherweise, dass es Umstände gibt, bei denen die Flüssigkeitsphase von Wasser übersprungen wird bzw. erst gar nicht vorkommt.)

Weshalb aber Wasser auch schon bei "normalen" Temperaturen verdunstet,  ist bereits anderweitig erklärt:

"Bei einer Verdunstung geht ein Stoff vom flüssigen in den gasförmigen Zustand über, ohne dabei zu sieden.
[...]
Bringt man eine Flüssigkeit in ein evakuiertes Gefäß, so verdampft sie, bis sich ein Gleichgewicht zwischen Flüssigkeit und Dampfphase eingestellt hat. Der Druck, der dann in dem Gefäß herrscht, ist der Dampfdruck der Flüssigkeit. Öffnet man nun das Gefäß, so wird die Atmosphäre im Gefäß ausgetauscht. Dies stört das Gleichgewicht zwischen Dampfphase und Flüssigkeit, so dass weitere Flüssigkeit verdampft. Dieser Prozess heißt Verdunsten.
[...]
Die Verdunstung selbst stellt eine Phasenumwandlung dar und leitet sich deshalb auch aus den Gesetzen der Thermodynamik ab, ohne die man diesen Prozess nicht verstehen kann. Entsprechend der Maxwell-Boltzmann-Verteilung weisen die Teilchen eines Gases, aber auch in ähnlicher Form die Teilchen einer Flüssigkeit, eine Geschwindigkeitsverteilung auf. Es existieren daher bei beiden immer zugleich langsame und schnellere Teilchen, wobei diese über eine spezifische kinetische Energie verfügen und der Anteil sowie die Geschwindigkeit der schnelleren Teilchen mit steigender Temperatur zunehmen. Da schnelle Teilchen mit einer ausreichend hohen kinetischen Energie hierbei in der Lage sind, die Anziehungskräfte zu überwinden, die durch ihre Nachbarteilchen auf sie wirken, wechseln immer einige von ihnen von der flüssigen in die gasförmige Phase. Es treten jedoch auch immer verlangsamte Teilchen der gasförmigen Phase in die flüssige Phase zurück, weshalb sich mit der Zeit, ohne eine Beeinflussung von außen und ohne dass eine der Phasen aufgebraucht wird, ein dynamisches Gleichgewicht einstellt. In der Erdatmosphäre wird ein solches Gleichgewicht jedoch nicht immer erreicht, und falls es so gestört ist, dass mehr Teilchen aus der flüssigen Phase austreten als in sie eintreten, spricht man von einer Verdunstung. Die Verdunstung kann auch zum vollständigen Verschwinden der flüssigen Phase führen, was man als Austrocknung bezeichnet.
[...]"

(Quelle: Wikipedia)

Wieso also hier noch über etwas schreiben, was anderweitig längst erklärt ist?

  1. , weil der Sachverhalt der Verdunstung anscheinend nicht so einfach oder genauer: nicht so einfach zu erklären ist, denn immerhin gilt laut Wikpedia:

"Die Verdunstung selbst stellt eine Phasenumwandlung dar und leitet sich deshalb auch aus den Gesetzen der Thermodynamik ab, ohne die man diesen Prozess nicht verstehen kann."

Und die Thermodynamik ist ja doch ein arg abstraktes Ding.

Das heißt aber doch, dass die Verdunstung (fast) gar nicht anschaulich verständlich ist - und ein erstaunliches Phänomen bleibt.

  1. , weil zumindest ich mir den Wikipedia-Text "runterbrechen", d.h. (hoffentlich halbwegs richtig) verständlich machen muss:

auch Wasser im Flüssigzustand ist nicht stabil, sondern in ihm sausen Wassermoleküle hin und her, wobei die Geschwindigkeit einiger dieser Moleküle (vor allem bei höherer Temperatur) so groß ist, dass sie aus dem geschlossenen Flüssigkeitsverband ausbrechen und sich als Wasserdampf verflüchtigen. Wasserdampf ist also nicht notwendig (wie beim Sieden) kochend heiß, sondern gibt es auch in kälterer Form (z.B. in Wolken).

  1. erwähnt ja auch der Wikipedia-Artikel ausdrücklich den Unterschied zwischen Verdunsten und Sieden, d.h. es wird für nötig gehalten, einer populären Verwechslung zuvorzukommen

(ich bin also nicht der einzige Dumme):

 " Verdunsten vs. Sieden

Im thermodynamischen Gleichgewicht entspricht der Partialdruck der Gasphase der verdunstenden Substanz dessen Dampfdruck. Verdunstung tritt also dann auf, wenn der Dampfdruck größer ist als der Partialdruck. Dieser Prozess läuft jedoch langsam ab, da die flüssige Phase in sich stabil ist, solange der Dampfdruck unterhalb des Gesamtdruckes liegt. Entspricht der Dampfdruck jedoch dem Gesamtdruck oder übersteigt diesen, so siedet die Substanz. Verdunstung ist also nur möglich, wenn noch ein stofffremdes Gas vorhanden ist – i. d. R. Luft – das den Restdruck zur Verfügung stellt. Der umgekehrte Prozess – die Kondensation – findet statt, wenn der Dampfdruck unter dem Partialdruck liegt."

(Quelle: Wikipedia)

Wenn das auch schon wieder arg fachchinesisch ist, so wird der Wikipedia-Artikel kurz drauf sehr anschaulich

"Auf dem Prinzip der Wasserverdunstung beruht beispielsweise das Freilufttrocknen von Wäsche oder das Verschwinden von Wasserpfützen."

D.h. die Verdunstung ist ein Alltagsphänomen, das wir oftmals überhaupt nicht mehr wahrnehmen, und zwar wohl vor allem deshalb nicht, weil wir keine Verdunstungsschwaden sehen

(wir sehen sie - so vermute ich zumindest - erst dann, wenn genügend freie Wassermoleküle zusammen sind; sehr schön wurde das mal anhand von Glasscherben oder Seifenblasen in der "Sendung mit der Maus" erklärt: erst bei vielen solchen Dingen zusammen gibt es Spiegelungen in jede Richtung, ergibt sich also der Effekt "weiß").