"that's mathematics" Bild : die Winkelsumme in ALLEN Dreiecken ist 1800

Bild

"that's mathematics" heißt hier vor allem, dass die Mathematik die einzige

(einzig richtige!?)

Wissenschaft ist, die

(und das macht sie [u.a.] geradezu aus!)

tatsächlich ALLGEMEINGÜLTIGE Beweise ("ALLE") führen kann.

(Im Vergleich damit ist die nächst"härteste" Wissenschaft, nämlich die Physik, bereits ein "Weichei", da sie letztlich rein statistisch verfährt: "bisher traf's immer [und auch nur im Rahmen der Messgenauigkeit] zu".)

Nun weiß aber jedeR MathematikerIn natürlich, dass bereits die Aussage "die Winkelsumme in ALLEN Dreiecken ist 1800" in der Überschrift falsch ist, wie ja bereits das Bild    beweist:

wenn zwei Personen

dann entsteht offensichtlich ein Dreieck, bei dem in jedem Eckpunkt N, A und B ein Winkel von 900 "sitzt", so dass die Winkelsumme offensichtlich 900 + 900 + 900 = 2700 , also erheblich größer als 1800 ist.

Und schon sind wir mitten in dem, was Mathematik eigentlich "ist":

  1. bedeutet (wie wir noch sehen werden) die neue Aussage

"die [anfängliche/alte] Aussage »die Winkelsumme in ALLEN Dreiecken ist 1800«
in der Überschrift [ist] falsch"

keineswegs, dass es GAR KEINE Dreiecke mit der Winkelsumme 1800 gibt, sondern "nur", dass es

Und schon zeigt sich das nächste Problem:

  1. Wie soll es denn

Heißt "unendlich viele" nicht doch "alle", so dass keine einzige

(geschweige denn mehrere oder gar wiederum unendlich viele)

Ausnahme(n) mehr möglich ist/sind?

Die Lösung dieses scheinbaren Widerspruchs ist ebenso einfach wie

(dennoch oder gerade deswegen)

genial - und vielen Laien wohl fremd. Sie lässt sich schön an einer Analogie zeigen:

Die Unendlichkeit einer Menge schließt also nicht aus, dass "die andere Hälfte" auch unendlich groß ist.

  1. Viele Laien werden vermutlich das oben gezeigte Gegenbeispiel als spitzfindig-hinterhältig empfinden:

"Da kann ich ja die bescheuertste gekrümmte Form, also z.B. auch Bild, wählen, und wen wundert's da noch, dass sich dann auch irgendwelche bescheuerten ANDEREN Winkelsummen ergeben?!"

Unsere hypothetischen Laien stehen da keineswegs allein da, sondern befinden sich in bester Gesellschaft: an solch eine ("nichteuklidische") Geometrie auf gekrümmten Flächen haben die Mathematiker auch jahrtausendelang nicht gedacht, und als sie dann doch langsam aufkam, haben sich anfangs auch viele prominente Mathematiker dagegen gewehrt.

(Nebenbei: das Dreieck in Bild hat eine Winkelsumme, die kleiner als 1800 ist.
Und es sei auch kurz ergänzt, dass solche Dreiecke auf gekrümmten Flächen nicht nur eine bescheuerte/nette mathematische Idee sind, sondern in der Relativitätstheorie durchaus ihre Anwendung gefunden haben.

Überhaupt ist die nichteuklidische Geometrie höchstens auf den ersten Blick "bescheuert". Auf den zweiten öffnet sich mit ihr aber eine ganz eigene Ästhetik des Dreidimensionalen und der biegsamen Flächen.)

Man wird den Dreiecken in Bild und Bild nicht absprechen können, dass sie drei (!) Ecken (!) haben. Und dennoch stört den "gesunden Menschenverstand" da vermutlich doch, dass die Seiten dieser Dreiecke keine geraden Strecken sind.

(Wäre man bereit, auch Bild noch als "Dreieck" zu bezeichnen?)

Der Normalfall für einen Laien ist also, dass


Die weiter aufrecht erhaltene Behauptung

"die Winkelsumme in ALLEN Dreiecken ist 1800"

ist also nicht mehr allgemeingültig

(da muss sich sogar die Mathematik weise beschränken!),

sondern wird "nur" noch für ALLE Dreiecke in der EBENE aufrecht erhalten.

Dabei ist "nur" dennoch allerhand: es ist die Rede von ALLEN (unendlich vielen!) Dreiecken in der Ebene, also

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(wobei hier der Einfachheit halber mal vorausgesetzt sei, was gar nicht so selbstverständlich ist:
dass nämlich solch ein Dreieck in einer Ebene liegt)

Auch das könnte (sollte!) einen Laien

(und nach wie vor auch Fachleute!)

maßlos erstaunen, denn man möchte doch denken:

  1. Wie kann man denn etwas für Dreiecke beweisen, die zu klein oder zu groß sind, um sie zu zeichnen? Wie kriegt man diese Dreiecke denn überhaupt zu "fassen"?

  2. Wenn man etwas für ALLE ebenen Dreiecke beweisen will, so muss man doch auch ALLE nacheinander "erledigen". Da "ALLE" aber UNENDLICH VIELE sind, wird man auch UNENDLICH LAngE beschäftigt sein, also NIE FERTIG WERDEN!?

Um so erstaunlicher ist es, dass der Beweis


Jeder irgendwie mögliche Beweis kann nur gültig sein, wenn im gesamten Beweis NIEMALS konkrete Eigenschaften des Dreiecks erwähnt werden. Sobald das geschöhe, gälte der Beweis eventuell nur für Dreiecke mit diesen konkreten Eigenschaften

(also z.B. Gleichseitigkeit, Gleichschenkligkeit, Rechtwinkligkeit oder bestimmten Seitenlängen).

Während des Beweises muss man also wie ein Schießhund aufpassen, ob sich nicht doch irgendwo konkrete Eigenschaften einschleichen.

Wohlgemerkt: die EINZIGE konkrete Eigenschaft, die wir nach unseren "schlechten" Erfahrungen mit zulassen, ist, dass das Dreieck in einer EBENE liegt.

Wir zeichnen also auf einem (ebenen!) Blatt Papier IRGENDEIN Dreieck mit möglichst "unkonkreten" Maßen

(weil MathematikerInnen vorgewarnt sind, sollte dieses Dreieck weder gleichseitig noch gleichschenklig noch rechtwinklig aussehen).

Da zudem jedeR MathematikerIn weiß, dass man sowieso kein Dreieck mit absolut genau geraden Seitenstrecken zeichnen kann

(unterm Mikroskop ist selbst die scheinbar geradeste Linie doch wieder zackelig),

reicht eine schlampige Planskizze:

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Auch das ist typisch Mathematik: das eigentliche, wirklich genaue Dreieck existiert eh nur in unserem Kopf (!), und die Planskizze dient einzig und allein dazu, überblick insbesondere bei mehreren aufeinander folgenden Schritten zu behalten (vgl. Bild ).

Der nun folgende Beweis ist

Wir

(man mache sich dabei klar, dass die oben auftauchenden Winkel genauso groß wie die ursprünglichen Winkel des Dreiecks sein müssen; vgl. Stufen- bzw. Scheitelwinkel):

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Offensichtlich ergeben die Winkel α, β und γ OBEN zusammen genau 1800 - und also auch die URSPRÜNGLICHEN Winkel α, β und γ des Dreiecks.

Wir überprüfen nochmal: in der gesamten Beweisargumentation tauchten kein einziges Mal irgendwelche konkreten Maße des Dreiecks (Winkel, Seitenlängen) auf, so dass dieser Beweis wirklich für ALLE ebenen Dreiecke gilt!

Es ist tatsächlich gelungen, in sehr kurzer (endlicher!) Zeit UNENDLICH viele (ALLE) Fälle zu "erschlagen".


Ich behaupte mal, dass diese Überlegungen zur Winkelsumme in Dreiecken typisch für die GESAMTE Mathematik sind und besonders einfach zeigen, was Mathematik eigentlich IST bzw. wie MathematikerInnen DENKEN.


Erwähnenswert ist zuguterletzt, dass die Winkelsumme bei ebenen Dreiecken immer exakt 1800 ist, bei Dreiecken auf krummen Flächen allerdings variieren kann, also z.B. nicht immer wie oben 2700 ist.

Die Einschränkung auf ebene Dreiecke "erwischt" eben doch die interessantesten Fälle (eine einheitliche Regel).


PS: vgl.