EinzelschülerInnen erreichen
der Blinddarm von Zimmer 7,
das "befriedigend minus" rechts vom Lehrerpult
Manchmal ist es nur gut, dass wir LehrerInnen reichlich wenig über die EinzelschülerInnen wissen:
ihr Privatleben geht uns - und zwar gerade als "Amtspersonen", die Noten geben - einen feuchten Kehricht an.
Zudem ist es nur realistisch:
LehrerInnen und SchülerInnen entstammen schon wegen des Altersunterschieds ziemlich fremden Lebenswelten.
Die Klassen sind (z.B. mit 30 SchülerInneN) erheblich zu groß, um sich individuell um EinzelschülerInnen kümmern zu können - was allemal gilt, wenn einE LehrerIn acht Klassen mit insgesamt 240 SchülerInnen zu unterrichten hat. Die Forderung, man solle sich da um jedeN EinzelschülerIn kümmern, ist da nur noch absurd. Man hat schon Schwierigkeiten genug, nur die Namen zu lernen.
Oftmals bekommt man ja nicht mal die rein schulischen Belange mit, also z.B.
eine Lese-Rechtschreib-Schwäche
(da kommen SchülerInnen bis in die 11. Klasse, und erst dann wird die LRS bemerkt),
eventuelle Hochbegabung, die sich ja typischerweise versteckt,
oder auch, dass eine ganze Klasse einen bestimmten Stoff nicht verstanden hat
(was man erst in der Klausur, also zu spät bemerkt).
Die Mitteilungen sind zweideutig:
einerseits haben im Rahmen von PISA gerade deutsche SchülerInnen sich darüber beklagt, dass "die" LehrerInnen sich kaum für ihre individuellen Leistungen interessierten (interessieren könnten);
andererseits:
Nochmals: ich möchte realistisch sein:
wir werden die Klassen nicht verkleinern können,
der Standard-Frontal-Unterricht ist nicht von heute auf morgen abzuschaffen,
der Stoff- und Klausurendruck (als ein Grund für Frontalunterricht) ist nun mal vorhanden.
Man wird also nur phasenweise etwas ändern können.
Die einzige Möglichkeit, SchülerInnen individuell zu erreichen, scheint mir aber in der
längerfristigen Begleitung von Einzel- und Minigruppen(fach)arbeiten zu liegen, also dann, wenn SchülerInnen ansatzweise selbst produzieren und langsam zu Fachleuten aufgebaut werden und sich stolz so fühlen. Solche Einzel- und Minigruppen(fach)arbeiten sollten in sämtlichen Klassen und nicht erst in der Oberstufe angefertigt werden. Einzig und allein da kommt man mal mit den EinzelschülerInneN ins Gespräch. Man sollte statt immer nur Unterricht sehr viel mehr (auch verpflichtende) Sprechstunden für die SchülerInnen abhalten. |
Wenn uns auch das Privatleben der SchülerInnen wenig angeht, so sollten wir doch ein offenes Ohr für ihre speziellen Interessen haben und diese, wenn irgend möglich, an unsere Fächer anbinden bzw. diese dafür überhaupt erst öffnen. Da schreibt dann beispielsweise ein
musikalisch interessierter Schüler über die pythagoräische Stimmung von Instrumenten
oder ein historisch interessierter Schüler über mathematikhistorische Themen.