Kinder brauchen Idiotentätigkeiten

Es war einmal ein amerikanischer Professor, der endlich doch mal Deutsch lernen wollte. In all den Kursen, die er dazu besuchte, bekam er aber keinen rechten Zugang zu "deutsche Sprache, schwere Sprache". Als er da so eines Tages durch die amerikanischen Buchhandlungen streifte, fiel in einer Fremdsprachenecke sein Auge auf

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"Der Räuber Hotzenplotz"

Deutsch hat er dann eben doch noch gelernt, indem er dieses Buch genauso gelesen (und eine zugehörige Kassette immer wieder gehört) hat, wie Kinder es (zum Leidwesen ihrer Eltern) tun: immer und immer wieder, und bei jedem Mal verstehen sie ein bisschen mehr.


Eine Umfrage hat angeblich mal gezeigt, dass das Schulfach Mathematik bei SchülerInneN keineswegs so unbeliebt ist, wie man (fast schon masochistisch) meinen sollte. Als Hauptgrund wurden aber nicht die Inhalte, sondern die Verlässlichkeit dieses Faches genannt.


Als "richtigeR" MathematikerIn möchte man doch meinen, dass den SchülerInnen das stumpfe Rechnen (Termumformungen bis zum Erbrechen, also gar keine "richtige" Mathematik) eigentlich zu sämtlichen Poren wieder rauskommen müsste.

Aber ganz so einfach ist es nicht: insbesondere jüngere SchülerInnen haben durchaus ihren Spaß am "stumpfen Rechnen".

Beim Thema "Vereinfachen von Kettenbrüchen (Brüchen aus Brüchen)" habe ich´s schon erlebt, dass fast alle SchülerInnen einer Klasse gar nicht genug davon bekommen konnten und bis zu zehn Meter lange "Lösungsschlangen" berechnet haben, die sich dann um die Wände des Klassenraums wanden.

Oder wenn SchülerInnen in der 6. Klasse Brüche, also (hinter dem Komma) endliche oder periodische Dezimalzahlen kennen lernen, können sie gar nicht genug bekommen vom (idiotischen oder doch extrem wichtigen?) Aufschreiben solcher Perioden wie

1/7 =  1,428571 428571 428571  428571  428571 428571  428571  428571  428571   ...,

ja entdecken sie vielleicht schon selbst irrationale Zahlen oder sind zumindest dafür zu begeistern - und schreiben und konstruieren dann meterlange Reihen vom (nebenbei: sogar schon transfiniten) Typ

0, 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 ...


Aus all dem folgt für mich: sowohl im Unterricht als auch in Klassenarbeiten sollte immer auch ein "Sicherungsteil" aus reinen Rechnungen vorkommen, und zwar nicht nur, damit die SchülerInnen das dringend benötigte "Handwerkszeug" lernen, sondern auch, weil dessen Beherrschung einigen von ihnen durchaus Spaß macht.

... was allerdings keine Legitimation dafür ist, dass der übliche Unterricht (dann auch schon wieder langweilig) fast nur darauf hinaus läuft.