Projekt Mathematik und Kunst
Nicht gemeint ist hier Eschers Mathematiker"kunst", denn sie ist nur konstruierter optischer Gag, also gar keine Kunst.
Und kaum besser finde ich auch Vasarely.
Das kommt mir vor, als habe ein Mathematiker nur deshalb Gemälde gemalt, damit
Schüler sie im Unterricht in Mathematik rückübersetzen,
sogar Mathematiker mal Spaß an "Kunst" haben.
Es kann gar keine Frage bestehen: Mathematik hat in der Kunst immer eine enorme Rolle gespielt. Allerdings muss man da unterscheiden:
Oftmals war die Mathematik nur unbewusst enthalten: beispielsweise gab es im Mittelalter (meines Wissens!?) noch gar keine eigentliche Ingenieurskunst, sondern beruhten die allemal beeindruckenden Kathedralen oftmals auf reinem Erfahrungswissen.
Und ein Kreis in einer Mauer ist noch lange keine Mathematik, wäre es doch denkbar, dass da ein Maurer einfach um seine Bierflasche drum herum gebaut hat.
Spätestens die Entdeckung der Zentralperspektive in der Renaissance war aber eindeutig mathematisch fundiert:
Ein Einstieg kann sicherlich
in der puren Entdeckung
(und massenhaften Dokumentation beispielsweise in einem Internetprojekt)
geometrischer Figuren in der Kunst sein, denn erst wenn man solche Figuren allüberall in der Kunst entdeckt, wird das Thema überzeugend:
...
Und sicherlich ist auch schon viel getan, wenn
die geometrischen Figuren und Muster (etwa mit einem Computer-Algebra-System) nachgearbeitet werden.
Aber beides reicht nicht:
darf die Kunst nicht nur aufgesetzter Anlass sein, nun doch wieder nur Mathematik zu betreiben
(auch nur eine andere Form "eingekleideter" Mathematik, die die SchülerInnen nur allzu schnell durchschauen),
sondern es müsste - soweit überhaupt möglich - zu eruieren versucht werden, weshalb gewisse (mathematische) Muster als schön empfunden werden - und welche Konsequenzen das hat
(beispielsweise bis hin zu den [falschen] Planeten-Kreisbahnen bei Kopernikus oder den [falschen] Planetenabstandsverhältnissen bei Kepler:
).
Vgl.
(denn immerhin kann man ja die Mathematik selbst als Kunst ansehen)
Hans Walser: Der Goldene Schnitt; B. G. Teubner & Hochschulverlag AG an der ETH Zürich Albrecht Beutelspacher, Bernhard Petri: Der Goldene Schnitt; Spektrum Klaus Schröer, Klaus Irle: "Ich aber quadriere den Kreis ..."; Leonardo da Vincis Proportionsstudie; Waxmann
Die SchülerInnen dürfen nicht bei der reinen Tatsachenbeschreibung ("da kommen Kreise vor") hängen bleiben:
Es muss - abgesehen von ästhetischen Erwägungen - gezeigt werden, warum geometrische Figuren eingesetzt wurden. Es reicht z.B. eben nicht (wie meist üblich), zu zeigen, dass Brücken oftmals parabelförmig sind ("finde die Funktionsgleichung, d.h. äffe nur nach!") und (deshalb?!) schön aussehen, sondern es ist auch zu zeigen, aus welchen statischen Gründen sie parabelförmig sind (vgl. ).
Wir sind nun mal (abgesehen von interdisziplinären Projekten) im Mathematik-Unterricht, d.h. es müssen echte mathematische Erkenntnisgewinne dabei herauskommen:
In der Zentralperspektive wird eine Parabel zu einer Ellipse.
Weshalb?
Und selbst Eschers "Möbius-Band" darf nicht einfach nur bewundert werden (ein reines Verweilen bei den heutzutage modischen Effekten), sondern muss auf das (von da aus entdeckte und vertiefte) Teilgebiet zurückgeführt werden, aus dem es geklaut ist: die mathematische Topologie.
Ein wirklich fächerverbindender Unterricht ist wohl nur in einer echten Zusammenarbeit mit einer bzw. einem KunstlehrerIn möglich.
Es gibt noch kaum für Schulen aufgearbeitete Literatur zu diesem Thema.
Immerhin erste Einstiege und Anregungen können sein:
Ebenfalls interessant sind die Beziehungen zwischen Musik und Mathematik. Vgl. z.B. Mathe und Musik.