: die Schüler beobachten dich!
"ALLE AUGEN WARTEN AUF DICH, oh
Herr.
Du gibst uns Speise zur rechten Zeit.
Du tust deine milde Hand auf
und erfüllest alles, was da lebt, mit Segen."
Im Referendariat werden
viele pädagogische Ideale,
Methoden usw. behandelt.
Warum aber nicht auch mal solch eine Liste
wie unten?
Nach der Meta-Studie von Hattie (vgl. ) wirkt sich vor allem die Lehrerpersönlichkeit
auf
den Lernerfolg der Schüler aus. Schüler beobachten diese
Lehrerpersönlichkeit aber andauend minutiös - und manchmal gnadenlos.
Vorsicht!: die folgende Liste könnte bei einigen Lehrern zu
Verfolgungswahn führen, und ich habe schon Lehrer erlebt, die
gar nicht erst das Lehrerzimmer verlassen wollten, weil sie vor jeder
einzelnen Schulstunde Angst hatten
(und das - wie grauenhaft!
- vierzig Jahre lang).
Der Lehrerjob hat viele Vorteile, und einer der größten
und
schönsten ist oft der Umgang mit Jugendlichen. Aber es ist
eben auch
nicht leicht, permanent
- vor jeweils ca. 30 Schülern zu stehen,
- von
ihnen mit Luchsaugen beobachtet zu werden,
- auf möglichst alle
individuell einzugehen
- und bei aller Flexibilität doch weitgehend die Kontrolle über das
Unterrichtsgeschehen zu behalten:
mit zunehmendem Alter war ich dann nach sechs oder gar acht
Schulstunden oftmals
.
Lehrer haben gegebenenfalls eine ungeheure Macht: sie können
- mit ihren Noten die Schullaufbahn eines Schülers gründlich
vermasseln,
- durch unbedachte, absichtliche oder gar systematisch
erniedrigende Worte das (eh schon geringe?) Selbstbewusstsein eines
Schülers komplett und für viele Jahre zum Einsturz bringen.
Die meisten Schüler sind freundlich - oder verängstigt. Sie wissen
(glücklicherweise) nicht, dass sie, wenn sie sich einig wären
(eine Einigkeit, die es
[wieder: glücklicherweise?] in Klassen aber kaum jemals gibt: ),
- den Unterricht eines Lehrers komplett auseinander nehmen
(im Vertretungsunterricht
tun sie das
tatsächlich manchmal),
- und fast jeden Lehrer in den Nervenzusammenbruch treiben könnten.
Wenn man dann mal (manchmal auf Umwegen) erfährt, wie Schüler einen
sehen, kann das bitter weh tun, und zwar insbesondere, wenn
sie recht
haben: es ist nicht umbedingt schön, den Spiegel vorgehalten zu
bekommen.
Weil Schüler ihren Lehrern stunden-, wochen- und teilweise jahrelang
ausgesetzt sind, beobachten sie deren Eigenarten (und Veränderungen)
haarklein wie unter einem Mikroskop:
Ja, man könnte fast sagen, dass sie ihre Lehrer „nackt“ ausziehen:
(Im Folgenden kann man
„Lehrer“ bzw. "Schüler bzw. „er“ immer auch durch „Lehrerin“ bzw.
"Schülerin" bzw. „sie“ ersetzen.)
- zu allererst testen Schüler einen Lehrer erstmal aus:
- wie weit kann man bei ihm gehen, d.h. wann setzt er Grenzen und
wie konsequent ist er dann?
- Setzt er überhaupt Grenzen oder ist er windelweich, d.h. kann
man bei ihm alles machen (nicht aufpassen, Blödsinn bauen)?
- Was darf man bei ihm sagen, wie ehrlich darf man sein?
(Schüler sagten mal,
sie würden einer
guten Zensur zuliebe zu einer gewissen Religionslehrerin immer genau
das sagen, was diese hören wolle, und nie das, was sie [die Schüler]
wirklich dächten.)
- Verträgt der Lehrer Kritik und Humor von Seiten der Schüler?
- Besitzt er Selbstironie? Lacht er über sich selbst genauso wie
(wenn überhaupt) über Schüler?
- Ist er penetrant dauerlustig
(und war er vermutlich
schon während
seiner eigenen Schülerzeit der einsame Klassenclown)?
- Wiederholt er immer nur die ewig gleichen (Flach-)Witze,
Beispiele und Anekdoten
(was bei einem nunmal
begrenzten
Repertoire kaum vermeidbar ist)?
- Kann man mit dem (Klassen-)Lehrer vertrauensvoll reden, sei‘s
über Schulnoten, sei‘s über Klassen- und private Probleme?
- Legt der Lehrer für sich dieselben Maßstäbe an wie für Schüler
(wenn er z.B. das
Schulbuch vergessen
hat)?
- Hebt der Lehrer auch mal rumliegenden Müll auf, grüßt er
Putzfrauen?
- Hat er Verständnis für mangelndes fachliches oder überhaupt
schulisches Interesse von Schülern und für schlechte Leistungen?
- Stellt er Schüler vor der gesamten Klasse bloß?
- Bittet er manchmal um Entschuldigung?
- Sind bei (Lern-)Problemen immer nur die Schüler schuld/blöd oder
gesteht der Lehrer auch mal ein, selbst falsch entschieden zu haben?
- Ist er fair, d.h.
- behandelt er alle inetwa gleich
- oder hat er Lieblinge, die er vorzieht,
- sind Bestrafungen angemessen?
- Kann der Lehrer auch mal „ein Auge zudrücken“ und „alle fünf
gerade sein lassen“?
- Ist er nachtragend oder gar rachsüchtig?
- Ist er glaubwürdig („authentisch“)?
- Redet er unsolidarisch über Kollegen oder die Schulleitung?
- Ist er ein (liebenswerter) „zerstreuter Professor“?
- Ist er noch empfänglich für die Gegenwart?
- Ist sein Unterricht (phasenweise) interessant?
- Hat er eine Beton- oder eine fallweise variable Position?
- Hat er überhaupt eine Position oder wirkt er
windelweich-glitschig?
- Wirkt er verschüchtert oder hört er sich am liebsten selbst reden?
- Kann er auch zuhören?
- Ist er gut vorbereitet und läßt er sich ab und zu Neues (der
jeweiligen Situation Angemessenes) einfallen?
- Fördert er nur kreuzbrave Reproduktion oder auch
Kritisch-Kreatives?
- Versteht er sich nur als Fachmann oder auch als Didaktiker und
Pädagoge?
- Unterscheidet er nach Geschlechtern
(und z.B. nach Schönheit
und Oberweite)?
- Sieht er überall sexuelle Reize?
- Ist er durch mehr oder weniger deutliche sexuelle Reize
bestechlich?
- Kann er sich erinnern, dass er auch mal Lernschwierigkeiten hatte?
- Ist er launisch
(nicht zu verwechseln
mit verschiedenen
Launen, die jeder mal hat)
und läßt seine Launen an Schülern ab?
- Erzählt er indiskret-audringlich zu viel aus seinem Privatleben?
- Bleibt er immer völlig unnahbar?
- Ist er unberechenbar explosiv?
- Ist er hinterhältig?
- Droht oder bettelt er?
- Hat er immer recht oder kann er auch mal Fehler und Unwissen
eingestehen?
- Ist ihm eine gewisse Begeisterung für sein Fach anzuspüren - oder
unterrichtet er immer nur kreuzbrav am Schulbuch, Lehrplan und
vorgefertigten „Stundenblättern“ entlang?
- Ist er noch informiert über neuere Entwicklungen in seinem Fach -
und bringt er sie in seinen Unterricht ein
(oder unterrichtet er
seit
Jahrhunderten "Die Physiker aus Andorra oder der letzte Schund")?
- Ist seine (fachliche) Weltsicht ein Gefängnis oder ein
Panoptikum/Panorama?
- Ist er
(z.B. durch allzu
große Nähe oder gar
Berührungen)
körperlich übergriffig?
- Ist er fachlich kompetent - und kann er „gut erklären“?
- Kümmert er sich um alle Schüler in der Klasse oder nur um die
„guten“/braven?
(Hat er einige Schüler
längst
"abgeschrieben"?)
- Ist er neugierig auf die Schüler oder empfindet er sie (ganz
offen) als Zumutung?
- Verachtet er „die Jugend von heute“?
- Hat der Lehrer besondere Empfindlichkeiten
(z.B., wenn die Tafel
nicht geputzt
ist, oder bei Smartphones),
die man ggf. gegen ihn einsetzen kann, um ihn zu ärgern?
- Ist dem Lehrer anzuspüren, dass er gerne Lehrer ist?
- ...
- Genauso nehmen Schüler aber auch jede Äußerlichkeit am Lehrer
wahr:
- Trägt er immer denselben Kleidungsstil oder gibt es da mal
Abwechslung?
- Ist sein Kleidungsstil modern, anbiedernd jugendlich, altbacken
...?
- Ist ihm sein Aussehen ungemein wichtig oder herzhaft egal?
- Ist er eitel?
- Ist er ein steifer „Anzugträger“ oder ein ungepflegter
Uralt-Hippie oder ...?
- Hat er schon wieder ein neues Kleidungsstück an?
- Passen die Farben seiner Kleidungsstücke zusammen?
- Trägt er z.B. ein Hemd zwei Tage oder zwei Wochen?
- Hat er einen unangenehmen Körper- und Mundgeruch (z.B. vom
Rauchen) und schwitzt er übermäßig?
- Ist er (noch) sexy?
- Wird er langsam dick?
- Steht er zu seinem Alter oder versucht er auf peinliche Weise,
jung zu bleiben?
(In den Augen der
meisten Schüler sind
die meisten Lehrer sowieso steinalt.)
- Hat er sich beim Rasieren geschnitten
(„seine Frau hat ihn
wieder
geschlagen“)?
- War er gestern beim Frisör?
- Hat er fettige Haare?
- Hat er ganz eigentümliche Accessoires
(z.B. eine
ungewöhnliche Lesebrille,
sommers wie winters Sandalen an oder immer ein iPad dabei)?
- Hat er eine penetrante oder eintönige Stimme, ist er zu leise
oder zu laut?
- Hat er spezielle (entlarvende?) Marotten
(z.B.
- Wörter wie „äh“, „man“, „auch“ oder „definitiv“, die er in jedem
zweiten Satz benutzt;
- oder gestische und mimische „Ticks“:
fast jeder [nicht nur Lehrer] hat solche Macken, und es tut weh, wenn
andere [Schüler] sie früher sehen [und eventuell sogar gekonnt
parodieren] als man selbst)?