Der Stein des Anstoßes:

(aus: Erziehung und Wissenschaft, Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW, 10/2006;
wegen der Autorin vgl. auch )

Ich mag mich ja selbst nicht, wenn ich fundmental(istisch) werde.

Der Gerechtigkeit halber sei ergänzt, dass die Autorin durchaus deutliche Worte findet, denn im weiteren Artikel heißt es u.a.:

Letztlich akzeptiert die Autorin aber den mainstream bzw. versucht

(und genau dieser Versuch ist immer aussichtslos!),

ihn zu ihren (der GEW) Gunsten zu nutzen:


Sicher, man kann nicht immer mit dem Kopf durch die Wand, und außerdem müssen LehrerInnen als Beamte Dienstvorschriften einhalten.

Zwar gibt es unter LehrerInneN keineswegs Einigkeit

(ich kenne so einige LehrerInnen, die beispielsweise das Zentralabitur sehr gut finden - und zwar manchmal "nur", weil sie damit nicht mehr

aber

es wird doch dringend Zeit, dass diejenigen, die da anderer Meinung sind,
laut aufschreien!

Denn sonst könnte man (die Öffentlichkeit?) ja den fatalen Eindruck bekommen, die LehrerInnen fänden all das, was ihnen und - noch wichtiger - den SchülerInneN derzeit zugemutet wird, auch noch (pädagogisch) sinnvoll, bzw. mit Beamten lasse sich alles machen.

(Es sei doch beispielsweise mal daran erinnert, dass letztens in einer Umfrage auch die Beamten jene Vorschriftenflut kritisierten, die sie tagtäglich umzusetzen haben.)


Bevor Joschka Fischer das kritische Potential der "Grünen" nieder- und die Partei an die Macht geputscht hat

(wobei nicht verschwiegen sei, dass es in den "Grünen" immer auch viele Stumpflinke und windelweiche Althippies gab),

herrschte in der Partei immer herrlicher Zoff zwischen den "Fundis" und den "Realos".

Man muss den Spagat schaffen,

zu sein, d.h. man muss sein grundsätzlich kritisches Potential behalten, für das es dann zwei "Ausdrucksformen" gibt:

  • entweder man bleibt immerhin leise kritisch, findet also nicht sogar selbst noch (alles) gut, was einem da vorgeschrieben wird,

  • oder man nutzt immerhin - neben der Pflichterfüllung - aus kritischer Position heraus die verbleibenden (wenn auch zunehmend beschnittenen) Freiräume,

  • oder man

    • sagt laut, dass man bei so einigem, das man mitmachen muss, nur widerwillig mitmacht,

    • und ebenso laut dabei, dass man vieles davon für Schwachsinn bis geradezu gefährlich hält.


"Fundamentalopposition" ist immer abwertend gemeint, hört sich nämlich nach rückwärtsgewandter (und sowieso aussichtsloser) und zudem fanatischer Maschinenstürmerei an.

Aber dieser Spieß sei doch unbedingt umgedreht: fatal rückwärtsgewandt (reaktionär!) ist nicht die Kritik am derzeitigen "Bildungs"-Mainstream, sondern dieser "Bildungs"-Mainstream selbst.


?

an|ge|sagt (ugs. für in Mode, sehr gefragt)
(Duden)

Ach, mir reicht´s mit dem - welch böse Assoziation! - Appeasement:

im Bildungsbereich ist Fundamentalopposition
zwar in der Tat nicht "angesagt",
aber gerade deshalb nur um so wichtiger!

Vgl.  .