das pädagogische  

lautet:

  § 1: "Versuche niemals, jemanden so zu machen, wie du selbst bist! Du weißt es, und Gott weiß es auch, dass einer von deiner Sorte reicht."
(Ralph Waldo Emerson)
  § 2: "Wenn zwei Menschen immer dasselbe denken, ist einer von ihnen überflüssig."
(Winston Churchill)
  1. Fall: du bist perfekt. Dann tritt § 2 in Kraft: wieso sollte es ein Double von Dir geben?

(... zumal dieses Double dich niemals perfekt in all deiner Schönheit imitieren kann: .)

  1. Fall: . Dann tritt § 1 in Kraft: wieso sollte es ein Double von Dir geben?

Das Zitat

"Versuche niemals, jemanden so zu machen, wie du selbst bist! Du weißt es, und Gott weiß es auch, dass einer von deiner Sorte reicht."

hat mir immer geholfen, mich als Lehrer nicht allzu ernst zu nehmen

(also z.B. auch mal vor Schülern Witze über meine eigene Schusseligkeit zu machen),

und ist allen Eltern und Lehrern als stete Ermahnung zu empfehlen.

(Ich glaube sogar, dass Selbstironie [also Abstand zu sich selbst] fester Bestandteil des Lehrerberufs sein sollte.)

Dabei verstehe ich bei Lehrern unter "wie du selbst bist" zweierlei:

  1. "allgemeinmenschlich"

"Taking your life, your life in your hands But don't take your life in your hands like I did Don't feel so bad, and always look forward with hope"
(John Cale)

Niemand ist immer glücklich, aber wieso sollten deine Schüler genauso werden wie du, wenn du nicht alles in allem eine positive Lebenssumme hast?

Hast du sie???

Brutal gefragt: ist dein "Schicksal" nicht eher abschreckend?

(... was Schüler garantiert bemerken!)

Sollten deine Schüler deshalb auf keinen Fall so werden wie du?

Solltest du deine Schüler also vielleicht sogar davor warnen, so zu werden wie du?

(Solch eine Warnung ist vor einer Schulklasse selbstverständlich undenkbar, würde nämlich den letzten Rest deiner Autorität untergraben. Dann verlange aber doch immerhin nicht, dass die Schüler so werden wie du.

[... ein Ziel, das natürlich keiner jemals explizit so sagt.]

Es ist jedoch durchaus möglich, im Unterricht auch mal eigene Irrwege zu thematisieren.)

Wenn du aber deinen eigenen Lebensweg nicht für allein glückseligmachend hältst, bist du verpflichtet, deinen Schülern auch mal andere Lebenswege schmackhaft zu machen.

  1. fachlich

Eigentlich ist es müßig zu erwähnen, dass ein Lehrer

(vor aller Fachdidaktik und -methodik)

rein fachlich kompetent sein sollte.

(Wenn er das nicht ist, bemerken Schüler das sofort - und verlieren schnell allen Respekt.

Fachliche Kompetenz schließt aber nicht aus, dass man ab und zu einen Aussetzer hat. Und mit der seinerzeit neuen Wahrscheinlichkeits- und Matrizenrechnung bin ich alternder Lehrer nie so recht warm geworden.)

Angenommen, du bist Mathematiklehrer. Dann ist es

(neben der möglichst verständlichen Vermittlung der Mathematik)

natürlich deine Aufgabe, immerhin zu versuchen, die Mathematik schmackhaft zu machen.

Dein Ziel sollte es daher sein, dass die Schüler dir deine Begeisterung für die Mathematik abnehmen und diese Begeisterung vielleicht sogar respektieren, auch wenn sie diese Begeisterung nicht teilen können.

(... etwa so, wie ich Respekt habe

Ist dir denn eine Begeisterung für die Mathematik immerhin ab und zu

(trotz des immer enger gestrickten sterbenslangweiligen Lehrplans)

anzumerken?

(Bist / warst du überhaupt [noch / jemals] von der Mathematik begeistert, oder schiebst du [nur noch / schon immer] Dienst nach Vorschrift brav entlang der Schulbücher?

Wer ist schuld, dass dir deine Begeisterung abhanden gekommen ist?:

Und falls du nie begeistert warst: wie, zum Teufel, konntest Du jemals Lehrer werden?!)

Begeistern kann man aber nur, wenn man neben dem Tagesgeschäft (Formeln, Rechnungen ...) immer mal wieder auch interessante Probleme und die Highlights der Mathematik (in Vergangenheit und Gegenwart) anspricht - was im Standardunterricht allerdings nie vorkommt oder erkennbar wird.

Wenn du aber selbst von der Mathematik begeistert bist, respektiere dennoch gleichzeitig, dass Mathematik viele deiner Schüler nicht die Bohne interessiert und sie Mathematik im besten Falle nur deshalb treiben, weil sie nunmal verpflichtender Schulstoff und notenrelevant ist.

(Du kannst zufrieden sein, wenn deine Art, Mathematik zu treiben, alle Jubeljahre auf einige wenige Schüler ansteckend wirkt. Mehr Lob gibt's in anderen Jobs auch nicht.

Interessiere dich immer für das, was deine Schüler vielleicht besser können als du, nämlich z.B. "Zwischenmenschliches" oder Rappen! Ermuntere sie dazu unabhängig von ihren mathematischen Leistungen, also nicht mit dem Unterton: "Für Mathematik bist du zu blöd, aber immerhin beherrschst du ja dieses dämliche Rappen"! Besser ist da schon: "Jeder Schüler sollte ein Lieblingsschulfach und ein von der Schule unabhängiges Hobby haben, in dem er der Beste im Umkreis von 100 m [und besser als ich] ist."

Bist du aber vielleicht sogar der schlechteste Sachwalter der Mathematik, weil du eine todlangweilige oder sogar brutale (rechthaberische, sozialdarwinistische) Mathematik betreibst?

(Dann bist du vielleicht ein erstklassiger Mathematiker, aber als Mathematiklehrer sollte man dich umgehend entlassen.)


PS: "du" bedeutet teilweise auch "ich".