die Metapher
auf den Boden der Tatsachen zurück holen
Ich kann ja durchaus auch sehr tiefsinnig werden: in der Zeichnung oben ist nur das Dach abgebildet - und fehlen die Zwischengeschosse und vor allem das Fundament.
Metaphern kommen immer gut, weil man sie als "uneigentliches Sprechen" missversteht: "ist ja alles gar nicht so (ernst/wörtlich) gemeint".
Der Gerechtigkeit halber muss unterschieden werden:
Einerseits gibt es da das "Neue [???] Haus des Lernens"®©™ nach Klippert®©™: ich werde mich hüten, es hier zu zeigen, da der ja auf alles ein Copyright beansprucht.
Gemeint ist mit diesem Haus wohl vor allem eine "Wissens- und Methodenhierarchie"
[jede Wette, Klippert®©™ wird mir schon bei diesem Begriff widersprechen]:
"Dreh- und Angelpunkt der angestrebten neuen Lernkultur ist das eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen der SchülerInnen, kurz »EVA« [©®™] genannt [...], und zwar mit dem Ziel, die im Dachgeschoss des Unterrichtsgebäudes angesiedelten Schlüsselqualifikationen möglichst wirksam zu erreichen."
(zitiert nach ®©™, S. 39)
Inzwischen hat sich aber - in Folge von Klippert®©™ ? - der Begriff "Haus des Lernens" stark ausgeweitet und meint auch das Schulgebäude bzw. die Institution Schule
(Das ist vor allem erstmal eine Banalität: ein Schulgebäude ist ja in der Tat ein Haus, in dem gelernt [?] wird. Entsprechend ist eine Fabrik oder ein Büro hochtrabend ein "Haus der Arbeit").
Nur ein Zitat zu dieser zweiten Begriffsbedeutung:
Eine Zusammenfassung aus der Denkschrift "Zukunft der Bildung - Schule der Zukunft"
Schule als "Haus des Lernens"
ist ein Ort, an dem alle willkommen sind, die Lehrenden wie die Lernenden in ihrer Individualität angenommen werden, die persönliche Eigenart in der Gestaltung von Schule ihren Platz findet,
ist ein Ort, an dem Zeit gegeben wird zum Wachsen, gegenseitige Rücksichtnahme und Respekt vor einander gepflegt werden,
ist ein Ort, dessen Räume einladen zum Verweilen, dessen Angebote und Herausforderungen zum Lernen, zur selbsttätigen Auseinandersetzung locken,
ist ein Ort, an dem Umwege und Fehler erlaubt sind und Bewertungen als Feedback hilfreiche Orientierung geben,
ist ein Ort, wo intensiv gearbeitet wird und die Freude am eigenen Lernen wachsen kann,
ist ein Ort, an dem Lernen ansteckend wirkt.
Im »Haus des Lernens« sind alle Lernende, in ihm wächst das Vertrauen, dass alle lernen können. Diese Schule ist ein Stück Leben, das es zu gestalten gilt.
Das ist natürlich
im besten Fall eine schöne, ja vielleicht sogar wichtige Absichtserklärung,
ansonsten aber
noch halbwegs gut: Blabla
bzw. wirklich schlecht: Schönfürberei,
und zwar nicht etwa, weil die Schulen "heutzutage" eine einzige Katastrophe sind (alle SchülerInnen konsumgeil und halbkriminell), sondern weil es die prinzipiellen strukturellen Zwänge von Schule leugnet.
Vor allem wird in aller Regel kein gangbarer Weg gezeigt, der zum "Haus des Lernens" führen könnte, bzw. es wird nicht konkretisiert, wie auf solch ein Idealbild hin gearbeitet werden soll.
(Der "Weg" ist auch so eine hübsch nichtssagende Metapher, die liebend gern von Fischchristen in Gottesdiensten verbraten, aber anscheinend auch zunehmend auf Fortbildungsseminaren für Schulleiter verbreitet wird: "etwas auf den Weg bringen", "sich auf den Weg begeben", "der Weg ist das Ziel".
Gegen solchen Missbrauch von Metaphern schlage ich doch alternativ mal das "Loch" vor: "etwas ins Loch bringen", "sich ins Loch begeben", "das Loch ist das Ziel".)
Bzw. umgekehrt wird nie beim Namen genannt, was dafür sorgt, dass Schule heute noch lange kein "Haus des Lernens" ist.
Solches Blabla taucht vor allem zunehmend in sogenannten "Schulprogrammen" auf (auch so eine kultusministerielle Schnapsidee).
Heutzutage braucht ja nicht nur jedes Unternehmen, also auch jede Schule ganz, ganz dringend
ein Logo,
ein Motto (eben z.B. "Haus des Lernens")
eine Hochglanzschrift ("Schulprogramm": "ist schon das Template für den Flyer fertig?")
und überhaupt eine "corporate identity".
Hauptsache, die Fassade ist schön - und man lege uns doch bittschön nicht drauf fest.
Da hat sich in hundertsiebenundzwanzig Lehrerkonferenzen par ordre du mufti (der Kultusbürokratie) jede Schule "auf den Weg" zu einem "Schulprogramm" gemacht, und
im schlimmsten Fall sind dabei Knebelungen der Freiheit herausgekommen (vorauseilender Beamtengehorsam),
im besten Falle Blabla: "verbindlich im Ton, unverbindlich in der Aussage" ( Die Daktiker).
Was für ein immenser, aber vergeudeter Arbeitsaufwand! Man stelle sich nur - wie utopisch! - mal vor, dieser Arbeitsaufwand sei in konkrete gemeinsame Unterrichtsvorbereitungen geflossen.
Wenn man mal das reindestillierte Blabla sehen will, das so in "Schulprogrammen" zustande kommt, setze man eine Suchmaschine auf die Begriffe "schulprogramm haus des lernens" an:
Die Schulen, die sich ganz ungeheuer progressiv "Haus des Lernens" schimpfen, sind auch schon wieder verwechselbar wie eineiige Zwillinge, das Blabla ist ubiquitär geworden
(was ja immerhin auch eine schlaue Idee ist, um kulturministerielle Vorschriften zu unterlaufen).
geht's nicht auch leiser? Ich würde doch überlegen
, wie das Idealbild eines "Hauses des Lernens" aussehen könnte und sollte,
, wo noch Hindernisse "auf dem Weg" dorthin sind (Gewohnheiten, strukturelle Vorgaben),
, wo innerhalb der nun mal gegebenen Grenzen konkrete Ansätze von Verbesserungsmöglichkeiten sind.
Und wenn überhaupt, so würde ich
nicht das Idealbild,
sondern die konkreten Ansätze "hinausposaunen" - oder besser noch: still und leise umzusetzen versuchen.
Denn sonst liefe ich doch Gefahr, immer zu meinem Nachteil am Idealbild gemessen zu werden. Oder wird da still und heimlich auf die Vergesslichkeit der Leute gebaut
("wen interessiert denn schon ernsthaft unser Schulprogramm?!")?
Fangen wir also von vorne an: Warum denn wohl heißt "das Haus des Lernens" so? Vermutlich doch wegen der Nähe zu "Zuhause" und "behaust sein". Erreicht werden soll da also wohl eine gewisse Geborgenheit.
Genau die gibt es aber auch schon teilweise an vielen (meiner) Schule(n)!
Wenn also die Schule Geborgenheit im Lernen
(also nicht bloß [auch wichtig!] Geborgenheit um ihrer selbst willen)
geben soll, so wäre konkret zu überlegen, wie diese (unter den gegebenen Umständen, also z.B. trotz Zensuren) erreicht werden kann.
für mich ist das
nicht nur eine Frage an den (allgemeinen) Umgang miteinander
(vgl. beispielsweise auch )
und auch keine rein methodische Frage,
sondern allemal auch eine der vermittelten Inhalte.
Und ich behaupte hier einfach nur mal (auch wieder nur Blabla?), dass sich dafür insbesondere die Mathematik (das Bild dessen, was Mathematik ist) radikal verändern muss.
"[...] [Die Mathematik] stellt sich [...] für die meisten Schüler als undurchdringlicher und sinnleerer Formelwald dar. Auch wer im Abitur noch ganz gut ist, weiß nicht, was Mathe wirklich ist. Es wird ihm ein völlig falsches Bild suggeriert. Dass Mathematik mit Spaß, Neugier und Kreativität zu tun hat, kommt in der Schule nicht vor." |
Die derzeitige kann nämlich höchstens für Geborgenheit bieten - und zwar die "Geborgenheit" spanischer Stiefel.
Wie eine neue Mathematik aussehen könnte, habe ich in vielfach angedacht.
Die Frage hat immer konkret zu sein:
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