(vgl. )

Beim letzten Besuch in meiner alten Schule

("meiner" alten Schule / meiner "alten" Schule, an der ich bis zu meiner Frühverrentung unterrichtet habe)

ist mir eine (einzige), allerdings - wie mir scheint - symptomatische Neuerung aufgefallen: im ebenerdigen Physik(unterrichts)raum, von dem man bislang die beste Aussicht in den


wunderschönen alten Park

hatte, war die untere Hälfte der Fenster mit einer Milch"glas"folie abgeklebt worden, so dass den Schülern nun die schöne Aussicht verwehrt ist.

Dass auch die Fenster des nebenliegende Phyiksammlungsraums derart abgeklebt wurden, lässt mich als Grund (und "Entschuldigung") für die Abklebeaktion vermuten, dass nicht die Aussicht, sondern das Hineinsehen verhindert werden sollte, um Einbrüche zu erschweren

(was man nicht sieht, klaut man auch nicht?).

Der Effekt bleibt aber, dass die Schüler nicht mehr aus dem Physikraum in die Natur hinaus schauen können - und somit weniger vom einzig (?) Wichtigen, nämlich dem Unterricht, abgelenkt werden.

Bemerkt überhaupt noch jemand den Aberwitz, dass die Schüler ausgerechnet in einer Natur(!)wissenschaft nicht mehr in die Natur hinaus schauen können?

Hoch lebe die Konsequenz: ich bin dafür, sämtliche Fenster in allen Klassenräumen mit Milchglas zu versehen - oder am besten gleich zuzumauern!

Und noch eine Nettigkeit vorweg: in meiner alten Schule

(wie vermutlich in den allermeisten Schulen)

ist es wegen der Brandgefahr fast vollständig verboten, Unterrichtsergebnisse

(z.B. - das ist ja schon durchaus üblich - aus dem Fach Kunst [= Deko?], aber genauso auch aus der Mathematik)

in den Fluren aufzuhängen.

Da hielte ich es doch wiederum nur für konsequent, Schulen komplett aus Asbest zu bauen

(es gibt in massenhaft Altbauten unendlich viel Asbest, das man nun in die Schulen entsorgen könnte)!


Man muss wohl ein Außenstehender sein oder

(wie ich als frischgebackener Rentner)

wieder werden, um überhaupt noch zu bemerken, was grundsätzlich schief läuft: wer im Hamsterrad des täglichen Betriebs gefangen ist, wird wohl betriebsblind: ein aktiver Lehrer sieht

(abgesehen von Freistunden)

Klassenzimmer

(abgesehen von den Pausen)

leeren und kahlen Gänge, die an


aseptische Krankenhausgänge

erinnern.

Die Gänge in der Schule sind

(um z.B. vom einen zum anderen Klassenraum oder vom Schulhof zu einem Klassenraum zu kommen),

und dementsprechend sind sie auch in den großen Pausen für die Schüler gesperrt, die dann nur auf den Schulhof oder in die Pausenhalle dürfen.

Diese dreistöckige Pausenhalle ist wahrhaft großzügig und lichtdurchflutet, ansonsten aber völlig kahl - mit einer einzigen Ausnahme: im Erdgeschoss gibt es drei (!) Bänke, wohlgemerkt für ca. tausend Schüler.

D.h. die Schüler haben außerhalb der Klassenräume keinerlei

(die den Namen "Raum" verdienen),

Diese Stein gewordene PISA-"Pädagogik" verkündet:

hier
(außerhalb der Klassenräume)
gibt es kein Leben, und hier soll es auch kein Leben geben.

Das Allerheiligste, nämlich der Unterricht, findet hingegen in


Klassenräumen

statt, die allesamt etwa so

,

also verwechselbar kahl aussehen.

Warum aber sind diese Klassenräume derart verrammelt, dass ich in meiner immerhin 27jährigen Lehrerzeit kein einziges Mal den Unterricht von Kollegen

(darunter einigen echten Freunden)

gesehen habe?

  1. , so vermute ich mal, hat das mit den schlechten Erfahrungen vieler Lehrer im Referendariat zu tun, nach dem sie sich geschworen haben, nie wieder irgendeinen Klugscheißer (u.a. Fachleiter) in ihren Unterricht schauen zu lassen.
  2. , so unterstelle ich mal, halten viele Lehrer ihren eigenen Unterricht für - gelinde gesagt - untere Mittelklasse

(während die Kollegen natürlich alle pädagogische Genies sind),

und solchen Mittelklasseunterricht sollen andere besser nicht sehen.

  1. sind aber nicht bloß die Lehrer "schuld", sondern ergeben sich die geschlossenen Klassenräume auch
  2.  aus dem Prinzip einzelner Jahrgänge und Klassen

(z.B. Klasse 6a),

die völlig isoliert voneinander unterrichtet werden,

  1. aus der strikten Trennung der Fächer

(also dem glatten Gegenteil von Interdisziplinarität);

der Unterricht ist also doppelt "parzelliert" und passt damit bestens in

,

also Klassenräume

(die Gänge sind da nur angeklatscht und ein notwendiges Übel, weil die Lehrer und Schüler ja irgendwie in die Klassenräume rein und [leider] wieder aus ihnen raus kommen müssen;

wer ist eigentlich auf die perverse Idee gekommen, Kinder und Jugendliche in ihren "besten Jahren" jahrelang in Klassenräume einzusperren?;

man kann Klassenräume auch mit jenen grauenhaften


Schlafstädten
("Lego®land")

in Vororten vergleichen, in die, so hoffe ich, nur zieht, wer sich anderes nicht leisten kann.

nebenbei: "Ganztagsschule" bedeutet oftmals "Ganztagsschachtel"),

  1. dem (Irr-?)Glauben, dass verbarrikadierte Räume die Konzentration auf den Unterrichtsstoff erhöhen,

  2. - und das ist vermutlich das größte, in unvergänglichen Stein gemeißelte Hindernis - einem randvollen Lehrplan, der Frontalunterricht in Klassenräumen unausweichlich macht,

  3.  der Befürchtung, dass totales Chaos ausbricht, wenn man die Schüler ab und zu aus den Klassenräumen in die Flure entlässt

(nicht mehr unter der Knute der Lehrer hat):

ich denke hingegen:

Das Schachtelprinzip beherrscht fast alle Schulen, und das seit ewigen Zeiten

,

weshalb es leider meistens als "natürlich" (Sachzwang) erscheint - und die Phantasielosen / Betriebsblinden sich aufgrund langer Gewöhnung überhaupt keine Alternative mehr vorstellen können.

Wo mir heute so nach rabiaten Lösungen zumute ist

(z.B. auch: wenn heute sämtliche Nachhilfe

[durch Eltern, ältere Schüler und "Profis"]

eingestellt würde, würden die Schulen morgen ihr blaues Wunder erleben),

hier ein einfaches Mittel, um die Schachteln immerhin ansatzweise aufzureißen:

man hänge einfach mal
(z.B. erstmal nur für einen Monat)
sämtliche Klassenraumtüren aus!

Schulen müssen vor allem hübsch sauber sein, was bedeutet: Unterricht muss äußerlich folgenlos bleiben

(und auch in den Köpfen der Schüler!?):

man darf weder den Klassenräumen noch den Fluren / Gemeinschaftsräumen ansehen, dass irgendwas "produziert" wurde.

Das ist, als wenn ein Schreiner nie die von ihm gefertigten Möbelstücke zeigen dürfte! Man beraubt die Schüler also auch des Stolzes auf das Erarbeitete

(wenn's hoch kommt, können sie nur auf Zahlen [Noten] stolz sein!).

Ich glaube tatsächlich, dass auch Schüler durchaus verschiedener Jahrgänge voneinander lernen könnte:

(z.B., wo Brüche später noch gebraucht werden).

Vor allem verspreche ich mir aber von bunten Fluren, dass sie zeigen, wie bunt die (Außen-)Welt ist.

Was durch die "Politik der verschlossenen Klassenzimmer" ebenfalls leidet oder sogar gar nicht erst zustande kommen kann, ist ein Gemeinschaftsgefühl der ganzen Schule.

Das Aushängen der Klassenraumtüren wäre sicherlich ein erster wichtiger Schritt

("Auf die Frage, was er sich vom Konzil erhoffe, habe der Pontifex [= Papst Johannes XXIII] das Fenster seines Zimmers weit geöffnet und gesagt: »Dass es frische Luft hereinlässt!«").

Aber letztlich träume ich von einer

(auch architektonisch)

vollständig anderen Schule, in der

(sei's, dass Unterrichtsergebnisse

[und damit meine ich mehr als schnöde "Präsentationen"]

auch außerhalb sichtbar werden, sei's, dass die Schüler zeitweilig die Klassenräume während des Unterrichts verlassen, um in Gruppen oder auch mal allein auf den Fluren und in Gemeinschafts-/Ruheräumen zu arbeiten),

(z.B. Abschlussfeiern, Schuljubiläum ...),

(Stadtjubiläum, Katastrophen, historische Gedenktage ...),

(hochtrabend, weil da das "Selbstlernen" meist vorausgesetzt statt vermittelt wird - und deshalb die Schüler dort meist nur "surfen"):

die Schüler sollten nicht nur zwecks Recherche von Unterrichtsthemen ins Selbstlernzentrum gehen können, sondern das Selbstlernzentrum sollte auch als "Raum der offenen Tür" immer wieder Inhalte in die Flure und Klassenräume tragen.

Schule, wie ich sie hier erträume, ist wahrhaft ein Lebens(!)raum - und ein Gemeinschaftsprojekt aller

(nicht nur - wenn überhaupt - einzelner Klassen).

PS:

nach einer Probephase, in der

(wie in einer linksradikal-antiautoritären "Kommune" der 70er Jahre)

sämtliche Türen ausgehängt werden, bin ich unbedingt dafür, diese wieder einzuhängen und ab und zu sogar wieder zu schließen: natürlich bedarf es immer mal wieder auch der konzentrierten (theoretischen) Arbeit im geschlossenen Klassenraum - und sogar des Frontalunterrichts.

 

PPS: Es geht auch anders:

Für eine sehr gute Idee halte ich es auch, die strikte räumliche und inhaltliche Trennung der Schule von der Außenwelt aufzubrechen:

Über das konkrete Ergebnis ließe es sich aber trefflich streiten: