weiser Ratschlag für Lehrer : seid schlau und macht IMMER DASSELBE
"Es ist mir egal, was ich
zum Frühstück esse,
Hauptsache, es ist immer dasselbe."
(Ludwig
Wittgenstein)
In 25 Jahren Schuldienst
(und das ohne jede Haftprüfung!)
habe ich mir peu à peu erhebliche Altersweisheit angefressen, an der andere partizipieren zu lassen mir eine unverdiente Ehre und heilige Pflicht ist.
Wenn Ihr Haupt- oder gar Kernfachlehrer seid, kommt Ihr vor lauter (nachträglichem) Korrigieren sowieso nicht zu einer kreativen Unterrichtsvorbereitung.
"IMMER DASSELBE" hat allemal den Vorteil, dass es wohl bestens strukturiert sein wird, und SchülerInnen brauchen dringend solche Klarheit.
Für die SchülerInnen (jede neue Schülergeneration) ist eh alles neu. Sie werden es also gar nicht merken, wenn Ihr zum zehntausendsten Mal beispielsweise unterrichtet. Bzw. weil Ihr in Sachen längst mit allen Wassern gewaschen seid, werden die SchülerInnen Euch für Eure Routine sogar dankbar sein
(ein Vorteil ist auch, dass Ihr in- und auswendig kennt, es also gar nicht mehr zu lesen [bzw anzusehen] und somit
[da ja nur pars pro toto war]
überhaupt nichts mehr zu lesen braucht bzw. in eurem Privatleben zu Mainstream(krimi)büchern übergehen könnt, die zudem den Vorteil haben, dass sie garantiert nicht "schulverwertbar" sind).
Im Fach Mathematik wird schon jetzt bundesweit IMMER DASSELBE unterrichtet, nämlich z.B. in der neunten Klasse der "Pythagoras" oder in der zehnten Klasse die Ableitung.
Die grandioseste Erfindung der letzten Jahre war (in NRW) das Zentralabitur: Jetzt machen immerhin schon bundeslandweit alle Lehrer- und SchülerInnen im selben Fach und Jahrgang exakt DASSELBE.
Aber natürlich läßt sich auch Gutes noch weiter verbessern:
derzeit wird ja bereits das "Südabitur"
(d.h. ein gemeinsames Zentralabitur für Bayern [!], Baden-Württemberg und das Bayern des Ostens, also Sachsen)
angedacht, und das ist ja nur ein Vorläufer eines bundesweiten Zentralabiturs, mit dem ENDLICH eine objektive (!) Vergleichbarkeit aller deutschen AbiturientInneN eines jeweiligen Jahrgangs hergestellt wird
merke: Ihr müsst vorsorglich alle Nackenhaare sträuben, wenn der "Spiegel" von "Experten" spricht; und wenn die "Experten" sich sogar selbst "Experten" nennen, sind sie eh keine [sondern im vorligenden Fall nur abgehobene Schultheoretiker].
Bände spricht auch der Umstand, dass das erwähnte Gutachten von der "Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft" in Auftrag gegeben und herausgegeben wurde, wofür sich die "Experten" vernutlich nicht mal schämen) .
zu bemängeln ist daran aber, dass dann noch immer keine Vergleichbarkeit verschiedener, aufeinander folgender Jahrgänge möglich ist, weshalb es doch
(auch für Jahrgangswiederholer)
sinnvoll wäre, JEDES Jahr bundesweit DASSELBE Zentralabitur zu veranstalten, so dass ab sofort und in alle Ewigkeit in jedem Abitur beispielsweise behandelt würde
(nur würden halt immer neue Aufgaben zu diesem Buch gestellt),
was doch eine Fülle von Vorteilen hätte:
eine enorme, doch schon so lange versprochene Arbeitserleichterung für Lehrer
(aber wieso eigentlich, wo diese doch ausnahmlos sind?!):
sie bräuchten in ihrer ganzen Berufslaufbahn für den Deutschunterricht der Oberstufe nur noch ca. vier Bücher zu lesen, könnten somit jedes sonstige Lesen endgültig einstellen und sich Wichtigerem widmen (s.u.);
die großen Schulbuchverlage könnten ausweiten, was sie jetzt schon ansatzweise anbieten: vollständiges, d.h. jede Unterrichtssekunde vorplanendes Unterrichtsmaterial für Lehrer- und SchülerInnen z.B. zu , so dass jegliche Unterrichtsvorbereitung seitens des Lehrers entfiele;
solch vollständiges und zentralisiertes Unterrichrsmaterial würde zudem den bislang viel zu wenig beachteten Skandal beseitigen, dass SchülerInnen beim Zentralabitur
zwar inzwischen alle dieselben Prüfungen ablegen,
aber doch noch immer
( z.b. je nach Persönlichkeit und fachlich-pädagogischer Fähigkeit der jeweiligen Lehrer)
unterschiedlichen, also nicht bundesweit vergleichbare Vorunterricht erhalten;
man könnte die Verfilmung en gros, nämlich für sämtliche Gymnasien Deutschlands bestellen und somit erheblichen Mengenrabatt heraushandeln
(ein Beitrag zur dringend gebotenen Kostensenkung im Schulwesen!);
das Theater einer jeden Großstadt könnte eine dramatisierte Version von
(vgl. etwa ; und falls solch eine "szenische Umsetzung" noch nicht vorliegt, könnte sie ja von Kultusbeamten erstellt werden)
für alle Ewigkeit in sein Programm aufnehmen
(eine Rettung vieler chronisch unterfinanzierter bzw. nur durch unverantwortlich hohe öffentliche Subventionen erhaltbarer Theater und damit der Kunst an sich);
es wäre sogar eine Überlegung wert, ob man quer über die Bundesrepublik verteilt
(so dass sie für alle Deutschkurse leicht erreichbar wären)
Theater einrichten könnte, die ununterbrochen nichts anderes als bzw. andere zentralabiturrelevante Dramen aufführen:
(die Schauspieler, die da verlässlich IMMER DASSELBE aufführen, wären selbstverständlich zu verbeamten);
und überhaupt sollte man - schon allein wegen der gebotenen Vergleichbarkeit - die Teilnahme sämtlicher Deutschkurse an diesen Aufführungen per Erlass vorschreiben
(wir hatten immerhin seit 17 Stunden keinen neuen Erlass mehr!);
weil Bühenumbauten in solchen Zentraltheatern weitgehend entfielen, könnte man die Aufführungen mit gigantischem Aufwand, also jugendgemäß gestalten;
die anfallenden Busfahrten bekäme man wieder mit Mengenrabatt, ja, es wäre zu überlegen, ob man nicht einen staatlichen Busdienst mit selbstverständlich ebenfalls verbeamteten Fahrern einrichtet;
all das wäre zudem langfristig planbar, denn dann wüsste man bereits heute: am 17.2.2051 fahren alle Deutschkurse der Schule XY ins
"Vorlesianum Castrop-Rauxel";
eine weitere Arbeitserleichterung für Lehrer
(und eine dann erst/endlich vollends stringente Vergleichbarkeit und Objektivierung)
wäre es auch, wenn man die Zentralklausuren auf multiple choice umstellen würde
(was ja auch von der bereits oben genannten "Experten"-Truppe vorgeschlagen wird, also z.B.
Was ist Goethe?
ein -Hersteller | |||
ein Schulexperte | |||
ein Schimpfwort | X | ) |
oder
"Kreuze diejenigen Interpretationen an, die Dir am
besten gefallen"
[mehrere Kreuzchen möglich, da alle gegebenen
Interpretationen irgendwie total schön sind])
Die Korrekturen würde man dann von einem Großrechner erledigen lassen
(da einem einzelnen Großrechner aber nicht zu trauen ist, müsste dringend ein zweiter Großrechner blind gegenkorrigieren, also ohne die Ergebnisse des ersten zu kennen).
Hier nun also mein Vorschlag für den endgültigen bundesweiten Zentralabitur- im Fach Deutsch:
zu allererst natürlich der größte deutsche Dichter mit seinem unerreichten Meisterwerk ,
die unvermeidliche (glücklicherweise auch schon verfilmt: ),
Lyrik: , ,
,
moderne Prosa: , ,
Sachbücher
(die sowieso wichtiger sind als all die nutzlose bzw. im besten Fall unterhaltsame Fiktion):
, (600 S.), (1136 S.), (416 S.),
.
Und im Fach Mathematik schlage ich als Abiturkanon vor: S. 1, 2, 3 ... 5732
(das Buch hat tatsächlich so viele Seiten;
ein Lehrer aber, der auch nur eine einzige Seite in diesem Buch ausläßt, wird öffentlicht vor der nächsten Bezirksregierung ).
(die oben bereits genannten Buchreihen der Verlage helfen Euch dabei, da sie in auf die jeweiligen Bundesland-Lehrpläne abgestimmten "Regionalausgaben" erscheinen;
und doch wäre IMMER DASSELBE tödlich für die Verlage [und die Kultusbürokratie], da sie dann ja überflüssig würden; in ihrem Interesse kann nur permanente schulische Kulturrevolution sein - und dass Deutschland in alle Ewigkeit schlecht in PISA abschneidet):
wenn Ihr Euch an die Lehrpläne haltet, kann Euch keiner was
(keiner = Schulaufsicht, QA [= "Qualitätsanalyse], Schulleitung, Eltern);
bzw.
(überhaupt solltet Ihr die [Bereinigte amtliche Schulsammlung (BASS), ca. eine millionen Seiten] in- und auswendig kennen und am besten immer unterm Arm mit Euch tragen);
... womit wir ENDLICH beim Wichtigeren (s.o.) bzw. Wichtigsten sind:
(solange er den Lehrplänen folgt),
sondern die Schulorganisation
(da kann man mangels einer besseren Beschäftigung jahrzehntelang drüber konferieren; und ich höre schon den Einwand, Schulorganisation sei auch wichtig; realiter ist aber nur sie wichtig);
und deshalb sei insbesondere "Junglehrern" empfohlen, sich zu allererst eine der größten Erfindungen der Menschheit, nämlich die doppelte Buchführung, zunutze zu machen und bei www.schulorganisation.com den zu bestellen, der dann täglich
(zusätzlich zum Klassenbuch bzw. Kursheft)
minutiös ausgefüllt wird.
(solches Vorgehen ist - wie auch das im Folgenden genannte - keine Erfindung von mir, sondern gibt es tatsächlich bei Lehrern).
(wieder für den Fall eventueller Widersprüche)
von jeder Klassenarbeit bzw. Klausur eines jeden Schülers prophylaktisch eine Kopie zu machen.
(eine ganztägige Fortbildung des gesamten Lehrerkollegiums)
dringend empfehlenwert
(beim Thema "Regeln" ist aber sogar das verschlafenste Lehrekollegium plötzlich hellwach, läßt sich dann endlich mal so richtig über "die Jugend von heute" aus - und plädiert am Ende für allgemeine Verschärfungen).
Euer Unterricht sollte unbedingt theoretisch-kognitiv und (zumindest äußerlich) folgenlos bleiben
(Hauptsache, alles sieht vorher und nachher gleich [aseptisch] aus;
jüngstes Ereignis: eine "Fachleiterkonferenz"
[vergleichbar mit dem Generalstab beim Militär]
hält es für eine Schande, dass bei einem Tag der offenen Tür in der abgelegensten Ecke des Schulhofs eine unordentliche Plane aufgespannt ist, unter dem ein Auto ruht, das im Mathematikunterricht einer Klasse auseinander genommen und "mathematisiert" wird.)
und sowieso nicht den geregelten Gang der Schule (die Schulorganisation) ins Wanken bringen:
So erspart Ihr Euch eine Menge Ärger mit der Schulleitung und dem Hausmeister!
(Versammlung aller Lehrer eines bestimmten Schulfachs)
verantworten müsst: nur das Neue muss begründet werden, da das Alte ja sowieso gut ist: es hat ja (scheinbar) immer funktioniert.
(lasst Euch die von den Verlagen abnehmen!),
könnt Ihr in Eurem restlichen Berufsleben aber aus Euren anfangs erstellten Ordnern schöpfen, erübrigt sich später also jegliche Unterrichtsvorbereitung.
("können wir nicht endlich zum normalen Unterricht zurückkehren, in dem Sie uns vormachen, wo's lang geht?!"):
für sie ist Schule sowieso gnadenlos langweilig, also kann sie gar nicht langweilig genug sein
(wenn überhaupt, so interessieren sich viele SchülerInnen nur für die Zensuren, die aber bittschön nichts mit ihren [oft dürftigen] Leistungen zu tun haben sollen).
Unterrichtsinhalte
müssen natürlich IMMER DIESELBEN bleiben, aber überzuckert Euren Unterricht ab und zu mit den gerade modischen Methoden
(wer heute noch immer - wie vor zehn Jahren - klippert, statt längst greent, ist hoffnungslos veraltet).
"Die Schule ist nicht dazu da, Spaß zu machen."
(Bayerische Kultusbeamtin)