was für eine Schule der , der und der wollen (sollten)

 

Vgl. auch


"[Der von mir hochgeschätzte] Planck hatte sich von ganzem Herzen gewünscht, das neue Wissen, das sich ihm auftat, in alte, bewährte Denkstrukturen einfügen zu können. Einstein hingegen akzeptierte bereitwillig, dass die alten Strukturen zerfallen mussten."
(Quelle: )

Keine Ahnung, was für eine Schule der , der und der wollen: bei einer schnellen Recherche im Internet habe ich nur Floskeln gefunden:


All die Schul-"Reformen" nach PISA

("Lernstandserhebungen", Zentralabitur, G8 = Turbo-Abitur ...)

waren vor allem ökonomisch begründet

(und dann pädagogisch verpackt),

ja, schon das Erdbeben PISA ist nicht von einer pädagogischen, sondern einer ökonomischen Institution, nämlich der

(Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung; englisch: Organisation for Economic Cooperation and Development),

ausbaldowert worden.

("[Das Wort "ausbaldowern"] Kam über rotwelsch Baldower „Kundschafter, Anführer bei einem verbrecherischen Vorhaben“ im 19. Jahrhundert als Erstes im Berlinischen in den Sprachgebrauch. Ist jiddischen Ursprungs: bal „Herr“ und dowor „Sache“ (gleichbedeutend hebräisch ba'al und dawar) zu hebräisch Ba'al-dawar „Herr einer Sache“, Euphemismus für den Teufel [!!!]."
[Quelle: ])

Das haben sich vor 30 Jahren die strubbelnaiven Linken wohl kaum vorstellen können

(genauso wie die Wieder[?]kehr der Religionen und des Nationalismus):

die Ökonomie greift immer mehr in sämtliche Lebensbereiche ein

und somit auch in die Schule.

(Nur ein Beispiel: vor 30 Jahren war Schulsponsoring noch undenkbar. Heutzutage hingegen ist - so sagte mal ein Kollege - "Schulsponsoring glücklicherweise kein Unwort mehr" - sollte es aber noch immer sein!)

Selbst der ökonomische Jargon

("Qualität", "Evaluation", "Leitbild" ...; vgl. )

schwappt seit ca. 15 Jahren in die Schulen.


Selbstverständlich hat die "freie Wirtschaft" als gesellschaftliche Gruppe ein Interesse und auch das Recht, in die schulpolitische Diskussion einzugreifen

(ich habe ja nichtmal etwas gegen die Einführung eines [allerdings durchaus auch kritischen] Schulfachs "Wirtschaft"),

aber es geht natürlich nicht an, dass die "freie Wirtschaft" alleine die Marschrichtung der Schulen bestimmt

(vgl.

Aber es ist wohl so:

Die Linken hätten ihren Marx

(oder genauer: seine Analyse)

besser lesen sollen!


Welche Forderungen aber sollten , und in ihrem Adam-Smithschen Egoismus an die Schulpolitik bzw. Schulen stellen?

Anders gefragt: welche Art Arbeitnehmer wird die "freie Wirtschaft" in Zukunft brauchen?

(Nebenbei: es bedurfte nicht des Kängurus Marc-Uwe Klings, damit mir auffiel: in Wirklichkeit


Die Frage, welche Art Arbeitnehmer die "freie Wirtschaft" in Zukunft brauchen wird, ist natürlich prinzipiell schwierig zu beantworten, da die Zukunft per se offen ist.

Bislang zumindest scheinen die Prognosen ziemlich daneben gelegen zu haben:

(und da war es nur konsequent, jeden durchs Abitur zu schleifen und immer bessere Abiturnoten zu vergeben),

(weil die Wirtschaft eben noch lange nicht so computerisiert ist, wie es schon gefeiert wurde;

vielleicht aber brauchen wir mehr Akademiker und Facharbeiter/Handwerker - und ergibt sich dadurch ein [durch die demographische Entwicklung bedingter] unauflösbarer Widerspruch?).


Als (Ex-)Gymnasiallehrer

(der allerdings - wie utopisch! - sofort sämtlich Gymnasien zugunsten von Gesamtschulen für alle abschaffen würde)

interessiert mich vor allem das Abitur und damit die Studienvorbereitung

(wenn auch das Abitur genauso gut eine Handwerks-Vorbereitung sein kann: wir brauchen nämlich auch gebildete Handwerker! - und vielleicht ist es deshalb eben doch gut, dass möglichst viele ein Abitur machen, damit sie immerhin mal ansatzweise Allgemeinbildung genossen haben).


Zurück zur Frage, welche Art Arbeitnehmer die "freie Wirtschaft" in Zukunft brauchen wird:


Angeblich macht "der" Computer die erste Gruppe, also die gehirnamputiierten Roboter, bald überflüssig:

, ,

Aber muss man sich die Leute, die dann noch Arbeit haben werden, nicht auch als gehirnamputierte Roboter

(nur auf gehobenem Niveau)

vorstellen?

Vielleicht aber bleiben - so zumindest Jeremey Rifkin - vor allem soziale Berufe

(also Pflege, Kultur, Kinderbetreuung, Schule ...)

übrig bzw. wächst dieser Bereich sogar noch - und das wäre doch ein echter Fortschritt.

(Ich lache mich tot, wenn Kranken- oder Altenpfleger irgendwann mehr verdienen als Banker oder Informatiker;

nebenbei: der [vermeintlich?] vornehme "Bankier" ist zum technokratischen und asozialen "Bänker" verkommen!)


Wie schon gesagt (und banal): die Zukunft ist offen, und deshalb müssen Schulen die Schüler (wiederum banal:) eben auf eine offene Zukunft vorbereiten.

Das aber kann nur heißen, dass die Schüler

(um bloße Schlagwörter zu benutzen, die sich [mit einigen markanten Unterschieden] wie eine moderne Stellenanzeige anhören)

(u.a. fähig zur Positiv- wie Negativkritik - und zur Selbstironie),

sein müssen.

(... was nun wahrhaft nicht heißt, dass ich schlichte Faktenkenntnisse und Fertigkeiten für entbehrlich halte).


Beim Begriff "Allgemeinbildung"

(und - daraus folgend - "Allgemeine Hochschulreife")

denke ich natürlich zu allererst an


Wilhelm von Humboldt.

Dieser mag - vor Marx vielleicht notgedrungen - zu idealistisch-individualistisch, also zu wenig ökonomisch und gesellschaftlich gedacht haben.

(Gemeingefährlich wurde es aber erst bei Margaret Thatcher: "Gesellschaft - das gibt es nicht. Man schiebt die Probleme der Gesellschaft zu. Aber es gibt nur einzelne Männer und Frauen und ihre Familien.")

So, wie in der Wirtschafts"wissenschaft" jahrzehntelang der Name Keynes fast ein Unwort war

(was sich allerdings nach der Finanzkrise 2008 schlagartig geändert hat),

so war es in der Pädagogik jahrzehntelang der Name Wilhelm von Humboldt. Für mich war W. v. Humboldt zwar schon immer einer meiner pädagogischen Säulenheiligen, aber jetzt  ist er sogar endlich wieder en vogue:


(, 20.9.2018;
wobei Nida-Rümelin
[was für ein lustiger Name!]
allerdings noch immer meint, vorweg einen Kotau vor der "Globalisierung und Digitalisierung" machen zu müssen)


Der , der und der müssten eigentlich "in ihrem wohlverstandenen eigenen Interesse"

(inkl. "MINT" = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik: es ist doch allemal bemerkenswert, dass auch der MINT-Trend in Schulen geradezu der Wirtschaft gehört: [man achte auf das ®-Zeichen, das in Schulen grundsätzlich nichts zu suchen hat!],     ,   )

sein und vor allem kritisch-kreativen Unterricht fordern.

Ein intelligenter Arbeitgeber wird wissen, dass es nur um so besser ist, wenn ein einzustellender Ingenieur während seiner Schulzeit auch mal z.B. historische und philosophische Reflexionen geschnuppert hat, dass also die Schulfächer Geschichte und Philosophie genauso wichtig sind wie "MINT".

Fragt sich nur, ob "die" Arbeitgeber(-verbände) dafür selbst

genug sind.

(Selbstverständlich ist es mir zu blöd, sämtliche Arbeitgeber für Idioten und blindwütige Kapitalisten zu halten

[da ist man schnell bei geradezu rassistischen Klischees wie z.B. : ein Bild, das genauso unzeitgemäß und daher witzlos ist wie etwa ].

Aber was mir Freunde, die selbst als Manager oder als "Coaches" arbeiten, aus den Chefetagen berichten, ist auch nicht gerade erhebend. Für einen Freund, der selbst in einer "Führungsposition" arbeitet, ist es sogar glasklar:

"Alles ungebildete Blender und Soziopathen , und ich muss hier raus, bevor ich nicht mal mehr selbst bemerke, dass ich längst auch so geworden bin.")


Kurz und bündig: nichtmal aus ökonomischen Gründen ist eine einseitig ökonomische Ausrichtung der Schule wünschenswert!

Da aber die Ökonomie heute (immer schon?) alles bestimmt, wäre paradoxerweise solch eine Erkenntnis auf Seiten der "Wirtschaft" vielleicht der einzige Weg, um die Schulen wieder zu ent-ökonomisieren.

(Es ist genauso, wie wenn die Ökonomie erkennt, dass Ökologie und Ökonomie kein Widerspruch sein müssen, sondern man mit Umweltschutz prächtig Geld verdienen kann und Umweltzerstörung auf die Dauer teurer ist als Umweltschutz.)

(... was ja keineswegs ausschließt, dass ab und zu Unternehmensmitarbeiter im Unterricht von der praktischen Anwendung des Schulstoffs berichten, wie ja überhaupt Vertreter aller gesellschaftlich relevanten Gruppen im Unterricht willkommen sein sollten; z.B. auch die Bundeswehr.)


PS:


PPS: Natürlich gehören die Perspektiven, die Ulrich Eberl in seinem Buch aufzeigt, unbedingt in Schulen

(sehr viel mehr als der pure Informatikunterricht),

und überhaupt ist es hochinteressant, was Erberl da an sich bereits andeutenden technischen Möglichkeiten aufzeigt.

Als er dann aber über die Zukunft der Schule schreibt, spricht er nicht etwa über Computer-, sondern über "allgemeine" und eigentlich immer schon wichtige Fähigkeiten:

„Für die Ausbildung – auch schon früh in den Schulen – heißt das, dass es vor allem darum gehen muss, Kreativität sowie emotionale und soziale Intelligenz zu fördern und in Teams gemeinsam Lösungen zu erarbeiten [was natürlich erstmal nur das typische Blabla gängiger Stellenausschreibungen ist], ganz nach dem alten Spruch »Wissen ist das Einzige, das sich vermehrt, wenn man es teilt«. Dazu muss man aber nicht nur sprachliche, sondern auch kulturelle Kompetenzen aufbauen.
[…]
Zugleich gilt, dass im Zeitalter der intelligenten Maschinen ein reines Tatsachenwissen immer unwichtiger wird. Schüler müssen vielmehr lernen, mit den Fakten richtig umzugehen, sie bewerten und einordnen zu können. Wann der Dreißigjährige Krieg stattgefunden hat und was die Feldherren eroberten, kann man auch im Internetlexikon nachlesen. Wesentlich wichtiger wichtiger ist es, zu erarbeiten, warum die Konflikte entstanden und welche Auswirkungen sie bis heute auf die Länder Mitteleuropas haben. Oder nehmen wir das Beispiel Roboter und Künstliche Intelligenz: Welche Umbrüche sie mit sich bringen werden, sollte man nicht nur in technischen Fächern diskutieren, sondern ebenso in Ethik, Philosophie, Geschichte, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Es geht um das ganzheitliche Denken und Verstehen, weniger um das Detailwissen. Kinder zu selbständigen, kreativen und unkonventionellen Persönlichkeiten zu erziehen, muss das Ziel sein. Es ist sicher kein Zufall, dass Menschen wie die Google-Gründer Larry Page und Sergej Brin, Jeff Bezos von Amazon, der Künstler Friedensreich Hundertwasser oder der Literatur-Nobelpreisträger Gabriel García Márquez Montessori-Schüler waren – also von Schulen, die die Individualität der Kinder in den Mittelpunkt stellen und ihnen helfen, sich in ihrem eigenen Rhythmus zu entwickeln und weiterzubilden.“