jedem Lehrer sein Bild
(und jeder Lehrerin ihr Lehrer-in-Zimmer
und jedem Tierchen sein Pläsierchen)

 

Der Preis für den
(unter allen bescheuerten)
bescheuertsten
schulpolitischen Vorschlag
geht dieses Jahr (2006)
an den schulpolitischen Sprecher
der CDU-Fraktion im niedersächsischen Landtag:
Bild
[...]
(, 11.12.06)

Wenn man mal so richtig volle Kanne populistisch werden will, also Vorurteile

(vgl. Bild und Bild )

bestätigen oder sogar gezielt verstärken will, so fordere man, dass LehrerInnen

  1. "wie alle anderen Menschen auch" eine geregelte Arbeitszeit von mindestens 7 bis 17 Uhr und während dieser Arbeitszeit in der Schule anwesend zu sein sowie

  2. zumindest Teile der Schulferien (am besten die ganzen!) in der Schule zu verbringen haben.

Und da Quantität heute ja allemal wichtiger als Qualität ist bzw. vor lauter Phantasielosigkeit letztere in ersterer aufgeht, reicht auch die reine Forderung der Präsenz, also völlig unabhängig davon, was die LehrerInnen dann dort in der Schule machen sollen:

"Hauptsache, die armen LehrerInnen sitzen nicht mehr den ganzen Tag gelangweilt zu Hause rum, wo sie doch nur auf die blödsinnigsten Ersatzhandlungen wie Baumarktbesuche oder politisches Engagement verfallen."

Es ist so wie bei der Diskussion um die 38,5- bzw. 40- bzw. 50-Stunden-Woche

(wie in vielen anderen Berufen, so auch im öffentlichen Dienst):

kaum je wird gefragt, wie zu allererst (vor jeder Arbeitszeiterhöhung) die 38,5 Stunden sinnvoller genutzt werden könnten.


Bei der gängigen Dumpfheit der Patentrezepte ist es nachgerade schon fast dankenswert, wenn

(vor allem aufgrund des neuen Kreuzzugs gegen Unterrichtsausfall)

immerhin anderthalb (Alibi-)Vorschläge zur inhaltlichen Füllung der Präsenzpflicht von LehrerInneN in der Schule gemacht werden:

Bild
(, 3.11.05)


Es liegt mir fern, ganz grundsätzlich über den Lehrerberuf zu klagen, und allemal hat der Lehrerberuf

(neben vielen anderen, ungeleugneten Vorteilen)

den Vorteil, dass man die Arbeit manchmal "schieben" kann

("was du heute kannst besorgen, dass verschiebe doch auf morgen"),

was sich dann allerdings später
rächt

(auch an den SchülerInneN, weil kurz vor Halbjahresende alle LehrerInnen gleichzeitig aus ihrer Lethargie aufwachen und erschreckt feststellen, dass ja noch dringend - also plötzlich, plötzlich! - Klassenarbeiten zu schreiben sind).

... aber ich habe mich doch oft nach einem "Finanzbeamtendasein" mit einer wohldefinierten Arbeitszeit z.B. von 7 bis 17 Uhr

(und ungestört von der Familie)

gesehnt

(und abends sowie insbesondere am Wochenende und allemal in den Ferien tut man dann beruflich gar nichts).

Das Experiment "7 bis 17 Uhr" bzw. "Lehrer sollen nur [!] in er Schule arbeiten" für LehrerInnen wäre allemal interessant, und ich bin mir felsenfest sicher, dass verantwortliche LehrerInnen mit voller Stelle damit keineswegs zeitlich zurecht kämen, die (Klassen-)Arbeit(en) also hübsch unerledigt bliebe(n).

(Ach ja, ich weiß, LehrerInnen fehlt es nur an sinnvollem "Zeitmanagment", d.h. vor lauter Baumarktbesuchen zerfasert ihnen die - wenn man das überhaupt noch so nennen kann - Arbeit vollständig.)


Man mache sich vor allem mal klar, was eine Präsenzpflicht von LehrerInneN in der Schule konkret bedeuten würde:

(Freizeitbereich, Kantine ..., was allerdings bei der Ruckzuck-Umstellung auf Ganztagsbetrieb oftmals großzügig vergessen wird),

In "jedem Lehrer sein Lehrerzimmer" bedeutet "Lehrerzimmer" eben nicht

Wie sieht's denn in solchen Lehrerzimmern üblicherweise aus?

  1. sind sie während der Stunden meist gähnend leer,

  1. boxt dort aber während der Pausen

(worüber Außenstehende, die dann doch mal ein Lehrerzimmer betreten, oft sehr erstaunt, wenn nicht gar entsetzt sind)

regelrecht der Papst.

Vor allem aber herrscht in den meisten Lehrerzimmern eine Enge, die nach der europäischen Schweinestallverordnung gar nicht zulässig wäre

(... und es gibt für jedeN LehrerIn als Stauraum nur ein Fach, in dem man kaum eine Zahnbürste unterbringen kann).

Eine halbwegs konzentrierte Arbeit ist im klassischen Gemeinschafts-Lehrerzimmer also (zumindest für mich) nicht möglich.


Eine echte Alternative wäre da, was viele andere europäische Staaten längst durchführen:

Die Nachteile des "(Einzel-)Lehrerzimmerprinzips" gleich vorweg:

  1. müssen sich nicht z.B. 60 LehrerInnen, sondern 1000 SchülerInnen bewegen

(OberstufenSchülerInnen tun das im Kurssystem aber sowieso schon - und zwar meist Schildkrötenhaft langsam;
zudem wäre das Problem durch Doppelstundenunterricht halbierbar),

  1. haben insbesondere UnterstufenSchülerInnen dann nicht mehr die verlässliche Geborgenheit eines eigenen Raums,

(deshalb mein Vorschlag: fünfte und sechste Klassen sind noch vom "Lehrerzimmerprinzip" ausgenommen, haben also noch ihr Klassenzimmer),

  1. würden einige LehrerInnen (praktischerweise) vermutlich nur noch in ihren eigenen "Lehrerzimmern" bleiben, also in den Pausen gar nicht mehr im allgemeinen Lehrerzimmer auftauchen, womit der schon jetzt festzustellende fatale Trend befördert würde, dass LehrerInnen EinzelkämpferInnen sind, also kaum miteinander reden oder gar wirklich zusammen arbeiten

(und hier weiß ich nun wahrhaft keine Lösung).

  1. Es gibt nicht genug (ehemalige Klassen-)Räume für all die LehrerInnen.

(Denkbar wäre da aber beispielsweise, dass zumindest TeilzeitlehrerInnen [am besten mit denselben Fächern] sich Räume teilen.
Oder sinnvoll wären immerhin doch klare Fachräume für alle Fächer, also nicht - wie bislang - nur für die Naturwissenschaften, Erdkunde, Kunst ...)

Dennoch wäre ich für das "(Einzel-)Lehrerzimmerprinzips", denn dann könnte ich mein Zimmer endlich nach meinem Geschmack einrichten:

  1. zu allererst wären diese Räume nicht mehr so geradezu lernbehindernd kahl wie die meisten Klassenräume derzeit,

  2. würde ich dort all meine Bild , Werkzeuge (!) und sowieso schülergerecht weiterführende Bücher

(Lexika, Bild , Bild und ähnliches für mein zweites Fach Deutsch)

aufstellen,

  1. hätte ich da (auf Schulkosten!) fest installiert einen Videorekorder, ein Notebook und einen Beamer, die sogar (welch ein Seltenheitswert bislang!) tatsächlich funktionieren würden.

Die SchülerInnen kommen als Gäste zum Lehrer, werden dementsprechend aufmerksam behandelt - und verhalten sich auch so, wie höfliche Gäste es tun

(fühlen sich also [besser nicht!?] wie zu Hause).