könnte es sein, dass all die neuen Regelungen gefährlich sind?

Na, mit dieser Frage habe ich ja doch mal wieder hübsch (über-?)dramatisiert.

  1. Natürlich ist es eine rhetorische, also im Grunde hinterhältige Frage, da ja die Antwort "all die neuen Regelungen sind (tatsächlich) gefährlich" gleich mitgeliefert wird. übertüncht wird das zudem durch den Konjunktiv "könnte", denn es wird doch unterstellt, dass es garantiert so ist (und nicht bloß sein könnte).

Immerhin (was natürlich keine Entschuldigung ist) argumentieren andere nicht weniger hinterhältig:


(= Studieren macht garantiert dumm!)

  1. Eine Argumentation mit "all(e)" ist sowieso immer statistisch problematisch. Es könnte ja irgendwo noch mindestens ein Gegenbeispiel lauern, das mit einem Schlag die gesamte (ausnahmslose) Regel "alle" zunichte machen würde.

Aber ich meine ja auch nicht wirklich (ausnahmslos) "all(e)", sondern eher

  1. Auch "gefährlich" will ich nicht so eindeutig-ausschließlich verstanden wissen. Im besten Fall sind viele der derzeitigen Neuerungen wohl irgendwo zwischen

einzuordnen.

Warum sich dann aber überhaupt darüber aufregen?:

  1. , weil da so ungeheuer viele Ressourcen verschwendet werden (finanziell, aber auch in Form von "manpower"),
  2. , weil der Blick von Wichtigerem (der schlichten Verbesserung des Unterrichts) abgelenkt wird.

Nur zwei knappe Beispiele (als partes pro toto) für die Fraglichkeit modischer Neuerungen:

  1. bzw. nochmals ,

Problematisch ist aber vor allem die Denkweise, die hinter all dem steht:

(... ein Glaube, wie man ihn in aller Perfektion in den modischen Schulprogrammen und -leitbildern manifestiert sehen kann, wo er - je nach Sichtweise - entweder "verbindlich im Ton, unverbindlich in der Aussage" [Die Daktiker]  oder aber übel hinterhältige "new speak" à la ist, nämlich alle realen Machtverhältnisse blümerant übertüncht.

Allerdings werden viele Schulprogramme und -leitbilder natürlich einfach nur deshalb erstellt, weil die Obrigkeit sowas sehen will. Und danach gilt dann: "Es ruhe in Frieden [in der Schublade]".)

So wird doch keiner, der halbwegs denkfähig ist, noch an die anmaßende Aussagekraft von "PISA" glauben.

(und wird dann im besten Fall irgendwann - natürlich klammheimlich, da "man" niemals Fehler zugeben wird - wieder abgesetzt),

und zwar

  1. , weil es vorher nie erprobt wurde, und
  2. , weil es (falls doch) allzu rasend schnell von kleinen (Modellprojekten) auf große Einheiten (alle Schulen) übertragen wird.

(Und überhaupt glaube ich die Evaluation eines Modellprojekts nur, wenn ich sie selbst geschönt habe.)

"Die Festschreibung einiger (notwendigerweise spezieller) Inhalte als »allgemeinbildend« verkehrt den Sinn von Allgemeinbildung. Denn eine inhaltlich kanonisierte »allgemeine Bildung«, die erstrebt wird, um gebildet zu sein und um vor anderen gebildet zu erscheinen, deformiert die Bildung zum Statussymbol, ist ungehemmte Begierde, ist mithin ein Nichts."
[Georg Wilhelm Friedrich Hegel])

Schon gar nicht aber traut man der Bildung noch einen Selbstwert und Attraktivität zu, sondern glaubt nur noch, dass man die SchülerInnen dazu (?) zwingen muss. Man misstraut also zutiefst der Freiheit - und glaubt (natürlich bloß insgeheim) nur noch an die Diktatur (Lenin: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser").

Ein Ausdruck all dessen ist die zunehmende Verschulung

(vgl. Bild ).