schottische Bildung


Der / die / das Schotte an sich ist eine derart gut erforschte Spezies



,

dass die folgenden wissenschaftlichen Erkenntnisse als gesichert gelten können:

  • der / die / das Schotte ist sparsam bis geradezu geizig;
  • er (also auch Männer) / sie / es läuft (laufen) immer im Rock rum
(es ist allerdings ein wohlgehütetes schottisches Staatsgeheimnis, was er / sie / es darunter anhat - und ob überhaupt etwas);
  • das Muster seines / ihres Rocks verrät, zu welchem Clan er / sie / es gehört (vgl. „Clan-Kriminalität“);
  • sein / ihr Nachname fängt immer mit „Mc“ oder „Mac“ an und endet meistens mit „Donald“: ;
  • er / sie / es schmeißt am liebsten Baumstämme durch die Gegend: ;
  • er / sie / es ist erst wirklich Schotte, wenn er / sie / es einsam durch seine / ihre „Highlands“ streift;
  • wenn es Ende Juli / Anfang August ununterbrochen wie aus Kübeln regnet, nennt er / sie / es das „scottish summer“;
  • er / sie / es trinkt ausschließlich Whiskey („Wasser des Lebens“): ;
  • (aus der Fernsehserie );
  • er / sie / es braucht nicht mehr zu arbeiten, sondern lebt vom Nordseeöl (vgl. Norwegen);
  • er / sie / es hat schon den Römern getrotzt (vgl. „Hadrianswall“ , );
  • nach jahrhundertelanger Knechtschaft möchte er / sie / es schnellstmöglich raus aus Großbritannien („Scoxit“).

Spaß beiseite:

wir befinden uns im Schottland des 18. Jahrhunderts:

"Schottland war lange Zeit ein Ort des Mangels. Im Mittelalter lag das Land weitgehend unbeachtet am Rande Europas. Aber mit der Reformation verlagerte sich die intellektuelle und wirtschaftliche Macht Europas allmählich vom Mittelmeerraum an die Nordsee- und Atlantikküste. Entscheidend für diese Entwicklung war der hohe Wert von Bildung. Im Gegensatz zur katholischen Tradition sollte im reformierten christlichen Verständnis jeder die letzte Autorität – die Bibel als das geoffenbarte Wort Gottes – selbst studieren und befragen können. Dazu war es jedoch nötig, dass Menschen über eine Grundbildung verfügten, also zu schreiben und vor allem zu lesen vermochten. Nicht zuletzt dieses Ideals einer Allgemeinbildung wegen begann Europa, dieser bescheidene Anhang einer gewaltigen Landmasse, in den evangelisch geprägten Ländern seine lang andauernde Rolle als [fragliches] intellektuelles und ökonomisches Zentrum der Welt zu spielen.
[...]
Allmählich setzte in Schottland ein wirtschaftlicher Aufschwung ein, und bald überlagerten Gespräche übers Geschäft hitzige theologische Debatten. Zwei gesellschaftliche Gruppen gewannen gegenüber Adeligen und Priestern an Einfluss: Unternehmer und Intellektuelle. Die von   Knox gestreute Saat, nämlich ein vergleichsweise vorzügliches Bildungssystem, konnte sich nun, nach der Lockerung der Fesseln geistlicher Vormundschaft, entfalten. Als die Schottischen Aufklärer zur Schule gingen, gab es in England zwei Universitäten – und in ihrer Heimat mit einem Sechstel der Bevölkerung (etwa 1 ¼ Millionen) fünf: St. Andrew’s, Glasgow, King’s College Aberdeen, Edinburgh und Marishal College Aberdeen (in der Reihenfolge ihrer Gründung).
[...]
Innerhalb weniger Jahrzehnte holten die Schotten bestehende Rückstände nicht nur auf, sondern ihr Land wurde auf vielen Gebieten das führende. Mit verständlichem Staunen meinte am Höhepunkt der Aufklärung Amyat, der englische Apotheker des Königs, zu William Smellie, seinem schottischen Freund und ersten Verleger der Encyclopaedia Britannica: «Hier stehe ich am ‹Kreuz von Edinburgh› und kann in wenigen Minuten 50 Genies und Gelehrten die Hand schütteln.»
[...]
als Schottland politisch abhängig geworden und die herrschende Klasse nach London umgesiedelt war, wurde das Land zur «Brutstätte genial begabter Menschen». Die Schottischen Aufklärer entfachten einen intellektuellen Sturm und einen Pioniergeist, der weit in die Moderne reicht.
[...]
Die damalige Ausstattung schottischer Schulen war denkbar bescheiden. Es gab nur wenige Schulbücher. Statt in Übungshefte schrieben die Schüler auf Schiefertafeln, die sie nach Gebrauch mit den Ärmeln abwischten. Aber ein Punkt machte Schottlands Schulen weit über die Grenzen hinaus berühmt: ihre soziale Offenheit. Falls er nicht nach England in eine Privatschule geschickt worden war, saß der Sohn des Grundbesitzers neben dem Sohn des Fischers und dem des Kohlenarbeiters und wurde gleich behandelt. Smith fühlte sich wohl in dieser Gesamtschule [!] [...] Damals, nach dem Verlust an politischer Gestaltungsmöglichkeit, konzentrierte sich die schottische Gesellschaft noch stärker auf die Erziehung von Kindern, und es herrschte im Land wohl so etwas wie eine generelle Bildungsbeflissenheit. Weil der hohe Wert von Erziehung und das Streben nach allgemeiner Bildung außer Streit standen und in allen gesellschaftlichen Schichten akzeptiert wurden, galt soziale Offenheit in der Schule offenbar als Selbstverständlichkeit."
(Quelle: )