: der Post-PISA-Schwachsinn lässt endlich nach!



"Es ist immer so schön,
wenn der Schmerz nachlässt."

Es ist mir nicht entgangen, dass ich soeben zum dritten Mal nacheinander in einem Essay-Titel das Wort "Schwachsinn" bzw. "schwachsinnig" verwandt habe: ich habe einfach keine Lust mehr, über "PISA & seine Folgen" zu diskutieren - und Leute ernst zu nehmen, die noch immer nix kapiert haben:

Als "spätgebärender" Vater hatte ich immer gehofft, dass mein Sohn nicht mehr den ganzen gemeingefährlichen Post-PISA-Schwachsinn abbekommen würde, weil dieser Blödsinn dann längst Schnee von gestern wäre.

(Ich bin ja immer Optimist, d.h. ich vertraue darauf, dass Modetorheiten sich auch schnell wieder überleben; aber meistens werden sie dann oft nur durch die nächsten ersetzt.)

Aber nein, mein Sohn bekommt leider derzeit noch die gesamte Post-PISA-Reformwut mit voller Breitseite ab:

Schüler → ← Schulpolitik


Damit man mich nicht falsch versteht:

ich halte die Schule vor PISA auch nicht für geglückt, aber das Post-PISA-Regime hat alles nur verschlimmbessert, weil es systematisch an den falschen Schrauben gedreht hat

(Kontrolle, Vereinheitlichung, G8, Abschaffung aller Lehrerfreiheiten [weil Lehrer ja eh blöd sind und deshalb überhaupt erst "professionalisiert" werden müssen] ...),

statt den eigentlichen Unterricht zu verbessern

(was eh nicht par ordre du mufti, also Erlass von oben möglich ist: eine Kultusbürokratie ist kontraproduktiv, solange sie sich [wie bislang unverändert] als obrigkeitsstaatlicher Kontrolleur & Befehlsgeber statt als "Dienstleister" versteht).


Sechs Phasen

(die ich in den letzten Jahren hübsch kommentiert habe)

sind klar erkennbar:

  1. ist (nicht nur in Deutschland; s.u.) spätestens nach PISA eine heillose Panik und "Reform"(?)-Wut der Kultuspolitik und -bürokratie ausgebrochen, die zudem den zweifelhaften Vorteil hatte, dass die Kultusbürokratie und "Schulforscher" endlich wieder eine und sogar noch gesteigerte Existenzberechtigung zu haben schienen

(eine gigantische Arbeitsbeschaffungsmaßnahme!).

Leider wurde damit aber der Bock zum Gärtner gemacht, weil nun ausgerechnet diejenigen ungeheuer wichtig zu sein schienen, die schon vorher so viel verbockt, wenn nicht die PISA-Pleite sogar maßgeblich zu verantworten hatten.

  1. gab's dann

                (wie - ohne falsche Bescheidenheit - mich!),

die von Anfang an wussten, dass nun die Karre erst recht gegen die Wand gefahren wurde

(nunja, eigentlich mag ich keine Leute, die alles immer schon besser wussten

[die sich pervers freuen, wenn sie mit ihren Unkenrufen recht behalten haben],

und schon gar nicht solche, die sagen: "das hätte ich euch auch vorher sagen können", was man im Nachhinein immer leicht behaupten kann).

  1. zog dann irgendwann die öffentliche bzw. veröffentlichte Meinung nach:

(aber Wahlen ändern kaum etwas, wenn alle großen Parteien letztlich denselben Schulschwachsinn propagieren und sowieso die Kultusbürokratie "fest gemauert in der Erden" bleibt),

(der in der Wirtschaftskrise 2007/8 doch glatt ein wenig kritisches Bewusstsein wiederentdeckte)

  1. haben Kultuspolitik und -bürokratie dann aber immer noch das Problem kleinzureden versucht

(vermutlich, weil sie immer noch nicht begriffen haben, was für ein Kretin durch PISA erschaffen worden war;

vgl. etwa die grüne Kultusministerin Löhrmann in NRW, die nach allen Protesten gegen G8 einen "runden Tisch" einberufen hat, der windelweiche Empfehlungen ausgesprochen hat, die natürlich rein gar nichts verbessert haben).

  1. scheinen's jetzt zugutervorletzt auch systemnahe "Entscheider" begriffen zu haben

( Bericht vom "Weltlehrergipfel" ISTP im Jahr 2016):


(... also ausgerechnet der OECD-Fuzzi,
der maßgeblich die ganze Post-PISA-Katastrophe herbeigeführt hat;
richtig cool ist da nebenbei "wende man [!] sich vielerorts wieder ab",
was sich anhört wie "es ist nicht mehr »in«")


(... woran man sieht, dass die Kacke nicht nur in Deutschland,
sondern in ganz Europa [außer vielleicht im ruhmreichen Finnland] am dampfen ist)

  1. braucht die Schulpolitik und -bürokratie jetzt sicherlich noch geraume Zeit, um auf den neuen Trend abzufahren - und dann alles zu verdammen oder zumindest totzuschweigen, was sie früher doch selbst brachial umgesetzt hat.

Aber PISA war nicht die Krankheit, sondern nur das Symptom: das wird schon allein daran deutlich, dass PISA von der OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development), also keineswegs einer pädagogischen, sondern einer Wirtschaftsorganisation veranstaltet wurde.

Mit PISA sollten nur

(nach den Universitäten im sogenannten "Bologna-Prozess", der bereits 1988 startete; vgl. Bachelor & Master, also das Turbo-Studium und damit der Vorläufer der Turbo-Schule)

zuguterletzt auch noch die Schulen dem totalen Kapitalismus nutzbar gemacht werden

(der sich allerdings mit der Turbo-Ausbildung unkritischer und unkreativer Schüler und Studenten nur ins eigene Fleisch schneidet, was ebenfalls am uralten Obrigkeitsdenken liegt, das brave, weil hirnlose Fließbandarbeiter präferiert).

Viele werden das leugnen, weil sie in ihrer Naivität noch immer nicht gerafft haben, wessen Werkzeug sie waren oder sogar noch sind.