im Zweifelsfall sind immer "die" Schüler schuld

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Wenn im Referendariat eine Stunde schief ging

(und eigentlich gingen - so die Fachleiter - alle Stunden schief, und zwar nicht nur partiell, sondern komplett),

war "natürlich" immer - wer denn sonst? - der Referendar schuld, der den Unterricht schlecht vorbereitet hatte oder, menschlich minderbemittelt, wie er war, im Unterricht nicht angemessen auf Situationen/SchülerInnen reagieren konnte.

Da zhlten nicht im mindesten beispielsweise

(Anders gesagt: wahrhaft nichts gegen Reflexion und auch pädagogische Ideale/Alternativen, aber "wir" sind nicht im mindesten auf "die" schulische Wirklichkeit vorbereitet worden.)

"Probleme? - Was ist das?" Und das impliziert: "die haben wir [meine SchülerInnen und ich] nicht!"

Das ist der Tenor fast aller Unterrichtsvorschläge (Patentrezepte) und in vielen pädagogischen Projekten.

"Die Jugend von heute ist bzw. zumindest die Jugendlichen in einer speziellen Klasse sind - von wegen "Kollektivschuld": - komplett dermaßen strubbeldumm [alternativ: faul, konsumorientiert ...], dass da selbst der beste Lehrer [der ich, keine Frage!, natürlich bin!] nichts ausrichten kann."

Und propos "im Zweifelsfall"? Da gibt es keinen Zweifelsfall!

Was war denn die eigentliche Ursache der deutschen PISA-Katastrophe? Doch wohl, dass wir zwar durch die Bank hochbegabte SchülerInnen, aber leider miserable LehrerInnen haben: ein Berufsstand, der - und danach sei dann auch Schluss mit der "Kollektivschuld": - komplett auf den Müll oder zumindest doch verschärft unter Kuratel gestellt gehrt!

Nun, was andere knnen, nmlich LehrerInnen in den Boden stampfen, kann ich allemal auch (bei mir) selbst:

in der Bild vor einem Jahr haben die SchülerInnen "meiner" Klasse ansonsten gleich "gut",  in einer Aufgabe aber erheblich schlechter abgeschnitten als die SchülerInnen der Parallelklassen.

(Und ich konnte und wollte mich auch nicht damit herausreden, dass "meine" Klasse blöder, fauler ... als die Parallelklassen war.)

Was mich dabei besonders gewurmt hat, war, dass "meine" SchülerInnen ausgerechnet in jenem Teilgebiet reihenweise versagten, das mir besonders wichtig war (Funktionenlehre) und ich besonders gut vermittelt zu haben meinte

(so kann man sich irren!).

Um so mehr war ich am Boden zerstört und habe ich bitter ernsthaft an meiner Eignung zum Lehrerberuf gezweifelt

(auch und vor allem, weil ich nicht möchte, dass sich meine Unfähigkeit an SchülerInneN rächt).

Gezweifelt habe ich auch an dem, was mir - im Gegensatz zur sonstigen Bild - so wichtig an der Mathematik erscheint, nämlich  Bild und Bild .

Eine voreilige Antwort, die ich mir aber nicht durchgehen lassen wollte, war, dass ich die SchülerInnen "nur" schlecht auf eine noch viel schlechtere, aber in der Lernstandserhebung nunmal abgefragte Mathematik vorbereitet hatte.

Nein, so blindwütig überzeugt bin ich ja (und dann eben doch glücklicherweise!) nicht, dass ich ich nicht viel gründlicher, nämlich an meinem eigenen Alternativansatz gezweifelt htte.

Nun neige ich zwar nicht dazu, Schlechtem ewig hinterherzutrauern - aber es geht mir doch nach.


Mein einziger Trost (schnief!): immerhin hat es (4.) endlich mal jemand laut gesagt, was - da bin ich mir sicher - so einige

(und - das ist keineswegs als Selbstentschuldigung "hintenrum" gemeint! - vielleicht nichtmal die schlechtesten)

LehrerInnen öfters denken, was aber keiner öffentlich zugibt und - in einem Teufelskreis - sich dann auch nicht mehr zuzugeben traut, weil ja alle anderen LehrerInnen solche Probleme "sowieso" nicht haben.