Bevor ich auf den Zeitungsartikel, über dem diese Überschrift stand, eingehe, muss ich doch, um alles Folgende verständlich zu machen, erst meinen eigenen bisherigen Umgang mit dem "Problem" verdeutlichen. D.h. ich zeige meine persönlichen "Usus" nicht etwa, um für meine ach so große "Selbstlosigkeit" und meinen gigantischen pädagogischen Eros gelobt zu werden, sondern weil nur damit meine spätere Position deutlich wird:

Ich bin nie auf die Idee gekommen, dass mir jemand die von mir benutzten Schulbücher und anderes Unterrichtsmaterial bezahlen könnte/sollte (und zwar zusätzlich zu meinem Gehalt), sondern ich habe solche Ausgaben immer für das "Berufsrisiko" eines Lehrers gehalten.

Wohlgemerkt, es geht da nicht um "Peanuts", sondern

(so viel zur schnoddrigen Bemerkeung "Bezahlung von ein Paar Schulbüchern" unten)

(Eine Schwierigkeit der Berechnung besteht dabei allerdings darin, dass bei mir Hobby & Beruf kaum zu trennen sind:

Und ich war immer skeptisch gegenüber LehrerInnen, die rattenscharf darauf sind, aber auch noch den letzten Bleistift von der Steuer abzusetzen.


Überhaupt erst der Zeitungsartikel mit der Überschrift hat mich auf den Gedanken gebracht,

dass zumindest die Ausstattung mit Schulbüchern

(wenn schon nicht mit "diffusem" anderem Unterrichtsmaterial)

dennoch eigentlich Sache des Arbeitgebers bzw. Schulträgers ist:

in anderen Berufen ist es schließlich weitgehend undenkbar, dass der Angestellte sein Arbeitsmaterial (bei VW das Fließband oder den Schraubenzieher) selbst bezahlen muss.

(Nunja, LehrerInnen verdienen ja ein Schweinegeld, es trifft also keine Armen :-)

... was ja nun wahrhaft nicht bedeutet, dass ich morgen zu meinem Schulträger renne und mein Geld abhole.


Jetzt nun aber der vollständige Zeitungsartikel:


(, 19.8.06)


Da finde ich die juristische Spitzfindigkeit am Ende des Artikels ja doch zum Lachen:


Ich weiß gar nicht, wen ich (auf Anhieb) weniger verstehe:

  • die Bezirks- bzw. Landesregierung, die

(aufgrund der Ebbe im Staatssäckel!?)

ihren LehrerInnen nicht mal das Unterrichtsmaterial bezahlen und dafür nun auf Teufel komm raus durch sämtliche (?) Instanzen gehen will,

  • oder den Lehrer, der da nichts Besseres zu tun hatte, als wegen der Bezahlung von ein Paar Schulbüchern ernsthaft vor Gericht zu ziehen

(und ich frage mich, wie dieser Lehrer wohl im Unterricht ist).


Oder nehmen wir die Frage, ob LehrerInnen ihre Arbeitszimmer von der Steuer absetzen können sollten.

Bislang war das ja durchaus möglich, und zwar konnten

"Lehrer [...] die Ausgaben für ein Arbeitszimmer unter bestimmten Umständen auch dann von der Steuer absetzen, wenn ihnen in der Schule ein Dienstzimmer zur Verfügung steht."
(zitiert nach   )

Wie darin schon angedeutet, haben LehrerInnen in der Schule normalerweise ja keinen eigenen Arbeitsplatz, sondern der steht (nach dem Unterricht) zu Hause

(vgl. ).

Im Rahmen der jüngsten Steuer-"Reform" ist nun aber geregelt worden:

"Ein Arbeitszimmer zuhause wird ab 2007 nur noch dann steuerlich berücksichtigt, wenn es den »Mittelpunkt der gesamten betrieblichen und beruflichen Tätigkeit« darstellt. Das wird beispielsweise bei freiberuflich Tätigen ohne Büro angenommen. Lehrer hingegen können ihr Arbeitszimmer zuhause künftig nicht mehr steuerlich geltend machen. Der Staat soll dadurch um 300 Millionen Euro entlastet werden."
(zitiert nach )

Die Unterstellung dabei ist, dass bei LehrerInneN das eigene Arbeitszimmer eben nicht der »Mittelpunkt der gesamten [???] betrieblichen und beruflichen Tätigkeit« sei.

Nun sitzt ein Lehrer, der seinen Unterricht halbwegs solide vorbereitet und sich außerdem um Kopf und Kragen korrigiert, aber

(auch wenn´s keiner glaubt)

mindestens so viel in seinem Arbeitszimmer am Schreibtisch, wie er in der Schule unterrichtet!

Um es ganz konkret zu machen: meine Frau ist Lehrerin, und ich bin Lehrer. Eine gemeinsame Unterrichtsvorbereitung und ein gemeinsames Korrigieren in einem Raum ist schlichtweg undenkbar

(wir kämen zu nichts),

und deshalb brauchen wir zwei Arbeitszimmer, also ein erheblich größeres Haus

(in unserem wenn auch schmalen Haus besteht die gesamte erste Etage überhaupt nur aus zwei Arbeitszimmern und - welch sinnige Kombination! - einer Toilette).

Und sowas kostet!

Dennoch sehe ich eine steuerliche Absetzbarkeit dieser Zimmer nicht als unser Recht an und kann auch verstehen, dass man irgendwo mit dem Subventionsabbau und der oft geforderten, aber nie umgesetzten Entrümpelung und Vereinfachung der Steuervorschriften anfangen muss - warum also nicht (auch) bei mir?

Allerdings vergehe ich jetzt auch nicht gerade vor Selbstlosigkeit: es war mir durchaus lieb, bislang unsere Arbeitszimmer steuerlich absetzen zu können, und das dabei herausspringende Geld konnte ich allerbestens brauchen.


Aber vielleicht ist

"dass man irgendwo [...] anfangen muss - warum also nicht (auch) bei mir?"

eben genau jener vorauseilende Kadavergehorsam, der den Mächtigen einen sozialen Schnitt nach dem anderen erlaubt.

Und um auf den Lehrer zurück zu kommen, der da die Bezahlung der von ihm benutzten Schulbücher eingeklagt hat:

vielleicht ist er ja eben nicht ein

(typisch Lehrer?)

Korinthenkacker und Querulant, sondern hat er sich nach dem Motto "ist der Ruf erst ruiniert, lebt´s sich gänzlich ungeniert"

(vgl. )

gedacht:

"Es reicht mit den permanenten (auch finanziellen) Einschnitten, mir steht das Wasser bis zum Hals."

(Ich denke da - finanziell gesehen - beispielsweise an einen alleinverdienenden Familienvater, der auch mit seinem vermeintlich luxuriösen Studienratsgehalt langsam wirklich nicht mehr weiß, wie er die Ausbildung seiner Kinder bezahlen soll [und wie soll´s da erst Leuten mit weit geringerem Gehalt gehen?!].

Es wäre ja immerhin denkbar, dass es inzwischen auch in einigen Lehrerfamilien so steht:


(, 25.8.08)

Oder dieser Lehrer hat sich gedacht, dass er

(auf die Gefahr hin, als liebloser [Nicht-]Pädagoge dazustehen)

mal exemplarisch ein Fanal gegen all die im Lehrerberuf rasant ansteigenden (nicht nur finanziellen) Zusatzbelastungen und Zumutungen setzen müsste.

Wenn der Fall aber so läge, wären die Unterstellungen (s.o.)

"nichts Besseres zu tun" und "wie dieser Lehrer wohl im Unterricht ist"

schlichtweg infam.