Schul-

Man kann nicht bei allen Wörtern ihrer Ethymologie, also Herkunft bzw. ursprünglichen Bedeutung nachspüren

(falls die überhaupt rekonstruierbar sind),

und schon gar nicht ist eine frühere Bedeutung automatisch besser oder gar richtiger als eine heutige.

Und genauso wenig kann man alle „verblassten“ Metaphern wieder „kontrastreich“ machen:

Je nach Gebräuchlichkeit [...] lassen sich Metaphern unterscheiden in neuartige metaphorische Ausdrücke, die teilweise als kühn empfunden werden, klischeehafte Metaphern (z. B. das Feuer der Liebe), deren metaphorischer Status trotz der häufigen Verwendung noch spürbar ist, sowie verblasste Metaphern, deren metaphorischer Ursprung nicht mehr präsent ist (beispielsweise wird Leitfaden kaum noch mit Ariadne assoziiert).“
(Quelle: ).

Wenn man der Ethymologie aller Wörter nachspüren und alle verblasstern (toten) Metaphern wiederbeleben wollte, käme man zu nichts anderem mehr.  Und dennoch können einem solches Nachspüren & Wiederbeleben ab und zu doch allemal interessante neue Perspektiven liefern.


Merkwürdig finde ich es aber doch, dass ich mich als altgedienter Lehrer nie gefragt habe, warum Schulfächer eigentlich „Fächer“ heißen. Nunja, man wird halt betriebsblind.


Wenn man auch den Plural zuläßt, ist „Fächer“ ein

(was für ein schönes Wort, und auch da wüsste ich doch allzu gerne etwas über seine Herkunft:)

 „Teekesselchen“:

 "Fächer" bedeutet nämlich

  1. im Singular und Plural ,
  2. nur im Plural (zum Singular „Fach“).

Da es zum Plural „Schulfächer“ auch den Singular „Schulfach“ (z.B. Mathematik) gibt, kann mit „SchulFÄCHERN“ nur  2., also , gemeint sein.

(Ich werde unten dennoch auf 1., also , zurückkommen.)

Was nun aber sind Fächer bzw. ist dazu passend ein (einzelnes) Fach ?:

„durch festeres, meist starres Material von der angrenzenden Umgebung abgeteilter, der Aufbewahrung von etwas dienender Teil eines Behältnisses, Möbelstücks o. Ä.

Beispiele

(Quelle: )

Vermutlich direkt von dieser ersten Bedeutung abgeleitet ist die zweite Bedeutung

„Zwischenraum zwischen den Balken eines Fachwerkbaus füllendes Mauerstück“ (Quelle: ), also (vgl. „Fachwerk“).

Und wohl von der ersten, materiellen Bedeutung abgeleitet sind die immateriellen Bedeutungen

Beispiele

(Quelle: )

Beispiel

vom lyrischen ins dramatische Fach wechseln

(Quelle: )

Wie das Beispiel „sie studiert [lernt] die Fächer Chemie und Biologie“ zeigt, ist ein Schulfach also „ein Gebiet, auf dem sich jemand [in der Schule] ausbildet [...]“.

Und schon sind wir

(um es bis zum Exzess zu treiben)

bei der Frage, was ein „Gebiet“ ist:

Beispiele

(Quelle: )

Problematisch ist hier insbesondere das arg allgemeine „unter bestimmten [???] Gesichtspunkten“
(eine Problematik, die sich unten auch bei „Schulfächern“ zeigen wird).

Denn diese „Gesichtspunkte“
(Bertand Russell: „Ein [einzelner] Gesichtspunkt ist ein geistiger Horizont mit dem Radius Null.“)

können völlig unterschiedlich sein, nämlich z.B.
(z.B. ist Grönland eine Insel und die Sahara eine Wüste; „Insel“ und „Wüste“ sind aber wiederum völlig unterschiedliche geografische Kategorien, können sich aber überschneiden oder Teilmengen voneinander sein, was z.B. an der kapverdischen Insel Boa Vista deutlich wird),
(z.B. gibt es keinen geografischen Grund, weshalb die USA und Kanada zwei getrennte Staaten sind).

Interessant finde ich aber auch den merkwürdigen Gegensatz zwischen
(d.h. geografisch abgetrenntes, aber politisch eben doch zum Mutterland bzw. zur "freien Welt" gehörendes Gebiet):

Beispiele

(Quelle: ; hier beißt sich also die Katze in den eigenen Schwanz: ein Fach ist ein Gebiet ist ein Fach ...

Nebenbei: im Hinblick auf Schulfächer ebenso entlarvend wie lustig ist, was der Duden über die Herkunft des Begriffs „Gebiet“ sagt:

„mittelhochdeutsch gebiet(e) = Befehl [!], Gebot [!], Gerichtsbarkeit [!]; Bereich, über den sich Befehlsgewalt oder Gerichtsbarkeit erstreckt [...]“
[Quelle: ])

Bemerkenswert an den beiden Primärdefinitionen von „Fach“ und „Gebiet“ ist nun:

in beiden Definitionen wird also die Abtrennung von der Nachbarschaft betont.

Vgl. das scheinbar unausrottbare, von „Populisten“ geradezu verlässlich abrufbare Bedürfnis, die eigene Gruppe gegen andere Gruppen abzugrenzen - und die anderen Gruppen

(oft ausländerfeindlich oder gar rassistisch)

abzuwerten. Ja, (Selbst-)Definitionen scheinen oftmals überhaupt nur in Abgrenzung von Anderem, Äußerem möglich zu sein:

„ein Loch ist nichts mit was drumherum
(da muss das Loch dem Drumherum geradezu dankbar sein)

Man könnte also sagen: es gibt überhaupt kein (einzelnes) „Fach“ (im Singular),sondern nur (mehrere) voneinander abgegrenzte „Fächer“ (im Plural).

Und bemerkenswert ist auch, dass die gegenseitige Abtrennung laut der Fach-Primärdefinition „durch festeres, meist starres Material“ stattfindet. Um auch hier

(immer höchst zweifelhaft!)

arg „allgemeinmenschlich“ zu sprechen: der (?) Mensch scheint starre Abgrenzungen zu brauchen, und dann ist beispielsweise ein Ausländer etwas ganz Anderes, ja geradezu Un-Menschliches. Übergänge und Gemeinsamkeiten sind da schier undenkbar bzw. enorm beängstigend

(vielleicht einfach deshalb, weil man sonst das am „Andersartigen“ Verachtete [an ihn Delegierte] auch an sich selbst wahrnehmen müsste:

 

).

Dann ist z.B. Deutschland nur das Gegenteil vom Rest der Welt:

Und dann sind die (alle!?) Deutschen (andauernd!) pünktlich, ordentlich sowie fleißig und jetzt (2018) plötzlich

(soweit man Bayern zu Deutschland zählt)

auch wieder christlich - im Gegensatz zum Rest der Welt.

Noch kurz eingegangen sei auf die Passage „der Aufbewahrung von etwas dienender Teil eines Behältnisses“ der obigen Primärdefinition von „Fach“:

  1. wird da ein Fach als „Teilmenge“ eines größeren Ganzen (eines „Behältnisses“) definiert:


(wobei Schubladen ja nur ein Spezialfall der Fächer, nämlich Schiebefächer sind;
vgl. allerdings auch das „Schubladendenken“:
„an starren Kategorien orientierte, undifferenzierte, engstirnige Denkweise“
[Quelle: ])

  1. legt die Abbildung wieder nahe, dass es (meistens) gar kein Fach im Singular gibt: wieso sollte man in ein Behältnis eine einzelne Unterteilung (ein einziges weiteres Behältnis) einbauen?!

(Ausnahmen bestätigen die Regel: )

  1. wird mit "Aufbewahrung" (von „etwas“?) auch ein erster Zweck von Fächern genannt

(was man also von Fächern "hat" bzw. wozu der Aufwand der Fächerherstellung überhaupt betrieben wird).

Nicht genannt ist da aber ein zweiter, ebenso wichtiger Zweck, nämlich die (Ein-)Sortierung von Dingen in verschiedene Fächer (Plural!).

Diese Sortierung erfolgt aber nach den „bestimmten [manchmal wohl rein subjektiven] Gesichtspunkten“, die oben in der Primärdefinition von „Gebiet“ genannt wurden.

Dabei ist es nahe(!)liegend, dass benachbarte Fächer Ähnliches enthalten

(was immer da die Kriterien des Unterschieds [der Einsortierung in verschiedene Fächer] und der Ähnlichkeit [der Einsortierung in benachbarte Fächer] seien):

Zusätzlich gibt es manchmal zwecks Feinsortierung noch Fächer in Fächern (in Fächern in Fächern ...):

Dabei sind Fächer wie Klammern in der Mathematik: sie

(In der Mathematik ist also

Und eine Klammer, die geöffnet wird ( , muss auch wieder geschlossen ) werden.

Überhaupt ist eine [komplette] Klammer [das ist ja ihr Zweck:] immer als Einheit zu denken

[scheißegal, was da in der Klammer steht, also z.B. auch  () ].

So bedeutet z.B. 3 • (x - 2) , dass die 3

Eine Klammer ist also eine vorne und hinten geschlossene Schachtel, und es ist erst auf den zweiten Blick interessant, was eigentlich in ihr drin ist. Entsprechend sollte man eigentlich erst die Anfangs- und die Endklammer aufschreiben und diese erst danach füllen  )

Und dann gibt es noch Setzkästen, die

,


Der Mensch tut wohl abwechselnd dreierlei:

  1. betreibt er Mustererkennung, d.h. er entdeckt (!) Muster (Fächer), die bereits vorher und unabhängig vom Menschen in der „Außenwelt“ vorhanden waren:

  1. ist der Mensch anscheinend dermaßen auf Muster eingenordet, dass er notfalls auch Muster zu erkennen meint, wenn in der „Außenwelt“ keine vorhanden sind, d.h. er bildet sich diese Muster nur ein - oder freundlicher gesagt: er erfindet (!) sie (kreativ).
Ein Beispiel ist da das „weiße Rauschen“ (der „Schnee“) eines Fernsehers, wenn er keine Sender empfängt:



0bwohl dieses Rauschen chaotisch ist, sehen viele Menschen da nach einiger Zeit dennoch

(und zwar subjektiv völlig unterschiedliche)

Muster, oder genauer: sie sehen da Muster hinein.

(Nebenbei: in der Mathematik herrscht ein uralter Streit, ob mathematische Sachverhalte entdeckt oder erfunden werden, was auf die Frage hinausläuft, ob Mathematik
[vgl. Galileo Galilei: „Das Buch der Natur ist in der Sprache der Mathematik geschrieben“]
In beiden Fällen scheint es mir aber jetzt plötzlich wenig verwunderlich, dass die Mathematik oftmals auf die Außenwelt anwendbar ist - oder zu sein scheint.)
  1. legt man ein Muster (Raster) über die „Wirklichkeit“, das in dieser nicht vorkommt und auch nicht in diese projiziert wird, sondern einzig und allein dazu dient, den Überblick zu behalten. Beispielsweise tun Archäologen das, um auch noch lange nach Ausgrabungen sagen zu können, wo ihre Funde ursprünglich lagen, und das heißt auch: in welcher räumlichen Beziehung sie zueinander lagen:

(kein Archäologe wird behaupten, dass diese Quadrate tatsächlich im Ausgrabungsfeld vorkamen).

Entscheidend dabei scheint mir aber, dass die Archäologen ausgraben

(und in Folge davon ein Gitterraster über die Ausgrabungen legen)

müssen, wenn sie überhaupt zu Erkenntnissen kommen wollen

(statt dass alles in der Erde verborgen bleibt).

Kommt hinzu:
  1. kann man nunmal nicht alle Perspektiven auf einen (oder gar mehrere) Gegenstand (Gegenstände) gleichzeitig einnehmen, also z.B.
  • einen Gegenstand nicht gleichzeitig von oben und unten und vorne und hinten und rechts und links sehen
  • bzw. nicht gleichzeitig unter und über und vor und hinter und rechts und links von diesem Gegenstand stehen
(wohl aber sich bedächtig und kontinuierlich um diesen Gegenstand drumherum bewegen bzw. den Gegenstand in allen Richtungen drehen:

).
  1. : Wenn man aber alle Perspektiven auf einen Gegenstand gleichzeitig einnehmen könnte, wäre man wohl (wie ein Autist?) durch die unendliche Vielfalt völlig überfordertunübersichtlich und chaotisch ist.
Summa summarum: sind oftmals ebenso unvermeidlich wie hilfreich. Man sollte sich „nur“ ab und zu bewusst machen, dass sie häufig auch künstlich (erfunden) und nur „ unter bestimmten Gesichtspunkten“ gültig sind.

Schonmal auf Schulfächer übertragen: es gibt gute Gründe dafür, in Schulen die „Weltbetrachtung“ auf mehrere, erstmal klar voneinander abgegrenzte Schulfächer zu verteilen. Solche Schulfächer sind dann (künstliche) Schonräume, die es ermöglichen, sich anfangs mit nur jeweils einem Aspekt der Wirklichkeit zu beschäftigen - und jeweils das fachliche Handwerkszeug zu erlernen.

Problematisch ist das nur, wenn es immer nur bei dieser klaren Fächerabgrenzung bleibt. Hauptgründe dafür scheinen mir zu sein:
(wenn z.B. Naturwissenschaftler keinen blassen Schimmer von Geisteswissenschaften haben [und umgekehrt] - und sogar noch stolz auf ihre Einseitigkeit sind und überheblich auf die jeweils andere „Kultur“ herabschauen ),
Vermutlich ist eine gewisse Fachidiotie aber sogar unvermeidbar, wenn man in einem bestimmten Fach besonders gut sein möchte oder auch „nur“ gewisse Interessensschwerpunkte hat: man kann nicht alles können. Aber Schule ist nunmal nicht dazu da, sich allzu sehr auf ein Fach oder einen bestimmten „Fachbereich“ zu konzentrieren, sondern Schule will das durch den verpflichtenden Fächerkanon (s.u.) sogar verhindern.

"Die" Gesellschaft bzw. der Staat (die Bundesländer) leisten sich also für ihre Jugend mit enormem finanziellem Aufwand
(wobei es eine ganz andere Frage ist, ob eine hinreichende [?] Allgemeinbildung
  • zumindest innerhalb des existierenen Fächerkanons [s.u.]
  • und sogar darüber hinaus
auch tatsächlich erreicht wird).


Nach diesen (allzu?) langen Vorbemerkungen nun also der Versuch, durch Kombination der primären Duden-Definitonen von „Fach“ und „Gebiet“ das „Schulfach“ zu definieren:

ein Schulfach ist ein durch feste, meist starre Abgrenzung von anderen Schulfächern abgeteiltes, unter bestimmten Gesichtspunkten in sich geschlossenes Wissensgebiet (das in Schulen vermittelt wird).

Das größte Problem dabei ist

(wie oben schon angedeutet),

dass es in der „Wirklichkeit“ nur teilweise klare Abgrenzungen (Fächer) gibt:

„Eine Insel ist eine in einem Meer oder Binnengewässer liegende, auch bei Hochwasser über den Wasserspiegel hinausragende Landmasse, die vollständig von Wasser umgeben, jedoch kein Kontinent ist.“
(Quelle: ;

nebenbei: auch hier sind wieder die Abgrenzungen wichtig:

      1. die Insel in Abgrenzung vom sie völlig umgebenden Wasser,
      1. die Insel im Gegensatz beispielsweise zu einer Sandbank, die nur zeitweise über dem Wasserspiegel liegt

[was aber ist, wenn eine Insel bei einer Sturmflut mal vollständig überflutet wird?],

  1. „kein Kontinent“.)

(ohne dass er selbst sich verändert hätte)

aber schnöde zum „Zwergplaneten“ degradiert wurde.

Und genau so sind auch oftmals die Abgrenzungen der Schulfächer unklar:

Mir scheint aber, dass Fächer um so mehr Sammelfächer sind, je komplexer der "Gegenstand" (das „etwas“; s.o.) ist, mit dem sie sich beschäftigen. Und besonders komplex sind wohl soziale und psychische Vorgänge. Im Vergleich damit sind z.B. die Mathematik und Physik geradezu einfach, weil ihr "Gegenstandsbereich" sehr eingeschränkt ist.

Deshalb zeugt es nurmehr von Ignoranz, wenn vor allem einige Hardcore-Naturwissenschaftler den "Sammelfächern" gerne absprechen, überhaupt (einzelne) Fächer oder gar Wissen[!]schaften zu sein.

Ein schönes Beispiel ist da der Vollidiot Sheldon aus der Fernsehserie
(oder sind es all jene, die derzeit die -Fächer

[Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik]

zur alleinseligmachenden, weil ökonomisch verwertbaren Wahrheit hochpuschen).

Wenn Sheldon sich über andere Fächer und insbesondere die Geologie lustig macht und ihnen rundweg die Wissenschaftlichkeit abspricht,
"Throughout TBBT [= The big bang theory] you will see Sheldon's dislike of geology with him insisting that geology isnt an actual science. In Season 1, episode 15 of , we finally see the real reason behind his dislike of the subject. He was in fact very interested in the subject after being introduced to it by his schoolmate Libby. However when Libby referred to him as a »child« and not his equal, Sheldon felt extremely hurt. His coping mechanism was his consequent »belief« [!] that geology was actually a hobby, not an actual science. Sort of like a rock collector and seemingly childish."
(Quelle: ),
(jüngst wollte mir ein Physikstudent doch allen Ernstes weismachen, die Existenz der "Dunklen Materie" sei "bewiesen", obwohl sie doch „nur“ ein brauchbarer Erklärungsansatz ist),
Sheldon ist also nicht nur sozial-emotional behindert

(was dem ausgeleierten Klischee des Genies entspricht),

sondern auch wissenschaftlich

(dass er angeblich einen IQ von 187 hat, ist da nurmehr ein Witz bzw. beweist höchstens die Einseitigkeit und letztlich Nichtigkeit von IQ-Tests).

Aber Sheldon ist ja auch keine realistische Figur, sondern ein wandelndes Klischee aus Vorurteilen über -Genies - und letztlich eine
(auf die Dauer sterbenslangweilige)

Comicfigur:

(wenn auch aus mehreren Untergebieten bestehenden)

Gegenstand beschäftigen - oder zumindest von ihren sekundären Vertretern oftmals derart definiert werden.

Musterbeispiel ist da die (selbsternannte) „Königin der Wissenschaften“, also die Mathematik

(ich hingegen halte die Philosophie für die Königin der Wissenschaften, weil sie u.a. alle Wissenschaften reflektiert).

W
enn die Mathematik (wie meistens in Schulen) weitgehend innermathematisch unterrichtet wird

(und im Grunde meines Herzens bin ich ja auch „reiner“ Mathematiker),

nimmt sie keinerlei Rücksicht auf
Man könnte sowas auch „Fachidiotie“ nennen.

 Ein anderes Einzelfach-Beispiel ist das Schulfach Informatik: da wird meist

(was ja durchaus wichtig ist)

feste drauflosprogrammiert, das Fach aber kaum jemals gesellschaftlich reflektiert.

Und so verstehen sich auch viele andere Schulfächer als "Einzelfächer", in denen nie über den Tellerrand geschaut, also interdisziplinär gearbeitet wird.

Schüler haben das durchaus begriffen: als ich mal in einem Deutsch-Leistungskurs auf die Zeitgeschichte eines Romans des "Sturm und Drang" und zu einem anderen Zeitpunkt auf die (bildende) Kunst des Barock einging, beklagte sich eine Schülerin, dass sie einen Deutsch-Leistungskurs, aber nicht Geschichte und Kunst gewählt habe und deshalb bittschön von diesen beiden Fächern verschont bleiben wolle.


Häufig wird eine Hierarchie der (Schul-)Fächer erstellt:

(gibt es etwas Dämlicheres, als beispielsweise - wie vor allem Mathematik-Leistungskurs-Nerds es tun - einem Gedicht mathematische Unlogik vorzuwerfen?!).

Folge davon ist dann auch:


(Welche Verachtung des "Geistes"!)

Die Hierarchie sieht dann meistens etwa so aus:


Ganz oben sind da natürlich wieder die -Fächer!

Allerdings läßt sich das Pyramiden-Bild auch anders lesen:

    1. werden die oberen "Stockwerke" vom untersten "Stockwerk"

(also grob gesagt den Geisteswissenschaften)

getragen. Was wäre die Cheops-Pyramide also ohne das unterste "Stockwerke"?!:

(Vgl. die Ständepyramide . Was wären denn Klerus und Adel ohne die breite Basis, die sie durchfüttert?)

    1. ist die Mathematik, wenn sie "rein" ist, also noch nicht angewandt wird (also ohne die "Stockwerke" unter ihr), doch eine pure Geisteswissenschaft

(weshalb sie erstmal nicht verdient hat, was so häufig passiert, dass sie nämlich in einem Atemzug mit den Naturwissenschaften genannt wird).

Um im Pyramidenbild zu bleiben: die Mathematik gehört also auch ins untere "Stockwerk"!

Außerm könnte man, wenn man die Kompexität der "Gegenstände" (s.o.) der einzelnen Fächer betrachtet, die Pyramide auch in umgekehrter Hierarchie errichten, also auf den Kopf stellen:


(... wodurch die Pyramide allerdings ziemlich wackelig würde).

wobei  „Hauptfach“ sozusagen der Komparativ und „Kernfach“ der Superlativ von „Schulfach“ ist.

Kernfächer zeichnen sich zuerst mal dadurch aus, dass sie die einzigen Fächer sind, die man bis zum Abitur nicht abwählen kann

(wenn man in ihnen auch nicht unbedingt Abiturprüfungen ablegen muss).

Ich weiß nicht, wie es in anderen Bundesländern ist, aber in NRW kann man auch das Fach Sport nicht abwählen - aber ihm doch immerhin durch ein ärztliches Attest entkommen.

Dann bleiben als Kern-Kernfächer Mathematik, Deutsch und eine beliebige Sprache. Zwar wird diese Sprache in den meisten Fällen Englisch sein, aber da die Sprachwahl letztlich frei ist, bleiben als einzig fixe Kernfächer und somit Kern3fächer die Schulfächer Mathematik & Deutsch,

(also just die beiden Fächer, die ich

[als einziger Lehrer an „meiner“ Schule]

unterrichtet habe, womit ich wohl der wichtigste Lehrer war :-)

Nun gibt es ja durchaus gute Gründe, Mathematik & Deutsch zu den Königsdisziplinen zu stilisieren:

    1. basiert unsere gesamte (natur-)wissenschaftlich-technische Kultur auf der Mathematik, ja, die Mathematisierbarkeit wird oftmals sogar (s.o.) als entscheidendes Kriterium dafür gehandelt, ob ein Fach überhaupt als Wissen(!)- statt nur „Glauben(!)schaft“ („Blabla-Fach“) durchgeht. Die naturwissenschaftlich-technischen Fächer borgen sich also von der Mathematik die Gewissheit der Erkenntnisse - und verwässen doch notgedrungen diese Gewissheit:
“Insofern sich die Sätze der Mathematik auf die [was immer das sei:] Wirklichkeit beziehen, sind sie nicht sicher, und insofern sie sicher sind, beziehen sie sich nicht auf die Wirklichkeit.“

(Albert Einstein)

    1. haben ja sogar die PISA-Autoren begriffen, dass eine der zentralen „Kompetenzen“ die Sprachkompetenz ist, und insbesondere sollte natürlich die jeweile Muttersprache

(in Deutschland also Deutsch)

solide beherrscht werden

(wobei hier offen bleiben muss, was da unter „solide“ zu verstehen ist).

Vielleicht zweifle ich aber gerade deshalb an der Sonderstellung von Mathematik & Deutsch, weil ich just diese beiden Fächer unterrichtet habe, also ein intellektueller „Zwitter“ bin: ich sehe es beispielsweise überhaupt nicht ein, warum nicht auch das Fach Geschichte

(„andere Zeiten, andere Sitten“, also eine Relativierung der derzeitigen Gewissheiten und Überheblichkeit)

zum Kernfach geadelt wird

(vgl. Bild).

Und überhaupt gibt es für mich keine mehr oder minder wichtigen, also Haupt- und Nebenfächer, sondern sind alle Fächer gleich wichtig!

Nur zwei Beispiele:

Mehr noch: ich finde es sogar skandalös, dass einige Fächer zu „Nebenfächern“ degradiert sind:

(so sorgt man dafür, dass auch die Schüler die Nebenfächer nicht ernst nehmen, aber um so mehr Angst vor den Hauptfächern haben;

nebenbei: natürlich ließe sich über den Sinn von Fünfen [ina llen Fächern] trefflich streiten).

Mit den Nebenfächern werden auch ihre Lehrer degradiert:

(„scheiß‘ drauf“);




 [...]


(Quelle: )

Ein interessantes Phänomen ist auch der gängige „Fächerkanon“ an Schulen, also die Ansammlung von Standardfächern. Grob gesagt sind das

Beispielsweise bei den Gesellschaftswissenschaften gibt es dann noch die Feinunterteilung

(zwei „Gebiete“, die noch nicht flächendeckend als eigene Schulfächer durchgesetzt haben, sondern meistens den Fächern Sozialkunde/Politik subsummiert werden).

Dieser Fächerkanon ist erstaunlich stabil, wenn auch in den letzten Jahrzehnten erst die Sozialwissenschaften und Pädagogik sowie später die Informatik hinzugekommen sind.

Nun könnte man einerseits sagen, dass diese Stabilität nur beweist, wie sinnvoll dieser Fächerkanon ist und dass damit weite Bereiche der „Weltwahrnehmung“ abgedeckt werden

(ich traue mich ja kaum, das in einer Klammer zu verbergen: Sinn des Fächerkanons ist ja wohl die „Allgemeinbildung“, also ein möglichst umfassendes Angebot von Sichtweisen auf die Welt).

Andererseits ist der gängige Fächerkanon allerdings vielleicht auch allzu suggestiv und macht er blind für andere „Weltwahrnehmungen“.

... womit sich die Frage stellt, was solche anderen "Weltwarhnehmungen" sein könnten.

Nur zwei Beispiele:

(wobei das Wort "Gefühle" in den [deutschen] Untertiteln natürlich ein Nullwort ist; gemeint ist der Zusammenhang zwischen Körper und Geist bzw. die These, dass Descartes kategorische Trennung dieser beiden Bereiche ein kulturgeschichtlich fataler Irrtum war);

  1. Ein Bereich, der immer wieder lauthals als zusätzliches Schulfach gefordert wird, ist „Wirtschaft/Recht“.

Die Schmalspurversion dieser Forderung ist dann

:

ein „Tweet“, der seinerzeit eine enorme Debatte ausgelöst hat (vgl. etwa ), die zwar nur kurze Zeit Tagesthema war, aber doch bis heute nachhallt

(z.B. auch in Schüleräußerungen).

Offensichtlich ist es nicht gelungen, Naina

(und viele andere Schüler / sonstige Menschen)

vom bestehenden Fächerkanon (inkl. Gedichtanalyse und Fremdsprachen) und überhaupt dem Allgemeinbildungs-Anspruch zu überzeugen

(was auch gar nicht so einfach zu vermitteln ist).

Und jede Wette: Naina würde sich in einem Steuer-Miete-Versicherungen-Unterricht bald (auch) enorm langweilen.

In der Quintessenz würde Nainas Forderung aber bedeuten, dass Steuer-Miete-Versicherungen in einigen wenigen Schulstunden abgehandelt werden könnten

(wenn man nicht die gesellschaftlichen und finanzmathematischen Hintergründe von Steuer-Miete-Versicherungen behandeln würde)

 - und dann „Schluss mit Schule“ wäre: Naina könnte so etwa nach der 6. Klasse endgültig die Schule verlassen - und dann was tun?

Und doch hatte Naina nicht ganz Unrecht: ich plädiere ja schon seit Ewigkeiten (wenn auch völlig utopisch) für eine zweistündige „Leiste“ quer durch alle Schuljahre, in der abwechselnd (und möglichst praktisch), teilweise aber auch wiederholt „sonstige“ wichtige Lebensbereiche behandelt werden, also

In der "Leiste" Leiste wäre mir z.B. auch sowas höchst willkomen

(und zwar keineswegs nur in Berufsschulen [neudeutsch "Berufskollegs"], sondern auch in allen "allgemeinbildenden" Schulen [wie ja auch in dem Artikel erwähnt]):


(, 13.6.2018;

allerdings muss man es ja nicht so anbiedernd topmodern aufmotzen wie mit "auf der Höhe der Zeit", "Lernwerkstatt 4.0" und "komplette [?] Unternehmenssimulation";

und ich befürchte ja doch, dass die Schüler nächstens zwar nichtmal mehr einen Nagel in die Wand schlagen, wohl aber einem Industrieroboter zuschauen können)

Ein Problem wäre dabei allerdings, dass die „Leiste“ vermutlich aus guten Gründen nicht benotet würde - und viele Schüler sie somit nicht ernst nehmen, also nur „Quatsch bauen“ würden: „Kochen ist was für Frauen“


Am Begriff des "Kanons" ist mir allerdings auch die gängigste, nämlich musikalische Bedeutung und erste Duden-Definition wichtig:

:

auch ein "Fächerkanon" sollte idealerweise

Ein Fächerkanon kann immer nur exemplarisch sein, was z.B. auch dadurch deutlich wird, dass Schülern in der gymnasialen Oberstufe teilweise freigestellt ist, welche Schulfächer sie aus gewissen „Fachbereichen“ sie wählen. Da ist es dann beispielsweise egal, welche Naturwissenschaft sie wählen, Hauptsache, dass sie eine Naturwissenschaft wählen. Letztlich lernen sie nämlich (hoffentlich) in jeder (Einzel-)Naturwissenschaft gleichermaßen naturwissenschaftliches Denken.

(In diesem Sinne sollte jedes ungeliebte Einzelfach in der gymnasialen Oberstufe abgewählt werden können, also eben auch die Kernfächer Mathematik & Deutsch. Dann erwerben die Schüler mathematische und sprachliche "Kompetenzen" eben im Fach Physik und einer Fremdsprache.

Denn es bringt doch nichts, wenn sich ein Schüler, der z.B. eine Abneigung gegen Mathematik hat, sich noch drei weitere Jahre damit quält.)

Und ein Fächerkanon ist nur verantwortbar, wenn immer mal wieder auch Inhalte einbezogen werden, die sich nicht als eigenes Schulfach etablieren konnten

(wenn also beispielsweise ab und zu die Ökonomie im Politikunterricht auftaucht).


Wo ich eben doch wieder bei dem (Singular!) Fächer in seiner zweiten Bedeutung war:

die verschiedenen Schulfächer sind dann die einzelnen „Lamellen“ solch eines Fächers:


(... hier nur an einigen wenigen Schulfächern verdeutlicht)

Die Metapher ist hier durchaus erhellend:

  1. ist der Fächer kaputt oder zumindest nur noch teilweise brauchbar, wenn man auch nur eine einzige der Lamellen

(eines der Schulfächer, im Folgenden die Biologie)

herausschneidet:

Besonders deutlich wird das, wenn der Fächer mit einem großen Bild versehen ist:

 

  1.  werden die Lamellen

,

  .

Fragt sich nur, was der (gemeinsame) Fixpunkt beim Fächerkanon sein könnte.

Anders gefragt: was verbindet (wenn überhaupt) auf dem soeben gezeigten Schulfächer-Fächer die beiden weit außenliegenden und scheinbar durch nichts zusammenhängenden Schulfächer Mathematik und Politik?

Meine (allerdings arg abstrakte) Antwort auf diese Frage ähnelt dem, was ich oben schon gesagt habe: die Schulfächer Mathematik und Politik sind beide

(wie auch alle anderen Schulfächer)

wichtige Lebensbereiche bzw. Wahrnehmungs- und Erklärungsarten der Wirklichkeit

(auch wenn viele Schüler das nicht einsehen - weil es in Schulen kaum jemals thematisiert, sondern meist nur stillschweigend und gerade deshalb apodiktisch vorausgesetzt wird).

Konkreter wird das, wenn man die beiden

(inhaltlich und bislang auf dem Fächer)

scheinbar so weit auseinanderliegenden Schulfächer Mathematik und Politik mal auf dem Fächer nebeneinanderlegt

(und damit [fast unvorstellbar] die Mathematik mal näher an die Sozial- und Geisteswissenschaften rückt - und umgekehrt die Politik an die Mathematik):

Was ist dann das „Papier“, das die beiden Schulfächer Mathematik und Politik zusammenhält?:

Nun muss man sich allerdings hüten, auf Teufel komm raus (interdisziplinäre) Zusammenhänge zu suchen, wo vielleicht gar keine sind. Sowas führt allzu leicht dazu, dass die vermeintlichen Zusammenhänge an den Haaren herbeigezogen sind

(vgl. die häufigen „eingekleideten“ mathematische Textaufgaben in der Schulmathematik, bei denen ein mathematisches Verfahren in eine meist willkürlich gewählte, oft irre aktuelle außermathematische “Anwendung“ verpackt wird; in diesem außermathematischen Bereich ist die mathematische Fragestellung dann aber häufig völlig unrealistisch).

Beim gesuchten Zusammenhang zwischen der Mathematik und anderen Schulfächern (hier dem Schulfach Politik) fallen einem als Allererstes vermutlich Anwendungen der Mathematik in den anderen Schulfächern ein. Beim Schulfach Politik ist das z.B. der Fall, wenn inzwischen Wahlen durch (mathematische!) Computerprogramme beeinflusst werden:

 

Ein anderes Beispiel ist die zentrale Beteiligung von Mathematikern an der letzten Finanz- und damit auch Politikkrise in den Jahren 2007/8

(die nächste Krise wird aber [jetzt, also im Jahr 2018] schon feste vorbereitet):

die innermathematischen Überlegungen der Mathematiker mögen richtig gewesen sein. Zweifelhaft waren aber
(wie also die Wirklichkeit zur Mathematik eingedampft wurde)
(wie also die Mathematik in die Wirklichkeit zurückübersetzt wurde).

Vgl. auch sowie die Bücher und  (deutsch ).

Mehr auf Gegenseitigkeit beruhend war da schon die Beziehung so einiger Mathematiker zur Politik des Nationalsozialismus:
(was doch Unsinn ist, da die Mathematik universelle Wahrheiten sucht bzw. aufstellt)

alles „Jüdische“

(nicht nur jüdische Mathematiker, sondern auch deren Ideen)

"aussortiert"

(vgl. ).

Die Konsequenz aus alldem ist für mich klar: