selbstironischer BildUnterricht

"selbstironisch" heißt nicht würdelos: selbstverständlich sollte einE Bild "guteR" LehrerIn

(wobei dahingestellt sei, ob ich einer bin)

menschliche und fachliche Autorität ausstrahlen - oder genauer: in den Augen der SchülerInnen, die allein solche Autorität zusprechen können, des Respekts in diesen beiden Bereichen würdig sein.

Und "selbstironisch" meint schon gar nicht eine permanente penetrante Witzigkeit à la Bild: nein, man muss auch mal ernst

(es muss einem ab und zu auch etwas heilig)

sein können:

  1. um der SchülerInnen willen, die "ernst genommen" werden wollen,

  2. um der Sache willen, die eben nicht andauernd lustig ist,

  3. , weil man selbst nicht permanent ungemein lustig "drauf" ist.

Selbstironie steht immer auf Messers Schneide:

(wenn auch ohne "outing" des Privatlebens),

(ich kann - so gesehen - durchaus Respekt von SchülerInnen verlangen, und wenn ich anbiedernd die Autorität "qua Amt" leugnen würde, wäre das Betrug an den SchülerInneN, denn am Ende gebe ich eben doch die Zensuren;

allerdings ist die Autorität hohl bzw. einfach nur autoritär, wenn sie nur aus dem Amt gezogen wird).


In manche Köpfe scheint es nicht hinein zu passen, dass Ironie keineswegs immer bösartig sein muss

(aber durchaus ab und zu böse sein darf oder sogar muss),

sondern durchaus auch liebevoll-schmunzelnd sein kann

(man mag sich und andere mit, ja vielleicht sogar ein wenig wegen der Schwächen).


"selbstironischer Unterricht" heißt:

(sein sollte),

aber man nimmt Schule auch nicht allzu ernst, d.h.

(ich glaube tatsächlich, dass es in kaum einem anderen Beruf so wichtig ist, "Weltkenntnis" zu haben),

(man war selbst mal jung, ja, ist es - ohne anbiedernde Leugnung des Altersunterschiedes - in gewissem Sinne noch immer).

(z.B. "scheiß Klassenarbeiten" oder "Termumformungen sind vielleicht zwar nötig, aber allemal stinklangweilig).

(wobei "lieben" und "müssen" sowieso einen Widerspruch bilden)

- und insbesondere die, die man selbst unterrichtet.

All das impliziert auch, dass man die Aversionen gegen die von einem selbst unterrichteten Fächer durchaus versteht

(teilweise sogar selbst hat)

und mitbenennt.

Ein Beispiel: es gibt allerbeste Gründe, von dem

"Altmeister... Dichterheros... Neuschöpfer der deutschen Dichtung... Großer Dioskur von Weimar... Wiederbeleber der Antike..." (vgl. Bild Egon Friedell / Alfred Polgar: Goethe), also Goethe,

abgestoßen zu sein, aber das heißt noch lange nicht, jetzt in den Chor jener Dumpfbacken einzustimmen, die es ach so lustig finden, sämtliche Genies in den Dreck zu ziehen (die Rache der Dummen).

(und würde allemal das Lernen verbessern),

wenn Schule (Fachunterricht!) zumindest ab und zu richtig knallepeng Spaß machen würde.

Gleichzeitig heißt Selbstironie aber auch zu wissen, dass Schule

(und damit meine ich jetzt nicht mal deren stramm autoritäre Version)

für SchülerInnen schon immer "nicht gerade prickelnd" war.

Nebenbei mache man sich auch mal davon frei, dass insbesondere in Deutschland alles ganz [besonders] schrecklich ist:

"We don't need no education
We dont need no thought control
No dark sarcasm in the classroom
Teachers leave them kids alone
Hey! Teachers! Leave them kids alone!
All in all it's just another brick in the wall.
All in all you're just another brick in the wall."

ist schließlich ein englisches Lied; vgl. auch Bild , wobei solche Hinweise auf die Verbrechen anderer Länder ja nie eigene Verbrechen rechtfertigen/relativieren.

(vgl. Bild ).

(und damit die eigenen)

Grenzen zeigt

(vgl. oben "sein sollte").

(Selbst-)Ironie bedeutet also auch, dass man zwar nicht alles am Schulsystem schlecht findet, aber dennoch allemal seine Grenzen sieht - und sich Besseres vorstellen kann (es ab und zu versucht).

Wie sollen SchülerInnen denn eine neue "Fehlerkultur" lernen, wenn der Lehrer nie Fehler macht? Oder umgekehrt: erst wenn der Lehrer ab und zu amüsiert eigene Fehler zugibt, werden sie normal - und trauen sich auch SchülerInnen, welche zu machen.

"eigene Fehler eingestehen" kann heißen, dass

(und das macht Kunst doch überhaupt erst aus!)

mehrere begründete Interpretationen zulässt, ja, sogar provoziert;

(seien es "neue" Methoden, "neue Medien" und insbesondere die derzeitige Bildungspolitik)

glaubt.

(ein Außenstehender müsste sich darüber doch eigentlich genauso kaputtlachen, wie ich es beispielsweise bei einer hochfeierlichen Chefarztvisite im Krankenhaus tue).

(wenn´s hoch kommt

[und das ist nicht wenig!]

hat man in seinem Kollegium zwei oder drei wirkliche Freunde - und hinterlässt man bei ganz wenigen SchülerInneN positive Spuren, von denen man allerdings höchst selten erfährt).


(Nur) wer selbstironisch ist, wird auch mal gegenüber anderen ironisch sein dürfen.

Ein Beispiel: wer noch weiß und laut sagt, wie bescheuert er selbst in der Pubertät manchmal war, wird auch gewisse Westentaschenminimachos in der Mittelstufe imitieren dürfen, nämlich grunzend und die Brust trommelnd wie ein Gorillamännchen.


Wenn Ironie und vor allem Selbstironie Zeichen

(vielleicht sogar wichtigstes Kriterium)

von Intelligenz sind, so macht selbstironischer Unterricht eben auch blitzgescheite Intelligenz vor - und damit vielleicht auch attraktiv.

Ebenso macht Selbstironie

(und das ist eine der wichtigsten Aufgaben von Schule!)

Distanz zu (den eigenen) vorgefassten Meinungen vor - und wiederum attraktiv?