und jetzt verheizen wir mal lustig eine ganze Schülergeneration
im Namen der "Objektivität"
Selbstverständlich wird "man" die -Probleme, wenn sie denn existieren
(und davon gehe ich durchaus erstmal aus!),
beim Namen nennen dürfen (müssen!).
Aber man bedenke doch gleichzeitig auch den demotivierenden Effekt, den es haben muss, wenn "den" SchülerInneN derzeit pauschal Blödheit unterstellt wird.
Skeptisch bin ich auch, wenn
(wie immer: längst veralteten ökonomischen Modejargon übernehmend)
im Zusammenhang mit Menschen (SchülerInnen) von "Qualität" und "Effizienz" die Rede ist:
(ach, diese neckischen Wortspiele bis hin zur völligen Absurdität! Aber "Besser Blabla als Bummbumm." [Winston Churchill])
(Ach, wie sehr ich doch diese Benutzer modischer Schlagwörter [diese "Tyrannei des (auch verbalen) Dabei-Sein-Müssens" (Gabriele Gillen)] verachte!: )
Die "Jugend von heute" interessiert doch in unseren blindwütig ökonomischen Zeiten überhaupt nicht mehr (interessierte noch nie?) um ihrer selbst willen, sondern nur
als Bezahlerin "unserer" Renten,
als zukünftiger Wirtschaftsfaktor.
Und kultuspolitische Entscheidungen sind meist nur vordergründig pädagogisch, während in Wirklichkeit dahinter meist der Rotstift des Finanzministers hervorlugt, für den sich immer irgendeine pädagogische Begründung
(und sowieso ein Bildungs"experte"; vgl. )
finden lassen wird.
Bezeichnend ist da auch, dass PISA von der OECD
(<aus engl. Organization for Economic Cooperation and Development> (Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit)
(Duden) - Die deutsche Rechtschreibung, 23. Aufl. Mannheim 2004 [CD-ROM])
und damit einer ökonomischen Organisation veranstaltet wurde.
Man könnte auch sagen, dass man da den Bock zum Gärtner gemacht hat
(etwa so wie seinerzeit beim "Kienbaum-Gutachten" für die Schulen in NRW; vgl. auch "Kienbaum Gutachten zur Effizienz [!] des Lehrereinsatzes in Bremen").
Laß ersterben die Ästhetik,
Laß erblühn die Arithmetik!
Schüler, auf! Zum Heiligtume
Der addierten Bröselkrume
Walle feierlichen Schritts!
(Friedrich Theodor Vischer in "Faust III")
Und wenn jemandem rein gar nichts mehr einfällt, dann fallen ihm doch garantiert
Es toben derzeit also wieder
Eindimensionalität (neudeutsch "ranking"),
der Irrglaube an vollständige Objektivierbarkeit
und blinde Kontrollwut ... also auch ein enormes Misstrauen gegenüber jeder Freiheit (vgl. ).
(mal ganz abgesehen davon, dass man das Pferd wieder von hinten, also von der Kontrolle her, aufzäumt, statt mit der Verbesserung des einzig Wichtigen, nämlich des Unterrichts, zu beginnen).
Nun kann man sich über Sinn und Zweck der Kultusministerkonferenz
(wie jeder Kultusbürokratie)
natürlich heftig streiten
(kann man überhaupt noch?).
Aber es ist eben doch symptomatisch (und schrecklich!), was nach ihrer "Reform" von ihr übrig bleibt (die ersten drei Punkte ihrer neuen Selbstdefinition):
Und weil die deutschen SchülerInnen ja sowieso unterbeschäftigt sind, bitte unbedingt dran denken:
(am besten überhaupt das Kurssystem abschaffen - und sowieso das "Zentralbitur" einführen!)!
(Der freie Schulsamstag [und -sonntag?] ist in unserer "flexiblen" Gesellschaft sowieso ein Anachronismus!)
Was damit angerichtet wird (werden soll?), lässt sich an ganz wenigen Beispielen zeigen:
"Wenn bei uns über Bildung gesprochen wird, heißt das nach PISA vor allem: Unsere Kinder müssen wieder mehr lernen. Aber das miserable Ergebnis bei diesem internationalen Test hat eben nicht gezeigt, dass sie zu wenig lernen, sondern das Falsche. Leider ist das kaum jemandem aufgefallen. Alles wird so gelehrt wie immer, nur von allem ein bisschen mehr. Nationale Bildungsstandards werden beschlossen, damit nicht nur der bayrische, sondern auch der niedersächsische Abiturient Goethes »Faust« gelesen hat. Dann sind beide immerhin gleich dumm. Unsere Schüler lernen nicht zu wenig, sondern zu viel. Und weil sie immer mehr lernen müssen, werden sie täglich dümmer."
(Werner Fuld: Die Bildungslüge; Warum wir weniger wissen und mehr verstehen müssen; Argon-Verlag)"
Die Festschreibung einiger, (notwendigerweise spezieller) Inhalte als »allgemeinbildend« verkehrt den Sinn von Allgemeinbildung. Denn eine inhaltlich kanonisierte »allgemeine Bildung«, die erstrebt wird, um gebildet zu sein und um vor anderen gebildet zu erscheinen, deformiert die Bildung zum Statussymbol, ist ungehemmte Begierde, ist mithin ein Nichts."
(Georg Wilhelm Friedrich Hegel)
"Die wirkliche Katastrophe der gegenwärtigen, durch die Pisa-Studie neu entfachten Bildungsdebatte liegt darin, dass sich alle Energie auf die Steigerung von Leistung und Effizienz richtet [...]."
(Ulrich Greiner in "Die Zeit")
Sie werden (typisch deutsch) nicht aufhören, bevor Deutschland in PISA wie auch jeder sonstigen Beziehung wieder auf Platz 1 ist (selbst Platz 2 wäre unerträglich).
"Koste" es, was es wolle!