das kannst du sowieso nicht
Vielleicht ist es gut, dass auch LehrerInnen ihre geheimen Vorlieben und Empfindlichkeiten haben.
Ich z.B.
denke nun mal sehr in mechanischen Kategorien, optisch und "in Bewegung" (vgl. ),
habe noch nie gut unter (Zeit-)Druck arbeiten könne,
habe, als ich noch Schüler war, das "Drannehmen" im Unterricht immer als beschämendes "Vorführen" empfunden und dementsprechend wie die Pest gehasst:
dran|neh|men (ugs. für abfertigen; aufrufen)
(Duden - Die deutsche Rechtschreibung)
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Natürlich erwachsen aus solchen Empfindlichkeiten schnell Einseitigkeiten und Lücken:
Wer beispielsweise aus eigener Erfahrung das "Drannehmen" im Unterricht vermeidet, beraubt damit schnell SchülerInnen gewisser Möglichkeiten.
Oder wer sehr optisch denkt, vernachlässigt schnell SchülerInnen, die einen eher haptischen Zugang haben.
Meine Hoffnung ist noch immer, dass die Vorlieben und Empfindlichkeiten mehrerer LehrerInnen sich wohltuend ergänzen und relativieren.
In der Diskussion über das "Selbstlernen" kommt mir bislang der bereits angedeutete Aspekt zu kurz,
dass "Vormachen" schnell etwas Beschämendes hat, nämlich oftmals nur besagt: "das kannst du ja sowieso nicht, deshalb lasse es mal besser mich machen"
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Dabei hat "Vormachen" oftmals ja durchaus seinen Sinn: man lernt ein Hand(!)werk nicht davon, dass man gesagt bekommt (oder es sich anliest), wie´s geht, sondern indem der Meister es vormacht.
(Obwohl es angeblich mal einen Mathematiker gegeben hat, der sich selbst nur aus Büchern das Schwimmen angelesen hat, in die Ostsee gesprungen ist - und tatsächlich sofort schwimmen konnte.)
Und SchülerInnen wissen es ja oftmals durchaus zu schätzen, wenn LehrerInnen etwas können und es vormachen (vortragen).
Der Ton macht halt wieder mal die Musik.
Und der Ton in Schulen ist oftmals durch permanenten Frontalunterricht, also ununterbrochenes Vormachen sowie durch Suggestivfragen
(der Lehrer fragt immer nur, was er selbst [besser] weiß)
"du kannst das sowieso nicht, fange gar nicht erst an".
(Ein Eindruck, der zudem auch dadurch entstehen kann, dass man sich immer an den höchsten [und vor allem fertigen, abgeschlossenen] Meisterwerken der Kultur und Wissenschaften misst.)
Vielleicht liegt es an der permanenten Beschämung, dass SchülerInnen im besten Falle alles nur noch brav schlucken:
"Wieso soll ich überhaupt anfangen, es bringt ja doch nichts."
Ich behaupte ja sowieso nie, weltbewegend Neues abzusondern, und die wahren Weisheiten sind eh uralt (und bewahren einen vor modischem Schnickschnack):
Nur bleibt das, wie so viele pädagogische Schlagworte, bei netten Absichten, wenn es nicht gefüllt wird: wie macht man das, und zwar in konkreten Situationen?
Ein Tipp ist da allemal, dass die SchülerInnen es (wenn auch sicherlich nicht in dieser Form) selbst sagen: "Hilf mir" statt "Ich helfe [ungefragt] dir [unterstelle also auch, dass dir geholfen werden muss]".