das Vorurteil der Woche, es lebe hoch:
Wirtschaftswissenschaften sind das Gegenteil von Bildung

Vorweg:

  1. ist Pauschalisieren ("alle Wirtschaftswissenschaften") sowieso meistens ungerecht bis geradezu gefährlich.


"Mrs. Black and White
She's never seen a shade of gray"
(Amy MacDonald: "Mr Rock & Roll")

 hmpg  

hmpg

Es ist schade, dass die Wörter "kritisch" und "Kritik" oft nur im Sinne von 1b. verstanden werden: dass also Kritik angeblich immer Negativkritik ist.

(Vgl. "Verriss", "Defätismus", "Wehrkraftzersetzung", "Killerargument".

Bezeichnend ist insbesondere das Wort "Miesmacherei": etwas ist nicht mies [darf es nicht sein], sondern wird nur mies gemacht [böswillig kaputt geredet].)

"Das Wort »Kritik« wurde am Ende des 17. Jahrhunderts aus dem Französischen übernommen. Das französische Wort critique wiederum geht auf griechisch κριτική [τέχνη] (kritikē [téchnē], abgeleitet von κρίνειν krínein ‚[unter-]scheiden, trennen‘) zurück."
(Quelle: hmpg ; wobei natürlich die ursprüngliche Bedeutung nicht für alle Zeit verbindlich ist)


hmpg

(Aber "hinterfragen" ist ja von Wirtschaftsfuzzis gar nicht gewollt. Um Gottes willen nicht denken: .
Nebenbei: keine Ahnung, wie die Agrarwissenschaftler in die Studie reingerutscht sind.)

Da bleibt gleich festzuhalten: eine Hochschul"bildung", die nicht zu kritischem Denken befähigt, ist gar keine Bildung, sondern nur eine (allemal auch wichtige) Ausbildung.

(Vgl.

"In diesen Tagen ist wieder viel von Bildung die Rede, obwohl die in den meisten Fällen gar nicht gemeint ist. Die Experten aus den Instituten für die phantasielose Überwachung des Lernens sorgen sich ja nicht über die Zahl der Menschen, die sich gebildet über Goethe und Einstein unterhalten können. Ihnen geht es nicht um Bildung, sondern um weniger, nämlich um Ausbildung [...]"
[Ernst Peter Fischer])

Solche Ausbildung produziert dann Manager, die nur im bestehenden Wirtschaftssystem funktionieren, weil sie es für einen Sachzwang halten. Beispielsweise folgende Textpassage passt aber nichtmal als Denkmöglichkeit in ihre Köpfe

(weil sowas im Studium niemals vorkam):

„Wo kommt der Kapitalismus her? Warum hat er sich etabliert? Üblicherweise bekommt man dann zu hören, dass es in unserer »Natur« liegt, eigennützige maximierende Akteure zu sein – wofür manchmal der Ausdruck homo oeconomicus verwendet wird –, die profitsüchtigen Automaten, denen wir in Lehrbüchern der Betriebswirtschaft begegnen. Man bringt uns bei, dass diese natürliche Veranlagung allmählich die Fesseln des Feudalismus sprengte, der Leibeigenschaft ein Ende setzte und den Kapitalismus, wie wir ihn heute kennen, entstehen ließ. Das ist unsere Story. Es ist unsere Entstehungsgeschichte. Sie wird so oft wiederholt, dass jede und jeder sie als selbstverständlich hinnimmt. Und weil der Aufstieg des Kapitalismus als ein Ausdruck der inneren Natur des Menschen dargestellt wird – der menschlichen Eigensucht und Gier –, erscheinen Probleme wie Ungleichheit und ökologische Krise als unvermeidlich und praktisch unveränderlich. Allerdings – und das ist bei einer Geschichte, die so tief in unserer Kultur verankert ist, schon sehr bemerkenswert – ist davon kein Wort wahr.“
(Quelle: ; oder ahnen viele Manager das durchaus, stehen aber unter dem brutalen Druck der „shareholder values“?)

Dabei geht's durchaus auch anders:

hmpg 
(... was natürlich auch eine Menge aufgemotztes Fachchinesisch ist)


PS: “Die JU sei immer noch […] sehr konservativ, etwas piefig, eine Art politische Studentenverbindung, in der vor allem BWLer und Juristen ihren Platz finden.“
„[…] immer noch so in der Vergangenheit zu stecken, dass man als junger Mensch in die CDU geht.“
(Quelle: hmpg )
PPS: jüngst berichtete ein befreundeter BWL-Student

(nebenbei: ein ausgesprochen netter Kerl),

sämtliche Klausuren seiner ersten drei Semester seien multiple-choice-Tests gewesen:



Wegen der  Studentenmassen, die da durchgeschleust werden, wird den Dozenten mittels multiple-choice-Klausuren Bild abgenommen und an Computer übergeben

(die Ergebnisse der Klausuren werden oft schon am Folgetag ausgespuckt).

Da nun aber multiple-choice-Klausuren für mich das glatte Gegenteil von Bildung sind, wundert mich bei BWLern gar nichts mehr.

Mit dem flotten Spruch „multiple-choice-Klausuren sind das Gegenteil von Bildung“ bin ich aber bei Freunden auf fassungsloses Unverständnis gestoßen, was wiederum mich fassungslos gemacht hat.