wozu Schule da ist (oder sein sollte):

Es gibt zwei gute Gründe, weshalb gewisse Schüler

(trotz ansonsten vielleicht guter Zensuren)

kein Abitur bekommen sollten:

  1. :
    1. : wieso wählen Schüler aus mehreren Abituraufgaben eine aus, die ihnen besondere Schwierigkeiten bereitet?

(Waren die anderen Aufgaben noch blöder?) 

    1. : was kann der arme New-York-Times-Autor dafür, dass sein Text von irgendwelchen Schulbürokraten für eine Abituraufgabe in Deutschland benutzt wird und somit einige Wörter, die jedem "native speaker" bekannt sind, von deutschen Schülern nicht verstanden werden?

(Nebenbei: wieso haben die Kultusbürokraten für solch entlegene Wörter keine Übersetzung beigepackt?)

Ein Schüler, der im Abitur noch immer nicht begriffen hat, dass Goethe nix dafür kann, dass seine Liebesgedichte von Deutschlehrern für Prüfungen missbraucht werden, ist offensichtlich noch nicht reif für die Allgemeine Hochschulreife.

(Vgl. dazu auch des Bildungsbereichs .)

Die Schuld an so einem Blödsinn trägt wohl "die" Schule selbst: es ist ihr nicht gelungen, Naina den "besseren" Sinn von Schule zu vermitteln.

Nainas "Tweet" auf Twitter ist vor einigen Jahren durch den Blätterwald gerauscht und hat viel Beifall bekommen. Vgl. etwa

(In diesem Zeitungsartikel wird allerdings auch gezeigt, dass die Tweet-Autorin Naina nicht nur massenhaft Zustimmung bekommen, sondern auch

[wie in den asozialen Medien üblich]

Hass geerntet hat.

Mein Gott, wie kann man denn eine nur "fast 18" Jahre alte Schülerin mit Hass überziehen?

[Nebenbei: mit "fast 18" Jahren war Naina damals vermutlich noch keine Abiturientin.])

Erschreckend finde ich aber

(Nebenbei: was Naina fordert, nämlich "Steuern, Miete oder Versicherungen" als Unterrichtsthemen, hat natürlich

[das stelle ich als Retourkutsche meinerseits als banale Wahrheit fest]

mit Bildung

[wie ich sie verstehe]

rein gar nichts zu tun, kann also auch keine "Bildungsdebatte" auslösen.)


Die genannten "zwei gute[n] Gründe, weshalb gewisse Schüler [...] kein Abitur bekommen sollten", waren aber natürlich nicht ernst gemeint: es ist wohl ein bisschen viel verlangt, dass (fast) 18jährige Schüler und Abiturienten den Sinn von Schule verstehen. Dazu haben sie einfach noch keine "gesunde" Distanz zur Schule

(und nicht Wenige verstehen den Sinn von Schule ihr Leben lang nicht und erreichen nie eine gesunde Distanz zu ihr - und lassen dann auf Elternabenden und -sprechtagen sowie in sonstigen Diskussionen ihren eigenen ehemaligen Schulfrust raus).

Es ist wie mit dem Lob, das ich manchmal von (Ex-)Schülern für meinen Unterricht erhalten habe: demütig geehrt habe ich mich dadurch erst gefühlt, wenn dieses Lob mich Jahre nach dem Abitur dieser Schüler erreicht hat

(wenn sie sich also überhaupt noch an mich erinnern konnten und positive Spätfolgen meines Unterrichts in ihrem Leben bemerkt haben).


 

"Gretchenfrage bezeichnet als Gattungsbegriff eine direkte, an den Kern eines Problems gehende Frage, die die Absichten und die Gesinnung des Gefragten aufdecken soll. Sie ist dem Gefragten meistens unangenehm, da sie ihn zu einem Bekenntnis bewegen soll, das er bisher nicht abgegeben hat.

Der Ursprung des Konzeptes und Begriffes liegt in Johann Wolfgang von Goethes Tragödie Faust I. Darin stellt die Figur Margarete, genannt Gretchen, der Hauptfigur Heinrich Faust die Frage:

»Nun sag’, wie hast du’s mit der Religion?
Du bist ein herzlich guter Mann,
Allein ich glaub’, du hältst nicht viel davon.«

Im engeren Sinne ist mit Gretchenfrage demnach die Frage nach der Religiosität der jeweils angesprochenen Person oder sozialen Gruppe gemeint. Im weiteren Sinne werden auch andere Fragen mit der expliziten oder impliziten Fragestruktur »Wie hast/hältst du’s mit …« als Gretchenfragen bezeichnet."
(Quelle: )

Die Gretchenfrage ist nun, was denn eigentlich der Sinn von Schule ist.

Nur ist diese Frage schon falsch gestellt, da es nicht einen Sinn von Schule gibt, sondern mehrere „Sinne“:

(ganztägig eingepfercht werden muss "die Jugend von heute" auch, damit sie in allzu viel langweiliger Freizeit nicht auf dumme [kriminelle] Gedanken kommt);

(vgl.   2021 );

(zu diesen überfachlichen Lernzielen muss ich mich demnächst mal getrennt auslassen;

nebenbei: die durch Schulen de facto vermittelten sozialen Umgangsformen sind oftmals eher Leisetreterei und Streberei);

(auf der anderen Seite gibt es natürlich aber auch Mobbing);

(bitter schade, dass Schulen oftmals das Gegenteil erreichen);

(leider wird aber oftmals nur streng voneinander abgegrenzte Fachidiotie vermittelt);

("früh krümmt sich, was ein Häkchen / Ellenbogen werden will");


Hier geht‘s mir allerdings „nur“ um einen Artikel, den Katharina Hölter mehr als zehn Jahre nach ihrem Abitur geschrieben hat - und der mir aus der Seele spricht: 

(Auf Abiturienten bezogen bedeutet das "Allgemeine Hochschulreife":
dass man gerüstet ist, jedes beliebige Fach zu studieren
[wenn man hart arbeitet].)


Natürlich ist Faktenwissen auch wichtig

(aber Faktenwissen à la ist noch lange keine Bildung).

Gleichzeitig ist es aber doch nur selbstverständlich, dass man zehn Jahre nach dem Abitur die allermeisten Fakten, die man im Abitur „drauf“ hatte, längst wieder vergessen, weil nie wieder gebraucht hat.

Wichtiger sind die Verfahren, Strukturen (Wissensnetze) und Denkweisen, für die die Fakten nur die exemplarischen Aufhänger waren:

(Vgl. ein Fischernetz:
wichtig daran sind doch nicht die Knoten,
sondern die Maschen
[aber keine Maschen ohne Knoten].)

Noch genauer: wichtiger als die Strukturen ist das Wissen, wie man sich Strukturen erarbeiten kann.