der Inbegriff der Mathematik:

 

"Bolzano and Cantor used the words Menge and Inbegriff for what we now call a set.  The word »Inbegriff« means, according  to the Deutsches Worterbuch by Jacob and Wilhelm Grimm, vol. 10, col. 2103-4: 

INBEGRIFF, m. das was innerhalb seiner etwas anderes begriffen, umschlossen hält, summa, complexio, comprehensio; die umschlossene sache steht im genitiv oder mit der praep. von vermittelt. das wort wird zuerst von STEINBACH verzeichnet (seine hauptquelle HEDERICH hat es nicht): inn begrieff, compendium, ein inn begrieff aller tugent, conspectus omnium virtutum. 1, 641; dann von FRISCH 1, 373a mit wesentlich weiterer bedeutung: inbegriff, area ambitu adstricta, locus in finibus suis contentus; item, quae in libro aliquo continentur; in letzterer beziehung braucht KANT der inbegriff eines buches. 8, 17, der sonst das wort im heute gewöhnlichen sinne öfters anwendet: der weite inbegriff einer vorzüglichen erkenntnis. 8, 10; die sphäre der ausgebildeten natur ist nur ein kleiner theil desjenigen inbegriffs, der den samen zukünftiger welten in sich hat. 324; die dauerhaftigkeit, die bei den anstalten der schöpfung an den groszen gliedern ihres inbegriffs angetroffen wird. 9, 3; bei andern: mit dem geliebten heimgehen ist der inbegriff aller seligkeit. BETTINE briefe 2, 107. 

Jose Ferreiros translates it always by »collection«.  He says (per litt.) that »Inbegriff suggests two things. In normal language it is used for collecting, for reunions of things, e.g. an Inbegriff of straw (this comes from the verb begreiffen). This is the main reason why I translate collection; »epitome «, »ideal « or »embodiment" seem to me very poor translations.  However, I believe that for cultivated Germans in the 19th century it also suggests a connection with Begriff, which means »concept." Bolzano's Mengen are particular types of Inbegriffe, collections, but in general all collections are specified through a concept. The word Inbegriff was also used by Cantor and Dedekind (sometimes) and I think in most cases they have in mind something like the principle of comprehension «."
(zitiert nach )


"Das Slinky, erfunden um 1945 von dem Mechaniker Richard James aus Philadelphia (Pennsylvania), ist ein Spielzeug aus einer Metall- oder auch Kunststoffschraubenfeder, das zu verschiedensten Spielen und Physikübungen animiert. So kann Slinky zum Beispiel, ähnlich wie ein Lebewesen, eine Treppe runtersteigen. [...] Der Spielzeughund  Slink oder Slinkydog machte gar eine Karriere in Walt Disneys Film Toy Story."
(zitiert nach   )


"Zebulon : ebenso wie im französischen Original heißt das undefinierbare Wesen „Zebulon“, so wie einer der 12 Stämme Israels, kann mit seinem Schnurrbart zaubern und ruft mit rollendem R: „Turnikuti, Turnikuta, der Zebulon ist wieder da!“. Er hüpft auf einer Sprungfeder statt Beinen, kündigt sich immer mit einem „Boing!“ an und schickt die Kinder am Ende jeder Folge ins Bett."
(zitiert nach  "Das Zauberkarussell")

Was an soll denn regelrecht der Inbegriff der Mathematik bzw. Mathematik in nuce sein?

Laut Wikipedia-Artikel ist doch wohl eher zweierlei bemerkenswert:

  1. , dass es "zu verschiedensten [...] Physikübungen animiert",

  2. dass sich "Slinky" "ähnlich wie ein Lebewesen" verhält.

Zu 1.:

im weiteren Verlauf des oben bereits anzitierten Wikipedia-Artikel wird bereits ein physikalisches Experiment genannt, um eine (wenn auch sehr spezielle) Funktionsweise von "Slinky" zu verstehen:

"Beobachtungen mit Hilfe einer Hochgeschwindigkeitskamera zeigen, dass sich gedehnte Slinkys beim Fallen folgendermaßen verhalten: Sobald die Verbindung des Endes zu der Halterung unterbrochen wird, setzt sich die oberste Windung in Bewegung. Wenn sie die nächst untere Windung trifft, fallen sie zusammen in einem "Block", der sich laufend vergrößert. Währenddessen bleibt derjenige Teil des Slinkys, welcher noch nicht vom "Block" erfasst wurde, bewegungslos in der Luft. Diese Tatsache erklärt sich dadurch, dass sich das untere Ende des Blocks mit einer Geschwindigkeit, die größer als die Wellengeschwindigkeit im Slinky ist, bewegt. Sind alle Windungen vom Block erfasst, fällt das Slinky geschlossen zum Boden [...]."
(vgl. , wo nebenbei auch schon interessante und anspruchsvolle mathematische Aspekte deutlich werden)

Ebenso ist "Slinky" ein interessantes Mittel, um in der Physik [Longitudinal- und Transversal]Wellen zu veranschaulichen.

(Vgl. etwa , und )

Aber Letzteres ist eher ein (physikalisches) Abfallprodukt, das nicht die primäre Faszination erklärt, die - so unterstelle ich mal - für jeden von "Slinky" ausgeht:

Zu 2., dass sich also "Slinky" "ähnlich wie ein Lebewesen" verhält:

in der Tat scheint es ein Eigenleben zu haben, wenn es nicht von Hand zu Hand , sondern - allerdings nach einem ersten Anstoß von Menschenhand - "von selbst" (weiter-)läuft:

Dabei kommt der Eindruck der Lebendigkeit vermutlich vor allem durch die - arg allgemein gesagt - "harmonischen", gleitenden Bewegungen zustande - und kein Wunder, dass eben auch Slink oder Slinkydog teilweise aus einem "Slinky" besteht. Ja, es gibt inzwischen sogar - sozusagen in doppelter Spiegelung - die Imitation eines "Slinkys" durch Menschen:

Wichtig ist:  jeder, dem man es in die Hand drückt, versucht doch umgehend verschiedene Bewegungen aus.

Insbesondere interessant ist die Erklärung für

  und .

Ich versuche hier mal solch eine (erste) Erklärung, indem ich zwar auf meinem rudimentären Vorwissen aufbaue, aber mir bewusst keine Zusatzinfomationen anlese: der "Slinky" bewegt sich im Prinzip genauso wie eine geworfene Kugel, also

(wobei hier in der Animation allerdings die Geschwindigkeiten nicht stimmen, denn wenn die Kugel noch ziemlich weit unten ist, steigt sie noch sehr schnell, mit zunehmender Höhe wird sie hingegen langsamer, um nach dem Maximum wieder - jetzt allerdings nach unten - zu beschleunigen).

D.h., auch für den "Slinky" gilt:

  1. bewegt er sich auf einer Wurfparabel,

  2. wird er beim Aufprall auf den Untergrund wie ein Lichtstrahl oder eine Billardkugel "gespiegelt", d.h.

Einfalls- = Ausfalls- bzw. Reflexionswinkel:

,

Die Bewegung des "Slinkys" - oder genauer: einiger weniger, farblich unterschiedener "Etagen" - sieht also etwa folgendermaßen aus:

Dabei ergibt sich allerdings ein interessantes Problem:

(wegen Einfalls- = Ausfallswinkel)

hinterher nach rechts weiterfliegen muss?

Ich erkläre mir das eher so: die grüne "Etage" knallt von links feste auf dem Stapel auf, fliegt

(wieder wegen Einfalls- = Ausfallswinkel)

umgehend nach rechts und reißt dabei auch die violette "Etage" nach rechts:

Aber ich bin mir gar nicht so sicher, ob diese Erklärung stimmt. Denn wenn ich mir genauer ansehe, scheint mir, dass die obersten Etagen gar nicht vollständigen auf dem Stapel in der Mitte landen, sondern von den unteren nach rechts geschleudert werden.

Aber vielleicht sind ja sogar beide Erklärungen richtig: die oberen beeinflussen die  unteren und die unteren die oberen, d.h. es liegt eine Wechselwirkung vor - und der "Slinky" verhält sich wie ein großer Zellverband.

Könnte es gar sein, dass sich der "Slinky" wie ein Grashalm bewegt, der nach links verbogen wurde und dann nach rechts zurückschnellt?:

(Nichts ist nichtig genug: mich reizt ja sowieso noch immer die Physik des Grashalms; vgl. auch )


Aber sogar der statische "Slinky" ist interessant, wenn man etwa

( Prinzip von Cavalieri)

(Parabelform oder Kettenlinie?).


Die mathematischen Fachbegriffe

("Einfalls- = Ausfallswinkel", "Prinzip von Cavalieri", "Parabelform oder Kettenlinie?")

zeigen schon, dass der "Slinky" einige grundsätzlich wichtige mathematische Denkweisen "enthält", und selbst der Laie "spürt" sie, wenn er auch nicht die mathematischen Prinzipien kennt

(aber entdecken könnte?).


Die speziellen Eigenschaften des "Slinkys" beruhen darauf, dass es immer denselben Radius hat und sich deshalb dreidimensional in "Etagen" auftürmt.

Das macht die mathematische Beschreibung des "Slinkys" sehr einfach:

Andere Spiralen sind da mathematisch erheblich komplizierter - nämlich z.B. die sogenannte "logarithmische Spirale":

(bzgl. der diese Spirale erzeugenden/beschreibenden Zuordnungen siehe   )

Wichtig ist hier vor allem, dass all diese Spiralen häufig in der Natur vorkommen (vgl. ebenfalls  ) und ganz offensichtlich eine enorme Faszination auf Menschen ausüben.


Und jetzt der "Beweis", dass tatsächlich der Inbegriff der Mathematik bzw. Mathematik in nuce ist:

Zum Inhalt des Films:

Also allerlei krudes Zeugs sogar inkl. modischem Computervirus, und tatsächlich kommt auch ein bisschen "echte" Mathematik vor (vgl. ).

Schon ein bisschen "mathematischer" ist die Denkweise des Filmhelden:

"Aus Max Cohens Notizen: Hypothese

1. Mathematik ist die Sprache der Natur.
2. Alles um uns herum lässt sich durch Zahlen wiedergeben und verstehen.
3. Stellt man die Zahlen eines beliebigen Systems graphisch dar, entstehen Muster.
4. Folgerung: Überall in der Natur existieren Muster."

(ebenfalls zitiert nach  )

Ansonsten bleibt die Mathematik aber arg dürftig, und der Held Max Cohen ist nur

(wie auch )

ein weiteres Beispiel für das Klischee, dass gerade bei Mathematikern Wahnsinn & Genie allzu gerne Hand in Hand gehen

(wobei Filmen natürlich künstlerische Freiheiten zuzugestehen sind, also auch die Freiheit, Mathematik nur anzuzitieren).

Insbesondere sollen uns hier aber die zwei letzten Hypothesen Cohens interessieren:

3. Stellt man die Zahlen eines beliebigen Systems graphisch dar, entstehen Muster.
4. Folgerung: Überall in der Natur existieren Muster."

Und diese Muster haben eben oftmals Spiralenform, wie auch die zum Film gehörige Internetseite ausbreitet:

"My new Hypothesis: If we're built from Spirals while living in a giant Spiral, then is it possible that everything we put our hands to is infused with the Spiral?"

-- Max Cohen

The Golden Spiral is a mystical shape that is an absolute in both abstract mathematics and chaotic nature. It was first discovered by Phythagoras, a failed Greek messiah and mathematical cult leader in the 5th century B.C.

The spiral is derived via the golden rectangle, a unique rectangle which has the golden ratio. When squared, it leaves a smaller rectangle behind, which has the same golden ratio as the previous rectangle. The squaring can continue indefinitely with the same result. No other rectangle has this trait.

When you connect a curve through the corners of these concentric rectangles, you have formed the golden spiral. The Phythagoreans loved this shape for they found it everywhere in nature: the Nautilus Shell, Ram's horns, milk in coffee, the face of a Sunflower, your fingerprints, our DNA, and the shape of the Milky Way.

Und das griffigste Symbol für all diese Spiralen ist eben .

Der "Slinky" scheint mir zudem den Vorteil zu haben, dass er "metaphorisch" ist: die Erkenntnis kreist und kreist, bewegt sich aber auch immer höher.


Aber der ist ja nur ein Beispiel für anschaulich-handgreifliche mathematische Grundmuster

(vgl. ).


PS:

Der richtige "Slinky" ist natürlich aus Metall und nicht aus popeligem Plastik 

(wenn es auch hochinteressant ist, wie die kontinuierlichen Farbübergänge dieses Plastik-"Slinkys" erzeugt wurden).

Und der beste "Slinky" ist allemal noch immer das Original:

PPS: das Buch zur Spirale:
PPPS:
PPPPS:
Der Inbegriff der Mathematik darf auch so aussehen:


(elastischer Springball aus ineinander verflochtenen Fünfecken)

Vgl. auch

(Spektrum der Wissenschaften, 10/2007; siehe unter auch die interessanten weiterführenden Links sowie in Suchmaschinen unter dem Begriff "burr puzzles").

PPPPPS: eines des Standard-Schulbücher zeigt auf seinem Cover, wie schön Mathematik sein kann:

Aber keine Angst: im gesamten Buch kommen keine Spiralen und Strudel vor

... wie ja auch in dem Buch

keine spiralförmigen Schnecken und Achterbahnen vorkommen.

           (Ein Schelm, wer sowas für Etikettenschwindel hält.)

PPPPPPS: