geile Macho-Technik

(oder was man wohl "Big Science" nennt)

 

geil: Mhd., ahd. geil "kraftvoll; üppig; lustig, fröhlich", niederl. geil "wollüstig", aengl. gal "stolz; übermütig; lustig; lüstern", aisl. (weitergebildet) geiligr "stattlich, schön" sind im germ. Sprachbereich z. B. verwandt mit älter niederl. gijlen "gären" und norw. gil "gärendes Bier". Das altgerm. Adjektiv bedeutet also urspr. "in Gärung befindlich, aufschäumend", dann "erregt, heftig". Außergerm. ist damit verwandt die baltoslaw. Sippe von lit. gailùs "jähzornig; scharf, herb, beißend". - Im heutigen Sprachgebrauch wird "geil' überwiegend im Sinne von "geschlechtlich erregt, brünstig" verwendet, während es als "üppig, wuchernd" (von Pflanzen) weitgehend veraltet ist; in der Jugendsprache ist "geil' im Sinne von "großartig, toll" gebräuchlich. Veraltet ist auch das abgeleitete Verb geilen "ausgelassen sein; üppig wachsen" (mhd. geilen; vgl. got. gailjan "erfreuen"), beachte aber aufgeilen, [sich] "[sich] geschlechtlich erregen". Das Substantiv Geile veraltet für "Geilheit" (mhd. geil[e], ahd. geili) wird heute nur noch weidmännisch für "Hoden des Wildes" gebraucht.

(Duden Herkunftslexikon)

Das ja eben macht so viel Spaß an der Sprache: dass sie

(Jüngere preschen vor, ältere kommen nicht mehr mit),

ist:

(und sie im direkt sexuellen Kontext noch immer meinen),

aber diese Provokation hat sich ansonsten längst verloren, und sie meinen

(im nicht-sexuellen Kontext)

nur noch die harmlose asdfa-Bedeutung.

Daher ist beispielsweise der Satz "der Lehrer XY ist geil", den SchülerInnen mal über einen Lehrer geäußert haben, sehr schillernd:

  1. einerseits kann er eine "dauerhafte" und vor allem positive Aussage sein, die bedeutet: "der Lehrer XY ist [immer] »großartig, toll«,
  2. andererseits kann er eine "punktuelle" und dann äußerst negative Aussage sein. Angenommen mal, der Lehrer schaut gerade einer Schülerin lüstern in den Ausschnitt. Dann ist gemeint: "Der Lehrer XY ist [jetzt gerade] geil."

Aber selbst wenn a. gemeint ist, hören ältere doch zu allererst b. - und müssen sich dann erst erinnern, dass Jugendliche heutzutage das Wort "geil" anders benutzen.


Damit aber zu "geiler Macho-Technik":

  1. zu a          sda : "meiner ist aber länger / größer als deiner"

Was denn beispielsweise an

soll geil im Sinne von "obszön" und "Macho" sein?

Man muss ja nicht gerade orthodoxer Freudianer sein, der (allzu entlarvend?) sowieso allüberall Phallussymbole sieht, und kann dennoch stutzig werden:

(Nebenbei: die Erwähnung von "Feministinnen" [und "Emanzen"] ist in unseren reaktionären Zeiten ja fast schon kontraproduktiv.
Nun gab es da zwar sicherlich auch viel Verbiestertheit,
ansonsten sind es für mich aber überhaupt erst "richtige", erwachsene Frauen.)

Und hier für diejenigen, denen das alles zu intellektuell und zu feministisch ist bzw. zu sehr von einer versauten Phantasie zeugt, die - angeblich mit Freud - allüberall nur Sex sieht, eine der heißesten Sexszenen der Filmgeschichte:

Die Technik, um die es mir im Folgenden geht, ist ja vor allem

(u.a. in finanzieller Hinsicht)

 gigantisch:

(Vgl. auch die DVD / Filme   )

        (Vgl. auch die DVD )

Diese Projekte sind aber derart gigantisch, dass sie mir fast wie Dinosaurier erscheinen, die vor lauter Kraft kaum gehen können und jetzt schon absehbar zum Aussterben verurteilt sind.

(Ich frage mich tatsächlich, ob man nicht sehr bald "kleinere" Verfahren finden wird, um dasselbe zu erforschen: )

Aber der Eindruck ist zwiespältig: beispielsweise ist der


Large Hadron Collider bei Genf

angeblich

(nicht nur wegen der Größe, sondern auch en detail)

das Komplexeste,

was Menschen jemals gebaut haben, also gigantische Highest-Tech

(Nebenbei: ich kann mich ja auch nicht der enormen "Kraft" beispielsweise von

entziehen, aber ich kann da sehr genau zwischen technischer Leistung und militärischem "Nutzen" trennen.)

  1. zu a          sda :

Lassen wir hier mal die gigantischen Kosten für die genannten Projekte weg - und damit auch die Frage, ob solche Kosten beispielsweise angesichts des Hungers in der Welt überhaupt (noch) verantwortbar sind.

Ebenfalls nicht eingegangen sei hier auf die Frage, ob die genannten Projekte vielleicht sogar gefährlich sind

(dass beispielsweise [was ich allerdings nicht glaube] der LHC eventuell ein schwarzes Loch erzeugt, in dem dann unsere ganze Welt verschwindet).

Schon eher interessiert mich hier die oftmals vorgebrachte Begründung für solche Projekte, dass sie nämlich den "urmenschlichen" Fragen nachgingen,

  • "was die Welt
     Im Innersten zusammenhält [= Elementarteilchen und -kräfte?]",
  • "Woher kommen wir [= Big Bang?], wohin gehen wir [= Big Crunch?]?":

Vermutlich werden die allermeisten Menschen diese Fragen aber nicht im naturwissenschaftlichen Sinne meinen

(und die naturwissenschaftlichen Antworten sind oftmals

[beispielsweise aufgrund der kurzen Lebensspanne des Menschen]

entweder abstrakt oder fast schon abstoßend ernüchternd),

 und deshalb können die genannten Projekte sich mit diesen angeblich "allgemeinmenschlichen" Fragen auch nicht überzeugend legitimieren.

Die einzige ernsthafte (Nicht-)Begründung für die genannten Projekte scheint mir vielmehr zu sein, dass sie "zweckfrei" sind

(vgl. Bild ; wenn sie nicht auch militärisch interessant sind).

  Nach all diesen ellenlangen Vorbemerkungen und Relativierungen finde ich die genannten Projekte aber einfach nur geil und bin ich heilfroh und geradezu stolz (!), in solch einer (eben auch) "großartigen, tollen" Zeit zu leben!

Es ist wohl eine Sache der "Einstellung" und geht über Technik weit hinaus:

Inzell in Bayern ist zwar nicht die Alpen, aber immerhin doch ein Tor zu den Alpen: wie so viele Orte im Chiemgau und Allgäu liegt es noch in der Ebene - und erst direkt dahinter ragen urplötzlich Berge auf:

Aber was heißt schon "Berge"?: zuerst folgen Erhebungen, die ans Mittelgebirge erinnern:

Und erst dazwischen bzw. im Hintergrund sieht man die "richtigen" Berge:

Oder genauer: man sieht sie oftmals weniger, als dass man sie erahnt.

Für mich waren diese "richtigen" Berge eine permanente Verheißung, während meine holde Ehefrau rundum zufrieden mit Wanderungen im "Mittelgebirge" war.

Für mich müssen also Berge, die diesen Namen verdienen, mindestens so aussehen:

"Hoch auf den Bergen, da muss die Freiheit wohl grenzenlos sein."


 

Und genauso ist ein murmelnder Gebirgsbach natürlich wunderschön - und geht doch erst bei einer "Klamm" so richtig die Post ab: