das größte Killerargument ist das Wort "Killerargument"

Mir geht es hier allein um pädagogische Diskussionen, und Beispiel ist mir hier die Diskussion um die Einführung "Neuer [?] Medien" in Schulen

(vgl. auch Bild ).


Mit schöner Regelmäßigkeit erscheinen Studien

(vgl. etwa ),

die zeigen, dass es um die Einführung "Neuer Medien" an Schulen in Deutschland im internationalen Vergleich schlecht bestellt ist, worauf dann ebenfalls mit schöner Regelmäßigkeit die Schul-Computer-Fraktion in ein Kesseltreiben gegen die computerfaule Lehrerschaft und in Aktionismus ausbricht.

Nun läßt sich zwar zu jedem gewünschten Ergebnis eine Untersuchung finden, aber ich will die Ergebnisse dieser speziellen Untersuchungen hier nichtmal in Frage stellen:

ich habe ja gar nichts gegen Neue Medien in Schulen, aber mir wird doch viel zu selten gefragt,

(technischer Machbarkeit)

(Vgl. nur beispielsweise

Und was eigentlich sollen die Schüler für ihre zukünftige Stellung in der "Informationsgesellschaft" wissen und können, wenn man

Diese Fragen

(auf die zu antworten hier nicht mein Thema ist)

werden aber oftmals gar nicht gestellt, sondern gerne als Technikfeindlichkeit und Maschinenstürmerei denunziert.

Vielmehr herrscht oft eine

Technikgläubigkeit:

(Der Fairness halber seien allerdings auch folgende Passagen des Artikels zitiert:

[wobei es mich aber doch wundert, dass der ökonomische Aspekt erst so spät und "nebenbei" erwähnt wird; und bildschön ist da auch die ökonomische Sünde].)

Allzu oft gibt es nur zwei Extrempositionen:

Oder genauer: die jeweils eine Seite unterstellt der jeweils anderen solche Einseitigkeit. Die Folge davon ist meist, dass beide Seiten immer störrischer werden.


Zwischendurch:

(wenn aber alle mal wieder ungemein "dufte drauf" sind , wird's dringend Zeit für einige hübsch negative Klarstellungen und muss man sich für diese auch keineswegs entschuldigen);

(blinder Aktionismus bzw. Zwang zum Pragmatismus [s.u.]).



Ideologie besteht also

  • einerseits darin

(und das scheint ja noch verzeihlich),

dass jemand sich selbst etwas vormacht,

  • andererseits darin, dass jemand andere über seine

(ihm selbst durchaus bewussten)

wahren Beweggründe belügt und ihnen was vorgaukelt

(am überzeugendsten ist Ideologie aber vielleicht, wenn sogar ihre Urheber sie

[zur Beruhigung ihres eigenen Gewissens]

glauben, sie sich also nichtmal verstellen müssen).

Ein schönes Beispiel einer Totschlagargumentation war es, als in einer Radiodiskussion zum Thema "Neue Medien in Schulen" ein (niederländischer) "Experte" sagte:

"Wir gehen pragmatisch und nicht ideologisch vor."

"Ideologisch" ist in so einem Fall immer, was die andere Seite sagt

(und "pragmatisch" hört sich für mich nach "nicht kleckern, sondern klotzen" an).

Deshalb verkneife ich mir in den allermeisten Fällen inzwischen die Wörter "Ideologie" und "ideologisch", weil ich ja immerhin ahne, dass auch für mich gilt:


Wenn jemand in der derzeitigen Diskussion zu "Neuen Medien in Schulen" auch mal die bereits sichtbaren oder potentiellen Nachteile der Computertechnik erwähnt, kommen mit schöner Regelmäßigkeit die Begriffe

(und "Gut-/Wutbürger")

Nun mögen ja so einige "Gutbürger" tatsächlich arg naiv nicht den Unterschied zwischen "gut" und "gut gemeint" begriffen haben, aber dennoch ist das Wort "Gutmensch" mit einigem Recht zu einem der Unwörter des Jahres 2016 erklärt worden

(was man aber wiederum differenzieren kann: vgl. ).

Auf die Geschichte des Wortes "Bedenkenträger" seit dem unsäglichen Ex-Bundespräsidenten Roman Herzog sei hier nicht nochmals eingegangen

(vgl. ).

Nur soviel: mit dem "Bedenkenträger" wird doch allzu gerne das Denken selbst denunziert

(genauer: das Nach[?]denken, bevor das Kind eventuell in den Brunnen fällt):


(Noch blöder geht's ja nun wirklich nicht mehr.)


Ein vermeintliches Killerargument ist eines, das im Verdacht steht, Sand in das Getriebe des Aktionismus zu schütten

(... wobei das Sand-Bild zu differenzieren ist:

allerdings gehen mir ja in der Pädagogik wie auch im Straßenverkehr ebenso die Schneckentempo-Fahrer auf die Nerven; vgl.  ;

ich frage mich aber, ob nicht gerade die pädagogischen Raser

[mit ihren - u.a. auf Computer bezogenen - Schnellschuss-Erlassen]

die meisten Staus produzieren).

Das einzig richtige Killerargument ist aber das Wort "Killerargument", mit dem jede abweichende Meinung rabiat abgewürgt wird: "jede weitere Diskussion erübrigt sich [angeblich]".

Wenn jemand einen meiner Einwände als "Killerargument" bezeichnet, beende ich inzwischen auch die Diskussion - und verlasse umgehend den Raum.


PS:

wenn man die gnadenlosen Befürworter von "Computer in die Schulen" mal genüsslich auflaufen lassen will

,

ist ein nonchalantes

"früher sind wir doch prächtig ohne Computer zurechtgekommen, und keiner hat sie vermisst"

ein probates Killerargument

(das mir auch mal prompt als "Killerargument" angekreidet wurde)