manchmal hat ja sogar das PISA-Konsortium recht
oder warum in Deutschland zu wenig Leute studieren

(... und mit "PISA-Konsortium" meine ich die Zentrale in Paris, nicht den Exekutions-Ableger in Deutschland)

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(, 19.9.07)

Ebenso schade wie bezeichnend ist dabei, dass da wieder nur (!) ökonomisch gedacht wird:

"[...] sei gute Bildung das »wertvollste Kapital«, um im globalisierten Wettbewerb mitzuhalten [...]".

Das ist eine "Bildung" aus reiner Panik

(vgl. Bild ),

aber von der Wirtschaftsorganisation OECD

(die - welch ein Skandal! - neuerdings Bildung verwaltet)

ist ja wohl auch nichts anderes zu erwarten.

Auch noch vorweg: mir stinken ja sowieso alle nationalen Eigeninteressen: man möchte nur gut sein, weil die anderen besser sind.

Und nebenbei:

"Dem Heer der  Wissenschaftsmigranten verdankt Amerika auch seine wirtschaftliche Stärke. Sie bevölkern die Seminarräume von Harvard, Yale und Berkeley ebenso wie die Think-Tanks wissensbasierter Giganten wie Microsoft, Google, Genentech, Boeing oder IBM. Ohne den Zustrom ausländischer Gehirne ginge bei diesen Firmen das Licht aus, denn viel zu wenige Amerikaner lassen sich heute auf ein ingenieur- oder naturwissenschaftliches Studium ein."
(zitier nach Spiegel, 15.10.07)


An dem Artikel freut mich natürlich insbesondere, dass LehrerInnen rar werden, und ich warte schon darauf, dass ich von einer anderen Schule abgeworben werde, meine bisherige Schule dafür eine Ablösesumme von 25 Millionen € erhält und ich eine halbe Stelle bei doppeltem Gehalt sowie einen Dienstwagen mit Chauffeur bekomme.

Aber Spaß beiseite!:

Woran mag´s denn liegen, dass Deutschland so abgeschlagen am Ende der Liste dasteht

("Wie sind wir »aufgestellt«?" "Vergisses!"),

und zwar - das ist mir bei der weitverbreiteten Türkenfeindlichkeit doch eine klammheimliche Freude - direkt vor der Türkei?

Einige Gründe werden ja bereits in dem Artikel genannt:

  1. die frühzeitige Trennung der Kinder im gegliederten Schulsystem statt endlich eine "Gemeinschaftssschule" (vgl. Bild ).

  2. eine - insbesondere im internationalen Vergleich - völlige Unterfinanzierung der Schulen, wogegen auch nicht das bisschen Geld der "nationalen Qualitäts(:-)offensive" hilft; insbesondere also zu große Klassen.

  3. , dass viele (SchülerInnen und Eltern) "offenbar in der Wissensgesellschaft noch nicht angekommen" sind.

Ich wüsste aber noch einige andere Gründe:

  1. , dass Schule in Deutschland bürokratisch totreguliert wird.

  2. , dass es regelrecht zum guten Ton gehört, schlecht in Mathematik zu sein.

  3. die bundesdeutsche Verachtung von Bildung (und LehrerInneN)! Was fehlt, ist die Einstellung Bild - und gewendete hämische Verachtung für den Stumpfsinn à la Privatsender.

  1. eine Verachtung guter Leistungen bzw.

(und das sind ja die Voraussetzungen guter Leistung)

von Engagement, Interesse, Begeisterung ... (vgl. Bild ).

(Damit man mich nicht missverstehe: damit meine ich nicht das allgemeine Geschwafel von neudeutsch "Exzellenz" und "Eliten"

[die genau das ja meistens gerade nicht sind]

- und schon gar nicht das FDP-Credo "Leistung soll sich wieder [finanziell] lohnen", das ja nur entweder Neid oder Besitzstandssicherung kaschiert.)

Heutzutage traut sich ja kaum einer (einE SchülerIn) mehr, offen interessiert zu sein.

(Ganz leise angefragt: war das "in der ach so guten alten Zeit" besser? Waren nicht vielmehr die Bildungsinteressierten schon immer eine verschwindende Minderheit?)

  1. wird immer wieder mit Krokodilstränen insbesondere der Mangel an naturwissenschaftlich-technischen StudentInnEn beweint

(da zerfließe ich vor lauter Mitleid insbesondere mit dem Arbeitgeberverband).

Wundert das aber jemanden, wenn Mathematik und Naturwissenschaften meistens so bedrohlich, langweilig und weltfremd vermittelt werden? Vgl. Bild .

Könnte es gar sein, dass u.a. gerade die Schlauesten sowas verweigern?: dass sie umfassende "Kultur" statt stumpfer Fachidiotie wollen?

Und es scheint einiges darauf hinzuweisen, dass es an Universitäten oftmals ähnlich dämlich weitergeht: