Schulen an den Schrott


(das ist keine billige/aussichtslose Maschinenstürmerei,
wenn es sich gegen
[für jeden, der halbwegs bei Verstand ist]
absehbar unsinnigen Maschineneinsatz richtet)

vgl.

Max Goldt: Kühn ist vermutlich, wer die Internet-Ehrfurcht dämpft; Schulen nicht unbedingt ans Netz

"Man muss die Kinder triezen und anstacheln, damit sie selbständig denken, und zwar dermaßen selbständig, daß sie in der Aktion »Schulen ans Netz« die bloße Wirtschaftsförderung erkennen."

"Ich denke wirklich, es wurde mit der Versorgung der Schulen mit Computern eine Katastrophe eingeleitet."
( Joseph Weizenbaum)
 

 

Da sitzen massenhaft SchülerInnen zu Hause andauernd vorm Computer

(meiner Privatstatistik nach inzwischen mehr als vorm Fernsehgerät - und teilweise bis zu 9 [n-e-u-n!] Stunden täglich)

- und da sollen sie jetzt auch noch in den Schulen vor Computer gesetzt werden!?

(Ich ahne schon die maue Antwort: in den Schulen erfolge die "Medienpädagogik", die den  privaten Gebrauch verbessere :-)

vgl. auch Bild

Irgend so´ne Kultusministerin hat mal die "Erfolgsmeldung" herausposaunt, nun seien tatsächlich alle Schulen im Lande ans Internet angeschlossen.

Phantastisch!, aber

"Ans Internet angeschlossen" heißt erst mal, dass da mindestens ein Computer steht, der auch internetfähig ist (wenn er zufällig mal funktioniert).

Oder da steht sogar - wie in einer mir bekannten Schule - ein ganzer "Wagenpark" von Hochglanzcomputern (tiefergelegt und mit Rallyestreifen) - und nun?

(Überhaupt müsste der nette Computerfreak [bzw. Idiot der Nation], den jeder Computerlaie bei den allfälligen Reparaturen dann glücklicherweise doch noch kennt, direkt von Microsoft bezahlt werden. Sowieso ist ein Laie bei den kleinsten Computerproblemen komplett aufgeschmissen: von "Benutzerfreundlichkeit" [welch ein Hohn!] geschweige denn "interaktiven" oder gar "intelligenten" Programmen sind wir noch meilenweit entfernt. Dass wir noch in der [durch "Multimedia" nur kaschierten] Steinzeit des Computers leben, würde ich den Hard- und Softwareherstellern ja nicht mal zum Vorwurf machen, wenn sie nicht

Und all die Computerzeitschriften leben sowieso nur davon, dass Windows mal gerade wieder nicht funktioniert, man also 27000 Zusatz- und Diagnoseprogramme braucht.)

Preisfrage:

Kennen Sie eine Schule, in der immerhin die Videorekorder, wenn schon nicht die Computer verlässlich funktionieren?

Die Computerräume sind

(ohne gesicherte [auch personelle] Infrastruktur und pädagogische Überlegungen)

die Sprachlabore von morgen: eine Modetorheit, über die man nachträglich nur noch schmunzelt ("wie blöd waren wir damals eigentlich?").

PS:

Verkehrte Welt: ein Computerraum hat nicht die mindeste Existenzberechtigung, wenn es nicht auch eine gute Bibliothek (inkl. Personal!) gibt!

PPS:

Es ist für mich immer immer wieder eine helle Freude, wenn ausgerechnet in jenen Institutionen, die den Schulen den Einsatz von Computern vormachen sollen - reihenweise die Computer abstürzen.
Und ein besonderes Glücksmoment ist es natürlich, wenn wieder mal ein Powerpointvortrag den Bach runtergeht, sei´s, weil kein Computer funktioniert und deshalb der Redner völlig hilflos ist, sei´s, weil der "Redner" sklavisch an seinen nicht mehr passenden Vorbereitungen hängt: 



"Sie haben noch keinen PowerPoint-Vortrag gehört? Stellen Sie sich zunächst einen langweiligen Diavortrag vor. Nun denken Sie sich einen Haufen simpler, nichts sagender akustischer und optischer Feuerwerke dazu. Das ist PowerPoint: ein langweiliger Diavortrag, ergänzt mit belanglosen Knalleffekten.
Vor zehn Jahren galten solche Graphikshows noch als avantgardistisch. Heute ist das ein alter Hut. PowerPoint ist der Feind jeden guten Vortrags."
(Clifford Stoll in: LogOut)