viele gängige "Methoden" sind gar keine Methoden

... und auch deshalb spreche ich hier lieber von "Methödchen"

Methode "Untersuchungs-, Forschungsverfahren; planmäßiges Vorgehen": Das in dieser Form seit dem 17. Jh. bezeugte Fremdwort beruht - unter Einfluß von frz. méthode - auf einer gelehrten Entlehnung aus spätlat. methodus, das seinerseits aus griech. méthodos "Weg oder Gang einer Untersuchung, nach festen Regeln oder Grundsätzen geordnetes Verfahren" übernommen ist. Das griech. Wort bedeutet wörtlich etwa "das Nachgehen; der Weg zu etwas hin". Es ist eine Bildung aus griech. metá "hinterher, hinternach, nach usw." und griech. hodós "Weg; Gang" (vgl. Periode). - Abl.: methodisch "planmäßig vorgehend, durchdacht, schrittweise" (18. Jh.; nach gleichbed. spätlat. methodicus < griech. methodikós).
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Dudenverlag

Das "Bedeutsame" an dieser Begriffsdefinition scheint mir

  1. "planmäßig",

  2. "Weg; Gang",

und ich neige ja dazu, sämtliche Metaphern erst mal wörtlich zu nehmen.


Damit hier keine Missverständnisse aufkommen:


  1. Eine der derzeit (bei "progressiven" LehrerInneN) beliebtesten "Methoden" ist das "Stationenlernen" bzw. "Lernen an Stationen".

Früher hieß es im Mathematikunterricht oftmals autoritär: "Schlagt das Buch auf S. 17 auf und löst sämtliche Aufgaben, also Aufgabe 1 bis Aufgabe 34!"

Die schlechteste (und dennoch häufig angewandte) Form des Stationenlernens besteht darin, dass man neuerdings S. 17 zerschneidet und die einzelnen Aufgaben dann an verschiedenen Stationen im Raum verteilt.

Ich würde da von einer Pseudo-Methode sprechen, weil vordergründig ja tatsächlich Wege zurück gelegt werden: die SchülerInnen sitzen nicht mehr fest an ihren angestammten Plätzen, sondern bewegen sich von Station zu Station durch den Raum,

  1. sei´s nach einer vorgeschriebenen Reihenfolge
    (was auch kaum besser als das Lernen "am Buch entlang" ist),

  2. sei´s völlig willkürlich
    (dorthin, wo eben gerade eine Station frei ist; hier könnte man sogar sagen, die Vorgehensweise sei sogar noch schlechter als ein wohlstrukturiertes Mathebuch).

Von einem irgendwie "planmäßigen" Vorgehen kann da aber nicht die Rede sein, bzw. im Fall a. hat höchstens die Lehrkraft einen Plan.

"Planmäßig" ist aber doch wohl so zu verstehen, dass die SchülerInnen sich vorher bzw. immer wieder variiert einen Plan machen

("woher komme ich, wo bin ich, wohin will ich, habe ich [effizient] mein Ziel erreicht?").

Schlechtes "Stationenlernen" schickt die Schülerinnen also nur "in die Wüste", statt ihnen Hilfsmittel für Entscheidungen an die Hand zu geben bzw. mit ihnen zu erarbeiten, wie man sich überhaupt einen Plan macht.

An anderer Stelle hatte ich (wohlüberlegtes!) Stationenlernen als "Konglomerat aus Einzelmethoden" bezeichnet. Besser wäre es wohl, von einem "Konglomerat aus Einzelentscheidungen" zu sprechen, für die jeweils Einzelmethoden zu suchen wären.

Ohne solch Betrachtung der Einzelschwierigkeiten und Einzelmethoden ist "Stationenlernen" keine Methode, sondern "nur" eine Organisationsform.

(Gleiches gilt nebenbei auch für die andere derzeitige Mode-"Methode", nämlich das "Gruppenpuzzle".)

Vgl. auch

  1. Auch für Mindmaps (vgl. "Gehirnkarten") ist wohl die Bezeichnung "Pseudo-Methode" sinnvoll, denn auch da werden nur vordergründig Wege gegangen

(die Verbindungspfeile zwischen Begriffen etwa in  

  ),

solange nicht mit den SchülerInnen zusammen erarbeitet wird, wie man auf diese Wege kommt (wie man sie plant).

Vollends unmethodisch ist aber