den Schülern immer voraus

 

Der griechische Philosoph Zenon ( ≈ 490 bis  430 v. Chr.) hat (sinngemäß) folgende Geschichte erzählt:

Der griechische Held Achilles tritt im Wettlauf gegen eine Schildkröte an. Der Einfachheit halber nehmen wir an, dass Achilles zehn mal so schnell wie die Schildkröte ist. Deshalb räumt Achilles ihr anfangs auch großzügig 100 m Vorsprung ein.

Wenn Achilles die 100 m Vorsprung der Schildkröte hinter sich gebracht hat und am Startpunkt der Schildkröte angelangt ist, ist diese natürlich auch schon immerhin 10 m gelaufen. Achill läuft dann auch noch diese 10 m, aber die Schildkröte ist ebenfalls 1 m weitergekommen usw. usw.

Daraus folgt: immer wenn Achilles am letzten Aufenthaltspunkt der Schildkröte angelangt ist, ist diese noch ein (wenn auch immer kleineres) Stück vor Archilles.

Woraus wiederum folgt, dass Achilles der Schildkröte zwar immer näher kommt, sie aber nie ein- oder gar überholt!?

Auf der anderen Seite weiß natürlich jeder, dass Achilles die viel langsamere Schildkröte garantiert irgendwann ein- und überholt.

(Zur mathematischen Lösung dieses Widerspruchs siehe  Bild.)

Bezogen auf das Thema "den Schülern immer um 10 cm voraus": im Idealfall ist der Lehrer die Schildkröte und der Schüler Achilles, der die Schildkröte garantiert irgendwann überholt.

Und oftmals ist das ja tatsächlich zum Zeitpunkt des Abiturs der Schüler der Fall: wegen der Vielzahl der von ihnen gelernten Fächer sind sie in Sachen "Allgemeinbildung" vielen Fachidioten unter den Lehrern haushoch überlegen

(werden in der dann folgenden Berufsausbildung aber wieder sehr spezialisiert, verblöden sie also auch schnell wieder).

Ganz selten gibt es aber Schüler, die ihre Lehrer schon während ihrer (der Schüler) Schulzeit überholen:

"Ein Schulmeister hat lieber zehn notorische Esel als ein Genie in seiner Klasse [...]"
(Hermann Hesse)


  "Beim Wandern waren sie gleichberechtigte Kameraden, weil dann einer für den anderen einstehen musste, sollte sich einer den Fuß verknacksen oder ein Bein brechen oder von einem herabfallenden Ast oder einem umstürzenden Baum getroffen werden."
(aus )

Bei Bergwanderungen oder Radtouren mit Freunden übernahm einer dieser Freunde

(für den jede Wanderung oder Radtour Leistungssport war)

grundsätzlich die vorderste Position, avisierte das Ziel und ging bzw. fuhr dann unbeirrt auf dieses zu, also ohne sich ein einziges Mal nach den anderen, gemütlicheren oder nicht ganz so fitten Freunden umzuschauen, was schon bald dazu führte, dass die Gruppe zerfiel und er

(manchmal mit einer Ausreißergruppe)

bis zum Ziel nicht mehr gesehen ward.

Was ihm fehlte, war ein „eingebauter Rückspiegel“

(ein regelmäßiges Sich-nach-hinten-Umschauen und ggf. auch eine Reduzierung der Geschwindigkeit),

also die Sorge, ob die anderen überhaupt noch mitkamen.


Das

(nicht ganz ernst gemeinte)

Buch macht deutlich, dass es auch in anderen Berufen oft einen enormen fachlichen Abstand zwischen Fachleuten und Laien gibt und erstere sich letzteren kaum verständlich machen können

(umgekehrt aber auch die Laien nicht den Fachleuten, und zwar u.a., weil letztere das Zuhören verlernt oder dafür gar keine Zeit haben;

vgl.  ).

Es gibt mindestens vier Gründe für diese Kommunikationsprobleme:

  1. beruhen sie wohl teilweise auf dem alten Rollenklischee vom „Gott in weiß“, der dem armen kleinen Patienten verklickert, wo‘s langgeht:

(Viele Patienten wollen das auch so: z.B. ist ein Arzt ohne weißen Kittel oder Doktortitel für sie nicht vertrauenswürdig und im Grunde überhaupt kein richtiger Arzt.

Nebenbei: Lehrer waren in der guten alten Zeit noch "Götter in grau" : meine Eltern hätten es niemals gewagt, einem Ober[!]studien[!]rat[!] zu widersprechen.)

  1. ist die Situation beim Arzt prinzipiell und unabänderbar asymmetrisch:

(Die uneinholbare Asymmetrie besteht im Lehrerberuf aber u.a. darin, dass der Lehrer Schülern Noten gibt, umgekehrt aber nicht.)

  1. sind Ärzte (Lehrer)

(allerdings erstmal nur rein fachwissenschaftlich gesehen)

ihren Patienten (Schülern) nach langjährigem Fachstudium und ggf. mit langjähriger Berufserfahrung in der Tat mindestens 10 km voraus, so dass sie höchstens noch als Punkte am Horizont erkennbar sind.

  1. ist allemal die Fachsprache ein großes Kommunikationshindernis, und das insbesondere, wenn es für einen „Sachverhalt“ gar keinen deutschen Ausdruck gibt:


„Klammerverschiebungsgesetz“
oder
„Zusammenfassungsgesetze“

sind aber Wortneuschöpfungen von mir.

(Treffender gesagt: Mathematiker

[und alle anderen Menschen auch]

sind derart blöd, dass sie nichtmal drei simple Zahlen in einem Abwasch addieren können. Sondern sie müssen

Dabei ist es aber

[zum Glück für die ach so dummen Mathematiker und sonstigen Mitmenschen]

schnurzpiepegal, mit welchen zwei der drei Zahlen man anfängt.)

Viele Fachleute sind aber

(und einige waren es schon immer)

betriebsblind und können gar nicht mehr für einen Laien verständlich sprechen. Das ist auch nicht schlimm, solange die Fachleute unter sich bleiben. Aber ein Arzt

(und sowieso ein Lehrer)

sollte im Kontakt mit Patienten (Schülern) auch Populärwissenschaftler sein, d.h. er wird u.a. dafür bezahlt, dass er sich möglichst verständlich ausdrückt.

(... was oftmals vermutlich nur mit Hilfe von Analogien möglich ist.

Ebenso wichtig wie eine möglichst verständliche Ausdrucksweise

[für viele Schüler ist ein guter Lehrer einer, der gut erklären kann]

ist aber im Arzt- wie im Lehrerberuf das Zuhören statt des Absonderns endloser Vorträge: .

Aber, liebe Fachleiter, das sagt sich so leicht.

Nebenbei:


Wenn Laien überhaupt Sternbilder kennen, dann nur solche, die auch in nachts beleuchteten Städten besonders gut erkennbar sind und eine einfache Anordnung haben, also z.B.

(mit dem man leicht den Polarstern finden kann),

(Schulter, Füße, Gürtel und Schwert):

Rechts unten an den Orion schließt sich das weniger gut sichtbare und nicht so einfach strukturierte Sternbild "Eridanus" an:

(Nebenbei: Eridanus ist ein Fluss aus der griechischen Mythologie:

)

Am Sternbild "Eridanus" interessiert hier nur ein einziger, aus Erdperspektive ohne Teleskop kaum sichtbarer Stern, nämlich

,

und das auch nur, weil Epsilon Eridani fast genau 10 Lichtjahre von der Erde entfernt ist.

(Ein Lichtjahr ist

10 Lichtjahre bedeutet

  1. , dass das Licht von Epsilon Eridani 10 Jahre gebraucht hat, um die Erde zu erreichen, und dass wir also in diesem Augenblick sehen, was auf Epsilon Eridani vor 10 Jahren passiert ist;

  2. eine Entfernung von unvorstellbaren 94.610.000.000.000 bzw. ca. 94 Billionen Kilometerchen.

[Und dabei ist Epsilon Eridani noch einer der uns nächsten Sterne des Weltalls.])

Lehrer sind den Schülern oft nicht nur 10 km, sondern gigantische 10 Lichtjahre, also 94 Billionen Kilometer voraus - oder zumindest erscheint es Schülern so. Die Lehrer kommen ihnen

(fachlich gesehen)

wie "Wesen von einem anderen Stern" vor:

Im Folgenden sei zu jeder dieser drei Kategorien eine übertreibende Karikatur entworfen:

Zu :

ich stelle mir da einen gutmütigen und deshalb bei den Schülern durchaus beliebten älteren Herrn vor, und zwar so eine Art zerstreuten Professor. Er hat in der Tat einen „Doktor“ im Namen

(mit der Universitäts-Karriere hat's leider nicht geklappt),

möchte in seiner Bescheidenheit aber nicht mit diesem Titel angesprochen werden. Er ist Deutschlehrer und Adalbert-Stifter-Liebhaber, weshalb er in Zeiten, als es noch kein Zentralabitur gab, die Schüler in der Oberstufe gerne mit zu Tode gelangweilt hat.

(Aber nichts gegen Stifter , den ich sehr schätze! )

Den Schülern bleibt es auf ewig ein Rätsel, was dieser Lehrer so alles in Literatur "rein interpretiert"

(also etwas, was in der Literatur selbst scheinbar gar nicht vorhanden ist),

und deshalb geben sie in den Klassearbeiten Schrotschussladungen ab in der Hoffnung, dass sie vielleicht das eine oder andere treffem, was dem Lehrer richtig erscheint.

Weil er so gutmütig ist, respektieren die Schüler vielleicht sogar seine Vorliebe für „esoterische“ Literatur

("immerhin kann der sich für irgendwas begeistern"),

auch wenn sein Unterricht 10 Lichtjahre an ihnen vorbei geht.

Er erinnert an die umfassend belesenen Bildungsbürger des 19. Jahrhunderts, und eigentlich müsste man ihn deshalb unter Denkmalschutz stellen.

Zu :

ich stelle mir da einen fachlich exzellenten Mathematiklehrer vor, der die Mathematik als objektivstes Instrument der (in seinen Augen notwendigen) sozialen Auslese ansieht, also als Waffe gegen die Schüler einsetzt.

 

Er schart sektenähnlich "gute" Schüler um sich

(seine Jünger sind dann in der Tat bestens auf ein MINT-Studium vorbereitet sind; aber seiner Meinung nach gibt es in der ach so dummen „Jugend von heute“ kaum mehr exzellente Schüler).

 Für die restlichen Schüler (ca. 97 %) hält er sich hingegen für nicht zuständig. Statt also "97 % left behind".

Pädagogik ist für ihn sowieso Pillepalle, bzw. die Mathematik ist seine Pädagogik.

Die durchschnittlich „begabten“ Schüler haben entsetzliche Angst vor ihm bzw. den von ihm gestellten Klassenarbeiten, und die „schlechten“ Schüler sind sowieso komplett resigniert.

Lehrer dieses Typs verstehen sich oft als Bollwerk gegen .

Ja, ja, alles ist relativ.

Aus Sicht dieser Lehrer

(in den einzig wichtigen, nämlich den von ihnen unterrichteten Fächern)

den Schülern um 10. Lichtjahre voraus,

Bei solchen Lehrern frage ich mich immer, ob sie

Es gibt solche Lehrer durchaus noch, aber „man darf das [ihre Einstellung] leider nicht mehr laut sagen“, weil in der "Kuschelpädagogik" heutzutage ja jeder noch so dumme Schüler mitgeschleppt wird. 

Zu :

ich stelle mir da einen "farblosen" Lehrer vor, bei dem die Schüler weder menschlich noch fachlich wissen, wo sie mit ihm dran sind. Ihm ist nie ein Interesse an den Schülern oder fachliche Begeisterung anzumerken, und auch sein Privatleben ist unvorstellbar

(hat er irgendein Hobby, ist er verheiratet, schlägt seine Frau ihn?).

Er scheint in einem unzugänglichen Paralleluniversum zu leben.

Zudem ist bei einigen Vertretern dieser Kategorie der Unterricht völlig konfus, und sie können auch nicht verständlich erklären (s.o.). Ihnen

(die nur noch auf die Pensionierung warten)

ist es auch herzhaft egal, ob die Schüler etwas verstehen.

In die Kategorie gehören auf ganz andere Weise vielleicht auch die kreuzbraven Lehrer, die

(also völlig unsicher sind und sich deshalb nach allen Seiten absichern wollen),


(und das vermutlich nichtmal mehr merken),

ist jener Deutschlehrer, der allen Ernstes in einer 9. (!) Klasse mit den Schülern

(oder wohl eher ohne oder gegen sie)

  durchgenommen hat.

Hier nur ein kurzer Auszug aus dem "Wilhelm Tell", um zu zeigen, dass "sowas" schon allein sprachlich heillose 10 Lichtjahre von den Schülern entfernt ist:

"Der König ritt herab vom Stein zu Baden,
Gen Rheinfeld, wo die Hofstatt war, zu ziehn,
Mit ihm die Fürsten, Hans und Leopold,
Und ein Gefolge hochgeborner Herren.
Und als sie kamen an die Reuss, wo man
Auf einer Fähre sich lässt übersetzen,
Da drängten sich die Mörder in das Schiff,
Dass sie den Kaiser vom Gefolge trennten.
Drauf als der Fürst durch ein geackert Feld
Hinreitet – eine alte große Stadt
Soll drunter liegen aus der Heiden Zeit –
Die alte Feste Habsburg im Gesicht,
Wo seines Stammes Hoheit ausgegangen –
Stößt Herzog Hans den Dolch ihm in die Kehle,
Rudolf von Palm durchtrennt ihn mit dem Speer,
Und Eschenbach zerspaltet ihm das Haupt,
Dass er heruntersinkt in seinem Blut,
Gemordet von den Seinen, auf dem Seinen.
Am andern Ufer sahen sie die Tat,
Doch durch den Strom geschieden, konnten sie
Nur ein ohnmächtig Wehgeschrei erheben;
Am Wege aber saß ein armes Weib,
In ihrem Schoß verblutete der Kaiser."

Das ist ja hinter der alten und umständlichen Sprache eine durchaus hübsch brutale Textstelle, aber man

Nur ist das ein Problem, wenn man 100 Seiten "aufschließen" muss: da sehen Neuntklässler dann vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr - und sind sie heillos überfordert. und versuchen sie, sich mit youtube zu retten:

in der fünften Klasse ist es ein durchaus wichtiges Lernziel, dass die Schüler unser Zehnersystem verstehen

(also z.B. 1023 = 11000 + 0100 + 210 + 3 ).

Da kann es nicht schaden

(ist es aber auch nicht essentiell wichtig),

dass die Schüler auch mal ansatzweise andere Zahlensysteme kennenlernen, wobei das naheliegendste wohl das Zwölfersystem ist:

(bzw. Dutzend; zwölf Dutzend = ein "Gros").

Man kann das dann gut mit mehreren Uhren durchnehmen:

(Nebenbei:

Wichtig daran ist zweierlei.

  • dass man zwei zusätzliche Ziffern braucht, nämlich z.B. und ,
  • dass das Zwölfersystem gegenüber dem üblichen Zehnersystem durchaus einen Vorteil hat:
  • ein Drittel von 12 ist hübsch glatt 4 ,
  • ein Drittel von 10 ist 3,3333333333333333333333333333333333333333333333333333333333...
  • Aber das muss auch reichen - und ein tieferer Einstieg

    (beispielsweise das "umgekehrte" Umrechnen von Zahlen des Zehner- ins Zwölfersystem)

    würde weit über die kognitiven Fähigkeiten von Fünftklässlern hinaus gehen und wäre ihnen damit 10 Lichtjahre voraus

    (mal abgesehen davon, dass sie all das sowieso nach der nächsten Klassenarbeit umgehend vergessen würden).


    Aber es geht mir hier

    (die, solange sie gutmütig sind, dringend in Schulen gebraucht werden!),


    Ein Unterschied zwischen Lehrern und Ärzten ist wohl folgender:

    (als Auswahlkriterium aber allemal zweifelhaften)

    Numerus Clausus in fast sämtlichen Schulfächern „sehr gut“ sein, aber das ist irrelevant im Hinblick auf ihren späteren Umgang mit Patienten, denen sie ja nicht gerade den vermitteln müssen.

    (was nicht ausschließt, dass die angehenden Lehrer im Studium gründlich gezeigt bekommen, dass die von ihnen gewählten Fächer viel schwieriger als gedacht und sie selbst ziemlich blöd sind: eine Erkenntnis, die im Hinblick auf den Lehrerberuf durchaus heilsam sein kann).

    Das aber kann zur Folge haben, dass Lehrer überhaupt nicht verstehen (können), dass andere (Schüler) sehr wohl Probleme mit diesen Schulfächern haben - und dass deren Gehirne ganz anders funktionieren als ihr eigenes.

    (Man erinnere sich nur mal an die eigenen Klassenkameraden und deren Abneigung gegenüber gewissen Fächern und überhaupt Schule; denn der Schnitt der Jugend war schon immer genauso so „blöd“ wie heute.)

    Zudem kann einem die üblicherweise verblassende Erinnerung einen Streich spielen: man kann sich als Lehrer nur nicht mehr erinnern, dass man durchaus mal dieselben Probleme hatte wie jetzt die Schüler

    (ich während meiner Schulzeit z.B. mit den gehirnausrenkenden Logarithmen: der Logarithmus aus 10 zur Basis 2 ist diejenige Zahl, mit der man 2 potenzieren muss, um 10 zu erhalten!?).


    Spätestens seit Einführung der zentralen Prüfungen ähnelt das Unterrichten dem Film , in dem ein Mann in einer Zeitschleife festsitzt und ein und denselben

    (und doch - sonst wäre es langweilig - leicht variierten)

    Tag immer wieder erlebt

    (ein Gefühl, das wohl auch so einige während der -"Lockdowns" beschleicht):

    "Jetzt unterrichte ich schon seit 20 Jahren solch atemberaubend moderne Literatur wie oder in Mathematik ... , und die Dämelacks von Schülern raffen es noch immer nicht."

    Der kleine Denkfehler liegt da natürlich darin, dass das

    (die zunehmenden fachlichen Einschränkungen sind allerdings schier unerträglich)

    Und ein Lehrer

    (obwohl ein Mathematiklehrer noch lange kein Mathematiker ist und ein Philosophie-/Kunstlehrer schon gar nicht automatisch ein Philosoph/Künstler),

    So gesehen sind die verhinderten Fachwissenschaftler, bei denen es mir der Universitätskarriere nicht geklappt hat, an Schulen fehl am Platz.


    Nur sehr kurz sei das Thema "Individualisierung" angeschnitten:


    Einige werden vielleicht sagen, dass   Vorsprung des Lehrers arg wenig sind.

    Ich würde hingegen sagen: immerhin !


    Ein geringer Vorsprung bedeutet, dass Schüler und Lehrer einander noch gut "sehen" können - wenn der Lehrer sich zum Schüler umdreht und hinwendet

    (also die fortgeschrittenen Elemente seines Faches hinter sich lässt).

    Hingegen "sehen" Lehrer und Schüler sich bei 10 km oder gar 10 Lichtjahren Vorsprung des Lehrers einander eh nicht mehr, kann der Lehrer also getrost vorwärtsgewandt weiterstürmen.


    Bei 10 cm oder von mir aus auch 1 m Vorsprung ist es zudem möglich, dass der Lehrer den Schüler "bei der Hand" nimmt und beide gemeinsam einen Weg gehen: der Lehrer ist da ein Begleiter oder Mentor:, d.h. "Fürsprecher, Förderer, erfahrener Berater".

    "bei der Hand nehmen" verhindert auch

      .

    Wieso soll ein Schüler überhaupt noch loslaufen, wenn der Lehrer

    (und sowieso jeder unerreichbare große Schriftsteller, Mathematiker ...)

    schon längst da (= am Ziel) ist?!


    Eine hilfreiche Einstellung gegen jede Mehr-als-10-cm-Distanz:

    „Alles, was mir so einfach erscheint, ist für viele Schüler enorm schwierig, und wenn ich darüber ins Grübeln gerate, scheint es auch mir selbst gar nicht mehr so selbstverständlich, wie ich immer gedacht habe.“

    Man muss sich „nur“ wieder im „fremden Blick“ üben:

        

    Wo wir aber gerade bei einem Bild von Archimboldo sind:
      Schüler-Perspektive:

      Lehrer-Perspektive:

     
             
         

    Damit Lehrer endlich mal wieder die Schülerperspektive einnahmen, habe ich auf einer Lehrerfortbildung mal vorgeschlagen, dass man sich in Gruppen in ein gänzlich unbekanntes Thema einarbeitete. Der Vorschlag wurde brüsk abgelehnt - und zwar vermutlich aus Angst.

    Ein schönes Motto im fortgeschrittenen Alter ist "Machen wir uns doch nichts vor!":

    aufgrund

    begegnen sich Lehrer und Schüler grundsätzlich nicht auf (gleicher) Augenhöhe bzw. gehen sie nicht nebeneinander, sondern hat der Lehrer (fast) immer einen (Riesen-)Vorsprung.

    Wer das leugnet, ist entweder naiv oder will sich bei Schülern anbiedern

    (was sie schnell durchschauen, ihnen peinlich ist - und was sie verachten).

    Lehrer und Schüler können sich also (hoffentlich) respektvoll begegnen, aber nie Freunde werden.

    Lehrer sind jedoch den (meisten) Schülern nicht nur automatisch (fachlich) voraus, sondern sollten es auch sein. Natürlich sollten Schüler auch eigene (fachliche) Wege gehen können/dürfen

    (statt z.B. in der Mathematik nur fertige Rechenwege [höchstens mit anderen Zahlen] nachzugehen),

    aber der Lehrer muss doch wissen, wo die fachlichen Wege hinführen bzw. wo er die Schüler hinführen will

    (z.B.: was ist für das Fach typisch, was [welcher Stoff und welche Fähigkeiten] wird später [in der Schulzeit, evtl. aber auch einem Studium] noch gebraucht?).


    Im Titel

    den Schülern immer voraus

    dieses Essays ist mir durchaus auch das kleine Wort "immer" wichtig: ein Lehrer wird u.a. dafür bezahlt, dass die Schüler fachliche Fortschritte machen, d.h. er muss die Schüler immer ein bisschen

    (eben 10 cm)

    ziehen statt sie nur darin zu bestätigen, was sie sowieso schön kennen/mögen.

    Ein Beispiel:

    wenn ich im Fach Deutsch Filmtechnik durchnehme, würde ich das niemals anhand eines Films tun, auf den die Schüler sowieso schon abfahren

    (also z.B. ),

    und zwar aus drei Gründen nicht:

    1. , weil ich ihnen einen von ihnen favorisierten Film nicht durch exzessive Analyse "entfremden" möchte

    (obwohl ich natürlich hoffe, dass die Schüler Filme durch filmtechnische Kenntnisse nur um so intensiver erleben),

    1. , weil ich nicht ihren Filmgeschmack abkanzeln möchte

    (obwohl ich sie ja indirekt zu einem elaborierteren Filmgeschmack anleiten möchte),

    1. , weil Jugendfilme uns Erwachsene einen Sch...dreck angehen.

    Aber ich würde eben auch keinen avantgardistischen Film wie z.B. nehmen, der ihnen um 10 Lichtjahre voraus ist, sondern

    (je nach Alter natürlich unterschiedlich)

    eben einen, der ihnen nur bzw. immerhin um 10 cm voraus ist oder seitlich neben ihrem  Filmgeschmack vorbei läuft, also z.B. oder .

    Und so würde ich in einer 9. Klasse auch

    (solange man mich nicht zwingt)


    Anders ist das in der Oberstufe: da muss ich den Schülern ab und zu nicht nur , sondern mindestens  voraus sein und einfordern, dass sie sich im Fach Deutsch auch mal mühsam

    (mit meiner Hilfe!)

    z.B. in

    (fast hätte ich gesagt: je altertümlicher und fremdartiger, desto besser)

    einarbeiten

     

    (aber bittschön nicht in solch eine sprachlich und inhaltlich verquere Trivialliteratur wie ).

    Oder im Fach Mathematik müssen in der Oberstufe auch mal die "guten" Schüler Blut lecken, d.h.

    (unvermeidliche Misserfolge und hoffentlich auch Erfolge haben),

    denn schließlich will ich


    Leider sorgen aber die immer enger gestrickten Lehrpläne und die zentralen Prüfungen dafür, dass keine Zeit für ein "Führen an der langen Leine" bleibt, sondern die Lehrer und damit auch die Schüler andauernd unter Zeit- und Stoffdruck stehen:


    Mir gefällt die -Analogie, weil ich bei dem Maßband jederzeit den schwarzen Knopf nach unten drücken und z.B. 10 m doch wieder auf 10 cm zurückschnurren lassen kann.

    Aber