jetzt auch ich über das "Turbo-Abi" (G8)


(aus der ZDF-Sendung „Deutschland-Bilanz“ über 30 Jahre Deutsche Wiedervereinigung am 9.8.2019)

breaking news:

(, 18.4.2016)

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(, 23.2.08)


Vgl. auch

  "Der Gruppe der Acht (G8) gehören Italien, Kanada, Japan, Deutschland, die Vereinigten Staaten, Russland, das Vereinigte Königreich und Frankreich an."
(
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Jetzt (2/2008) erst? Nein, ich habe auf diesen Internetseiten schon vielfach über die "Problematik" der verkürzten Schulzeit geschrieben

(bin jetzt aber zu faul, meine eigenen Weisheiten dazu zu suchen und darauf zu verweisen).

Es ist also nicht so, dass ich erst jetzt die gegenwärtige öffentliche Diskussion

(vgl. u.a.

einhole

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sondern umgekehrt holt diese mich ein (wurde ja auch Zeit!):

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(Das geht mir neuerdings öfter so, z.B. auch bei  

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Natürlich tut es wohl, derart "Recht" behalten zu haben  - und gleichzeitig bin ich doch doppelt skeptisch:

  1. gegenüber aller Medienaktualität, die doch allzu häufig nur ein Strohfeuer ist;
  2. ist es ja nun wahrhaft nichts Neues, sondern seit Ewigkeiten Standard, dass die Kultusbürokratie in blindem Aktionismus zu schnell und unüberlegt handelt.

Ich will hier gar nicht Sinn oder Unsinn von "G8"

(acht Jahre auf der weiterführende Schule bis zum Abitur)

diskutieren, sondern einzig und allein die Durchführung:

Ob die Schüler das Gymnasium als Stress empfinden, hängt nicht davon ab, ob es acht oder neun Jahre dauert«, glaubt Eckhard Klieme, Leiter des Instituts für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt am Main. Der Fehler beim G8 sei, »dass es ad hoc eingeführt wurde, ohne wissenschaftliche Begleitung«."
(
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Da hat der Mann mit der grün markierten Passage ja rundrum recht - und ist die rot markierte Passage einfach nur Quatsch (Pfründeerhalt): man hätte nicht (noch) eine "wissenschaftliche Begleitung" gebraucht, sondern einfach mal SchulpraktikerInnen, also LehrerInnen "an vorderster Front", fragen müssen.

Und außerdem probiere man Neuerungen doch erstmal im Kleinen aus, lerne aus dem Versuch - und übertrage (wenn überhaupt) erst dann aufs Große.


Jeder Schulpraktiker hätte den verantwortlichen Kultusbürokraten doch schon vorher sagen können, dass "das alles" beim besten Willen "so" nicht funktionieren kann:

  1. ist die Ganztagsschule sowieso immer nur die zweitbeste Lösung, und wenn man sie denn will, bedarf es enormer Vorbereitungen (Mensa, Freizeitbereich, Freizeitangebote). Schon gar nicht darf einfach nur der klassische Unterricht ausgeweitet bzw. in weniger Jahre gestopft werden (noch mehr Stunden).
  2. wird - und das ist das Hauptproblem - leider (s. Schavan oben) immer nur quantitativ gedacht:

"Wie lässt sich derselbe Stoff in weniger Zeit durchziehen?"

Vielmehr wäre doch unbedingt zu fragen:

"Wo kann man Überflüssiges weglassen, bzw. wäre weniger nicht mehr?":

(Vgl. das gute alte "exemplarische Lernen")

Das aber ist eine Frage, die letztlich unabhängig von der Schulzeitverkürzung ist.

Und genauso könnte man ja mal fragen, ob SchülerInnen zur Abwechslung nicht anders (praktischer, erlebnisreicher) lernen könnten, also z.B. dadurch, dass das "Freizeitangebot" einer Ganztagsschule eben auch Lerneffekte hat

(und man daher Fachunterricht teilweise streichen könnte; ich könnte mir also allemal "Projekte" vorstellen, in denen die SchülerInnen nebenher eine Menge Mathematik lernen würden - wozu dann durchaus auch mal ein Halbjahr Mathematik ausfallen könnte).

Nun ist es trotz allem aber ein bisschen simpel, allein der Bürokratie die Schuld zu geben. Selbst wenn sie den Stoffdruck runterfährt, kommt das ja noch lange nicht in den Schulen an. Vgl.

(wobei trotz allem nicht "behalten", sondern "Denkgymnastik" das wichtigste Kriterium ist).

(vgl. Bild  ):

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Überhaupt bin ich ja unverwüstlich des Glaubens, dass all die derzeit durchgepeitschten Neuerungen wenig bringen bzw. sogar - gelinde gesagt - kontraproduktiv sind, weil sie nicht (qualitativ!) den Unterricht selbst verbessern. Wir brauchen - wieder mal am Beispiel der Mathematik gesagt - weniger neue Methoden und schon gar nicht mehr (zentrale) Prüfungen, sondern einfach (?!) einen besseren Matheunterricht, was auch heißt: ein anderes Bild von der Mathematik.

(Dabei fällt es mir allemal schwer, das Unwort "Qualität" in den Mund zu nehmen.)


Ich würde jeden Bildungspolitiker hoch schätzen, der sagen würde:

"Wir waren (wie eigentlich immer) allzu voreilig und haben großen Mist gebaut
- aber wir möchten draus lernen."


PS: Sonst haben die keine Sorgen:

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PPS:

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Und woll´n wa wettn, dass dem Rektor nun das Leben zur Hölle gemacht wird?

Euphemistisch formuliert:

"Auch Schulamtsleiter Heinz Kipp lacht nicht und sagte SPIEGEL ONLINE: »Das ist nicht genehmigungsfähig.« Unterricht nach dem abgeschafften G9-Lehrplan wäre gesetzeswidrig, ebenso das Aushebeln des Turbo-Abiturs über die »Einzelfallregel für freiwillige Wiederholungen«. Stoppe Rektor Gath sich nicht selbst, greife die Aufsicht ein, so Kipp."

PPPS:

"Wollte man die Debatten über G8, die um ein Jahr verkürzte Gymnasialerziehung, in einem Satz zusammenfassen, so könnte er lauten: Entscheidend an der Schule ist nicht die Schule, sondern der Unterricht. Bildungsreformen finden an seinen Möglichkeiten ihre Grenze oder sollten es jedenfalls. Die Debatte über Bildung ist in Deutschland aber, auch das zeigt der Lärm um G8, fast immer eine über Schulformen, Etats, Lehrpläne, Fächer und andere Strukturvorgaben. Nur selten wird darüber gesprochen, was im Unterricht geschieht."
(Jürgen Kaube in der FAZ vom 30.3.08)

PPPPS:

Um Schavan ein wenig Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, vgl.

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PPPPPS:

Ihr [der NRW-Kultusministerin] Wort in Gottes Ohren:


(, 15.8.09)

PPPPPPS:


(, 21.5.10)

"Und woran erkennt man im Grunde die Wohlgeratenheit! Daß ein wohlgeratner Mensch unsern Sinnen wohltut: daß er aus einem Holze geschnitzt ist, das hart, zart and wohlriechend zugleich ist. Ihm schmeckt nur, was ihm zuträglich ist; sein Gefallen, seine Lust hört auf, wo das Maß des Zuträglichen überschritten wird. Er errät Heilmittel gegen Schädigungen, er nützt schlimme Zufälle zu seinem Vorteil aus; was ihn nicht umbringt, macht ihn stärker."
(Friedrich Nietzsche: Ecce Homo - Warum ich so weise bin 2)

PPPPPPPS:

Und jetzt lache ich mich tot über die Spätfolgen von G8 oder genauer über die Rückkehr zu G9:


(, 23.10.2018)